Gedenken an Hartmut Müller und Ehrung langjähriger Mitglieder
Sieben Jahrzehnte CDU Braunfels waren Grund zum feiern
In der Grillhütte der "Kallemänner" feierte die Braunfelser CDU ihr 70-jähriges Bestehen. Genauer: sie feierte diesen "runden Geburtstag" ein Jahr später. Inzwischen 71 Jahre alt, fiel das Geburtstagfest im vergangenen Jahr wegen des plötzlichen Todes des Ehrenvorsitzenden Hartmut Müller aus. Aus Respekt und Ehrerbietung vor Müller und seiner Verdienste um die CDU Braunfels - und auch im Lahn-Dill-Kreis - verzichtete der Stadtverband im letzten Jahr auf eine Feier. Diese wurde nun ein Jahr später nachgeholt, jedoch wiederum auch im Gedenken an Hartmut Müller, der, so Stadtverbandsvorsitzender Gerhard Bender, "ein wichtiger Mitorganisator ausnahmslos aller Veranstaltungen der CDU Braunfels" gewesen sei. "Hartmut Müller war eine Institution, eine unverzichtbare Größe, er war das Gesicht der Braunfelser CDU."
Der Stadtverbandsvorsitzende blickte in Anwesenheit eines zahlreichen Publikums - darunter neben CDU-Parteigängern aus Braunfels und den benachbarten Städten Solms und Leun mit dem Kreisvorsitzenden Hans-Jürgen Irmer an der Spitze auch Vertreter von SPD und Grünen - kurz in die Historie zurück. War die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Parteiwesens in Deutschland, so musste sich nach dem Zweiten Weltkrieg so ziemlich alles komplett neu ordnen. 1946 entstand dann auch die CDU Deutschlands, so wie sie bis heute agiert, wenngleich sie sich in den folgenden Jahrzehnten natürlich auch verändert habe. Auch in der Schlossstadt.
Am 27. Januar 1946 fand in Braunfels eine "Gemeindewahl" statt, bei der Liberaldemokratische Partei, die Sozialdemokratische Partei und die Christlich-Demokratische Partei Wetzlar, Ortsgruppe Braunfels antraten. 1174 Wahlberechtigte gaben ihre Stimme ab. Die Liberalen erhielten 362 Stimmen (31,7 Prozent), die "Sozis" 252 (30,8 Prozent) und die CDU 426 Stimmen (37,4 Prozent). "Na, kommt euch das irgendwie bekannt vor?", flachste Bender in die Runde und in Richtung des neben ihm stehenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Gerd Mathes, "Damals wie heute stärkste Fraktion im Stadtparlament."
CDU-Kreisvorsitzender Irmer gab sich in seinem Grußwort staatsmännisch. Die demokratischen Parteien im Land seien gefordert, im Blick aufs Ganze das Gemeinsame herauszustreichen. Sie sollten das aufnehmen, was die Menschen im Land bewegt - und über die besten Lösungen der Probleme und Aufgaben im demokratischen Diskurs streiten, argumentieren und entscheiden. Und bei allem Trennenden und allen vorhandenen Unterschieden in den Ansichten und Lösungsansätzen dennoch gemeinsam die Menschen überzeugen, für die Demokratie einzustehen.
Irmer und Bender zeichneten zwei Braunfelser Mitglieder für ihre 40-jährige Zugehörigkeit zur CDU Deutschlands mit Urkunde und Nadel aus: Franz Faulhaber und Gert Heimannsberg.