Grüne Abgeordnete vertritt künftig Interessen
von Braunkohle- und Atomkonzernen

Im Lateinischen gibt es das Zitat „Pecunia non olet“ – Geld stinkt nicht. Oder anders ausgedrückt: Wechselt ein Christdemokrat oder ein Sozialdemokrat nach parlamentarischer Tätigkeit mit entsprechendem zeitlichem Abstand in einen Konzern, ist das ein Aufreger. Wechselt ein Grüner in die Wirtschaft, geht man geflissentlich zur Tagesordnung über. So geschehen bei Kerstin Andreae, der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und wirtschaftspolitischen Sprecherin der Grünen im Deutschen Bundestag. Sie wird Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft und vertritt damit auch die Interessen von Braunkohle- und Atomkonzernen. Sie wird damit eine Lobbyistin. Wie hoch das Gehalt sein wird, ist nicht bekannt. Es dürfte deutlich über den Bezügen einer Bundestagsabgeordneten liegen.

Kein Einzelfall

Der ehemalige parlamentarische Staatssekretär der Grünen, Matthias Berninger, ist heute für den Bayer-Konzern tätig und vertritt damit die Glyphosat-Firma Monsanto, die von den Grünen bezüglich des Glyphosates attackiert wird. Der ehemalige grüne Außenminister Joschka Fischer berät den Autokonzern BMW und den Energiekonzern RWE. Rezzo Schlauch, der ehemalige grüne Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, war im Auftrag von Erdogan unterwegs, um für die Türkei zu werben, damit Firmen sich dort niederlassen. Zu erwähnen ist auch die ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Marianne Tritz, die Geschäftsführerin des Verbandes der Tabak-Lobby wurde. Bei manchen Grünen kann man auch sagen: Links blinken, rechts in die Privatwirtschaft mit gutem Salär abfahren. Persönliche und politische Glaubwürdigkeit sehen anders aus.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024