Mittelhessens Polizeipräsident Bernd Paul informiert auf Einladung von Pro Polizei Wetzlar über den Stand der Dinge

Lahn-Dill-Kreis sicher
- Fallzahlen rückläufig
- Aufklärungsquote gestiegen - aber: Wohnungseinbrüche weiterhin ein Problem

Mit Zahlen, Daten und Fakten und Erläuterungen aus der Sicht seines Amtes informierte Mittelhessens Polizeipräsident Bernd Paul auf Einladung der Bürgerinitiative Pro Polizei Wetzlar das Publikum in Tasch's Wirtshaus in Wetzlar auf der Basis der aktuellen Kriminalitätsstatistik über die Sicherheitslage. Dabei legte er - beginnend mit der Situation in Hessen und im Bereich des Polizeipräsidiums Mittelhessen - die Schwerpunkte auf die Entwicklungen im Lahn-Dill-Kreis.

Pro-Polizei-Vorsitzender Hans-Jürgen Irmer begrüßte den Referenten und wies auf Hessen als „das drittsicherste Bundesland nach Bayern und Baden-Württemberg“ hin. Die Aufklärungsquote liege für das Jahr 2018 bei 64 Prozent. 1996, im Gründungsjahr der Bürgerinitiative Pro Polizei Wetzlar, hätten gerade mal 44 Prozent aller zur Anzeige gekommen Straftaten aufgeklärt werden können. Diese positive Entwicklung ist laut Irmer das Vierdienst von Vielem: einer deutlichen Verbesserung von Personal und Ausstattung bei der hessischen Polizei und - am wichtigsten - an einer hohen Motivation der Beamtinnen und Beamten im Polizeidienst.

Polizeipräsident Bernd Paul fügte dieser Aufzählung noch die unverzichtbare Unterstützung der Polizei durch die Bürger hinzu. Deshalb habe er Hochachtung vor einem Verein wie der Bürgerinitiative Pro Polizei, die „als erfolgreiches Modell von Wetzlar ausgehend“ inzwischen über etliche Nachfolgegründungen in Hessen nun auch darüber hinausreichend bis in die Bundeshauptstadt Berlin Wirkung entfalte, wo vor einigen Monaten auf Initiative und mit Unterstützung durch Hans-Jürgen Irmer ebenfalls eine BI Pro Polizei Berlin ins Leben gerufen wurde.

In den vier Landkreisen Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf, Gießen und Wetterau, die mit einer Gesamtfläche von 4300 Quadratkilometern den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums (PP) Mittelhessen bilden, sorgt die Polizei mit 13 Polizeistationen und sieben Polizeiposten, mit sechs Kriminalpolizei-Dienststellen und einer Autobahnpolizeistation für die Sicherheit von über einer Million Einwohnern in 88 Kommunen. 1048 Kilometer Kreisstraßen, 1510 Kilometer Landstraßen, 684 Kilometer Bundesstraßen und 192 Kilometer Bundesautobahnen durchziehen die vier Landkreise, wobei im Jahr 2018 mehr als 24.000 Verkehrsunfälle bearbeitet werden mussten. 160.000 Einsätze aufgrund von Notrufen stehen in der Statistik sowie 43.500 Straftaten mit einer Aufklärungsquote von knapp 64 Prozent.

Für das Publikum in Tasch's Wirtshaus waren die Zahlen für den Lahn-Dill-Kreis von besonderem Interesse: 24 Kommunen mit zusammen 254.000 Einwohnern an Lahn und Dill, 1067 Quadratkilometer Kreisfläche, 258 Kilometer Kreisstraßen, 404 Kilometer Landesstraßen, 55 Kilometer Autobahnen, 5500 Unfälle, 31.200 Einsätze nach Notrufen, 8780 Straftaten - erstmals überhaupt unter 9000 - mit einer überdurchschnittlichen Aufklärungsquote von 66,2 Prozent. Laut Polizeipräsident Paul verzeichnet der Lahn-Dill-Kreis in 2018 mit minus 5,5 Prozent oder 507 Fällen im Vergleich zum Vorjahr die niedrigste Fallzahl (in Relation zur Bevölkerung) in ganz Mittelhessen bei der zugleich höchsten Aufklärungsquote. Zwei von drei Straftaten konnten somit aufgeklärt werden.

Auch wenn die Fallzahlen erfreulicherweise gegenüber 2017 um 24 Prozent zurückgegangen sind, ist laut Polizeipräsident auch im Lahn-Dill-Kreis der Wohnungseinbruch nach wie vor der Problembereich Nr. 1. 2018 waren es 207 Taten gegenüber 272 in 2017 oder gar 350 in 2016. Allerdings liege die Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruchsdiebstahl bei nur 12,3 Prozent, was natürlich nicht zufriedenstellen könne. Erwähnenswert aber sei, dass nicht zuletzt auch aufgrund der durch die Polizei geförderten Präventionsmaßnahmen mehr als die Hälfte aller Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium „steckengeblieben“ sind. „Das heißt, dass dieses Delikt präventabel ist und Polizei wie Bürger Erhebliches zum Schutz des Eigentums beitragen können“, so Mittelhessens oberster Ordnungshüter.

Sorgen bereitet laut Paul die Zunahme der verbalen und tätlichen Übergriffe gegen Polizeibeamte im Dienst - im Lahn-Dill-Kreis waren es im vergangenen Jahr 37 -, eine - bundesweit - höchst ungute und nicht zu tolerierende Entwicklung, von der leider und in völlig unverständlicher und widersinniger Weise auch Feuerwehr und Rettungsdienste im Einsatz zunehmend betroffen sind. Politik und Gesellschaft seien gefragt und dringend aufgerufen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Ein weiteres Zeichen des „moralisch-sozialen Zerfalls“ ist laut Paul auch der hohe Anteil und die weiter zunehmende Tendenz bei der Unfallflucht. Rund ein Drittel aller Unfallverursacher entferne sich rechtswidrig von der Unfallstelle.

Schließlich erläuterte der Polizeipräsident einige spezielle Aufgabenfelder der Polizei, die mit ungewöhnlichen Abkürzungen bezeichnet werden: „ZURS“ ist die Zentralstelle zur Überwachung rückfallgefährdeter Sexualstraftäter - mit „ZURS-Probanden“ habe auch die Polizei im Lahn-Dill-Kreis zu tun. „MIT“ sind Mehrfach- und Intensivtäter. Je nach Straftaten sind zwischen fünf und 60 Prozent der Täter „MIT-Täter mit negativer Prognose“. „BASU 21“ sind besonders auffällige Straftäter unter 21 Jahren, bei denen die Polizei mit hoher Betreuungsintensität ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität zu verhindern suche. „BAS A“ sind besonders auffällige Straftäter mit ausländischem Hintergrund. Bei dieser Personengruppe sind laut Polizeipräsident in enger Kooperation mit der örtlichen Ausländerbehörde „aufenthaltsbeendende Maßnahmen“ das Ziel. Mit „IMIT“ werden Mehrfachintensivtäter, schnell und brutal auftretende Straftäter erfasst, die in kein anderes Raster passen.

Über den Autor

Franz Ewert

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