Westerwaldlied fällt Zensurschere zum Opfer

Man kann das nur noch als Gespensterdebatte bezeichnen, was sich in diesen Tagen wieder in einigen überwiegend linksliberalen Medien abspielt. Der „Berliner Tagesspiegel“ hat die Junge Union des Rheingau-Taunus-Kreises und des Landkreises Limburg-Weilburg scharf attackiert, weil sie angeblich ein Lied aus dem Zweiten Weltkrieg singen würden. Gemeint war das Westerwaldlied.

Zum Hintergrund: Eine kleine Gruppe der Jungen Union war zu einer politischen Bildungsfahrt über einige Tage in Berlin. Die jungen Leute gingen abends in eine Kneipe, wo sie unter anderem das Westerwaldlied sangen. Nun kann man berechtigterweise darauf hinweisen, dass in einer Kneipe nicht unbedingt zu Lasten der anderen Gäste gesungen werden sollte. Besonders berührt und damit Initiatorin der medialen Kritik war eine jüdische Künstlerin, die nach den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Pogromnacht des 9. November die Kneipe besuchte. Dass der 9. November der Reichspogromnacht für alle Juden ein besonderes Datum darstellt, ist historisch begründet. Wenn man nach einem solchen Gedenken in Ruhe die Feierlichkeit überdenken will, dann muss man allerdings nicht unbedingt in eine Gaststätte gehen, wo selten Raum für Ruhe ist.

Das entschuldigt das öffentliche Singen von Liedern nicht. Aber aus dem 1932, also vor der Nazidiktatur, entstandenen Westerwaldlied ein Wehrmachtslied konstruieren zu wollen, nur weil es von der nationalsozialistischen Diktatur missbraucht und instrumentalisiert wurde, zeigt den wahren Kern der Attacke. Es dürfte wohl weniger um das Lied gehen als vielmehr um den Versuch, die Junge Union in eine rechtsradikale Ecke zu stellen. Das Westerwaldlied ist ein Heimatlied, das die Schönheit des Westerwaldes besingt, das viele Menschen und Gesangvereine im Lahn-Dill-Kreis seit Jahrzehnten gerne singen. Es hat auch Eingang gefunden in mein Volksliederbüchlein, das ich sowohl als Landtags- als auch Bundestagskandidat herausgegeben habe und dessen Lieder auch beim traditionellen Volksliedersingen der CDU Lahn-Dill gerne gesungen werden.

Ein Lied, das fröhlich ist, den rauen Westerwald, die Höhen und den Wind beschreibt, als „Wehrmachtslied“ zu diskreditieren, ist heutzutage eigentlich nur noch in Deutschland möglich. Man kann Verständnis dafür haben, dass die Bundeswehr unmittelbar nach Gründung in Bezug auf die zeitliche Nähe zur Wehrmacht dieses Lied zunächst aussonderte. Es wurde aber später wieder als Wanderlied etabliert. Erst vor kurzem ist es wieder der Zensur der politisch korrekten Sitten- und Tugendwächter zum Opfer gefallen. Mittels eines Erlasses von Verteidigungsministerin von der Leyen wurde das Liederbuch „Kameraden singt!“, in dem auch das Westerwaldlied enthalten ist, in der Bundeswehr verboten. Das wird mich nicht daran hindern, dieses schöne Volkslied auch in Zukunft mit anderen Menschen gemeinsam zu singen, so wie ich es bei einem „Sängerwettstreit“ der CDU Deutschlands bei einem Bundesparteitag in Hamburg vor vielen Jahren getan habe. Dort haben die Hessen u.a. das Westerwaldlied gesungen, Freunde aus anderen Bundesländern andere landestypische Lieder. Es war ein fröhlicher Sangeswettstreit ohne Sieger. Aber urteilen Sie selbst, liebe Leserinnen und Leser, ob an diesem schönen Volkslied etwas verwerflich ist. Hier der Text:

1. Heute wollen wir marschier'n,
einen neuen Marsch probier'n,
in dem schönen Westerwald,
ja da pfeift der Wind so kalt.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.

2. Und die Grete und der Hans
geh'n des Sonntags gern zum Tanz,
weil das Tanzen Freude macht
und das Herz im Leibe lacht.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.

3. Ist das Tanzen dann vorbei,
gibt es meistens Schlägerei,
und dem Bursch, den das nicht freut,
sagt man, er hat keinen Schneid.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.

 

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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