MdB Irmer kritisiert Schnüffel-Fibel

Methoden wie in der „DDR“ bzw. Nazidiktatur
Ministerin Giffey (SPD) soll Broschüre zurückziehen

Der Kampf gegen sogenanntes rechtes Gedankengut, was immer das im Einzelnen auch sein mag, die Definitionen darüber sind sehr unterschiedlich, treibt ungeahnte Blüten. Dass man in dieser Gesellschaft gegen Rechtsextremismus vorgehen muss, ist völlig unstreitig. Das Gleiche gilt auch für den Bereich des Linksextremismus und des Islamismus.

Aktuelle Blüte im Kampf gegen rechts ist eine Broschüre, 60 Seiten Umfang, mit dem Titel „Ene, mene muh – und raus bist du!“. Herausgeber ist die politisch sehr links zu verortende und höchst umstrittene Amadeu-Antonio-Stiftung, die u.a. von dem Familienministerium unterstützt wird, konkret auch bezogen auf die Herausgabe dieser Broschüre. Diese Broschüre soll als Handreichung für Erzieher in Kindertagesstätten dienen. Ziel ist es, dass bereits im Kindergartenalter rechtsextremen und menschenfeindlichen Einstellungen im frühkindlichen Bildungsbereich entgegengewirkt wird.

Stasi-/Nazimethoden

Die spannende Frage ist, wie kann man denn im frühkindlichen Bereich entsprechende Einstellungen erkennen? Kein Problem für die Herausgeber dieser Broschüre. Sie geben nämlich konkrete Hinweise, wie Erzieher Kinder aus angeblich rechtslastigen Familien identifizieren. Unter der Überschrift „Kinder aus völkischen Familien“ wird das Beispiel eines Geschwisterpaares geschildert, das im Kindergarten einfach nur zurückhaltend ist und wenig von zu Hause erzählt.

„Gleichzeitig gibt es keine sogenannten Disziplinprobleme, diese Kinder scheinen besonders gut zu ‘spuren’. Außerdem sind traditionelle Geschlechterrollen in den Erziehungsstilen erkennbar: Das Mädchen trägt Kleider und Zöpfe, es wird zu Hause zu Haus- und Handarbeiten angeleitet, der Junge wird stark körperlich gefordert und gedrillt. Beide kommen häufig am Morgen in die Einrichtung, nachdem sie bereits einen 1,5-Kilometerlauf absolviert haben.“

Geht es nach den Autoren sind all das Hinweise darauf, dass die Kinder in einem rechtsextremen, völkischen Elternhaus aufwachsen. Den Erziehern wird dann empfohlen, den Geschwistern als Primärprävention „Angebote der Vielfalt und Demokratiepädagogik“ zu machen. Und es wäre sicherlich nicht schlecht, wenn die Erzieher mit den Eltern ins Gespräch kommen, so dass deutlich gemacht werden kann, „inwiefern autoritäre und geschlechterstereotype Erziehungsstile die vielfältigen Möglichkeiten von Kindern einschränken“.

In einem anderen Fall macht sich eine Mutter Sorgen, weil Kita-Kinder ihrem Sohn in der Verkleidungsecke die Fingernägel lackiert haben. Sie befürchtet, dass ihr Sohn mit „Gender-Quatsch“ indoktriniert werden könnte. In der Broschüre heißt es dann: „Die Wortwahl der Mutter gibt Grund zu der Annahme, dass diese sich im Kontext (neu-)rechter oder fundamentalistischer Ideologien verortet oder bewegt.“ „Wenn man diese Definition der Autoren zum Maßstab nimmt, dann bin ich auch ein Vertreter der fundamentalistischen Ideologie, denn halte Gender für einen groben Unfug“, so Irmer.

Massive Kritik

Gunnar Schupelius hat in der „Berliner Zeitung“ formuliert, dass es nicht Aufgabe des Staates oder auch von Kindergärten sein kann und darf, „die Lebensweise der Eltern zu prüfen und zu korrigieren“. Er fügt hinzu: „Dann kann sehr schnell wieder geschehen, was in den deutschen Diktaturen geschah: In der DDR und im NS-Staat wurden Kinder einer Gesinnungskontrolle unterzogen und sogar als Spitzel gegen ihre Eltern eingesetzt.“

In die gleiche Kerbe schlägt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Er fordert, dass „die Schnüffel-Fibel“ der Antonio-Amadeu-Stiftung „schnellstens aus dem Verkehr gezogen“ werden müsse. Unterstützung erhält er vom bildungspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Rupprecht (CSU), der erklärt, dass hier ein politischer Missbrauch von Erziehern vorliege, der sofort beendet werden müsse. Ruppert weiter: „Kein Mensch darf wegen seiner Kleidung, seiner Frisur oder seines Lebensstils stigmatisiert, verurteilt oder in Schubladen sortiert werden. Jeder Mensch hat das Grundrecht, sich in unserer Gesellschaft frei entfalten zu können.“ Diese mit Steuergeld geförderte Broschüre sei mit den Grundwerten Deutschlands unvereinbar. Auch die stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Nadine Schön, macht unmissverständlich klar, dass diese Broschüre und die Aufforderung an die Erzieher, zur Überwachung und zum Korrektiv der elterlichen Gesinnung zu werden, eindeutig sämtliche Grenzen überschreitet.

So wie es Professor Roland Werner (Marburg) formuliert hat, ist die Darstellung von Christen in dieser Broschüre pauschalierend und verunglimpfend. An drei Stellen äußern sich die Autoren kritisch über „christlich fundamentalistische Akteure“, was immer das im Kontext von Linken inhaltlich bedeuten mag.

SPD-Familienministerin Franziska Giffey gefordert

„Es ist für mich nicht nachvollziehbar“, so der heimische CDU-Abgeordnete Hans-Jürgen Irmer, „dass die Bundesfamilienministerin in einem Vorwort die Autoren und die Broschüre lobt, wenn sie sagt, dass es wichtig sei, die frühkindliche Bildung demokratisch zu gestalten.“ „Eine Broschüre“, so Irmer, „die Vorurteile bekämpfen will, aber selbst welche vermittelt, die einseitig fixiert ist auf alles, was ‘rechts’ ist, aber Islamismus, Salafismus und Linksextremismus auch nicht ansatzweise erwähnt oder problematisiert, ist inakzeptabel.“ Deshalb fordere er die Ministerin auf, diese Broschüre ersatzlos zurückziehen. Gesinnungsschnüffelei sei mit den Grundwerten von Freiheit auch nicht ansatzweise vereinbar.

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Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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