CDU-MdB Hans-Jürgen Irmer im Gespräch mit heimischen Pflegediensten

Pflegekräfte dringend gesucht
Pflegehelferausbildung zusätzlich nötig

Zu einem interessanten Gedankenaustausch im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks kam CDU-Bundestagsabgeordneter Hans-Jürgen Irmer auf Einladung von Christa Schmid mit Pflegedienstinhabern/innen, Mitgliedern der APPH (Arbeitsgemeinschaft privater Pflege und Hilfsdienste Mittelhessen e.V.) zusammen, um das Thema Pflege im weitesten Sinne zu erörtern. Einig war man sich darüber, dass der Beruf als solcher nicht nur eine qualifizierte Ausbildung erfordert und damit einhergehend auch eine entsprechende Bezahlung, sondern dass aktuell und perspektivisch dringend weiteres Personal nötig ist. Das Pflegepersonalstärkungsgesetz von Bundesgesundheitsminister Spahn, mit dem 13.000 neue Stellen in der Altenpflege geschaffen werden sollen und der damit verbundenen Finanzierung der Pflegeausbildung in den Kliniken, sei ein richtiger Schritt. Allerdings habe man das Problem, Auszubildende zu finden. Darüber hinaus seien die ambulanten Dienste etwas außen vor gelassen worden.

Aktuell seien bundesweit etwa 3 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen. Diese Zahl werde bis zum Jahr 2045 auf 5 Millionen anwachsen. Allein aus diesen Zahlen werde deutlich, wie hoch der pflegerische Bedarf sei. Als positiv wird angesehen, dass künftig junge Leute ihre Ausbildung nicht mehr bezahlen müssen, sondern stattdessen über einen Fonds bezahlt werden, in den zuvor Altenheimbetreiber, Krankenhäuser, Land und Pflegeversicherung einbezahlt haben. Kritisch wurde angemerkt, dass der jetzige Personalengpass leicht dazu führe, dass Pflegekräfte abgeworben würden, wie das beispielsweise in der Größenordnung von ca. zehn Stellen durch die Lahn-Dill-Kliniken erfolgt sei, die ihre Kosten über die Kassen abrechnen könnten, während dies gerade privaten Heimbetreibern nur über ihre Kunden möglich sei, so dass es eine entsprechende Grenze der Belastbarkeit gebe.

Bei allem berechtigten Hinweis darauf, dass die Qualität der Ausbildung hoch sein müsse, gebe es perspektivisch Probleme, wenn bisher unterschiedliche Ausbildungsgänge der Altenhilfe oder Krankenpflege mit unterschiedlichen inhaltlichen Anforderungen zusammengelegt würden, wie dies ab 01.01.2020 der Fall sein solle. Deshalb sei dringend über eine sogenannte Pflegehelferausbildung über zwei Jahre nachzudenken, die denjenigen eine Chance gebe, die beispielsweise über einen Hauptschulabschluss verfügen und genauso mit Empathie und Engagement ihrer Arbeit nachkommen könnten.

Die geplante neue Ausbildung bedeute allerdings in der Praxis, dass der Zeitraum, in dem ein Auszubildender im Stammbetrieb sei, weiter reduziert werde, so dass die maximale Verweilzeit in einem Betrieb trotz dreijähriger Lehre lediglich ca. ein dreiviertel Jahr umfasse. Eineinhalb Jahre davon verbringe der Auszubildende in der Schule. Hinzu kämen die jeweiligen Jahresurlaube, statistische Krankheitsphasen und vor allen Dingen Einsätze in anderen Bereichen, wie zum Beispiel auch im Krankenhaus.

Ein großes Problem seien nach wie vor die bürokratischen Auflagen, die ständigen Prüfungen, wobei man grundsätzlich nichts gegen Prüfungen habe, die Dokumentationspflichten und vieles andere mehr. Irmer bat um konkrete Vorschläge zur Entbürokratisierung und regte an, einmal darüber nachzudenken, ob Betriebe, die dreimal hintereinander mit einer sehr guten Note oder Bewertung abgeschlossen haben, in einem Zweijahresrhythmus statt in einem Jahresrhythmus prüfen und bewerten könne, um einerseits einen Anreiz zu setzen, andererseits aber auch die Verwaltungsarbeit, die mit jeder Prüfung verbunden sei, zu reduzieren.

Christa Schmid dankte im Namen der Mitglieder des APPH e.V. für das offene und konstruktive Gespräch Beide Seiten waren sich einig, dies in regelmäßigen Abständen fortzusetzen.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024