Bayerischer BdV-Vorsitzender Knauer Gast des CDU-Brauchtumsnachmittags in Büblingshausen

Wert der Heimat erkennen, bevor sie verlorengeht

Christian Knauer, bayerischer Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen (BdV), war der vom Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Lahn-Dill, Hans-Jürgen Irmer, herzlich begrüßte Ehrengast des von der CDU an Lahn und Dill zum wiederholten Male veranstalteten Brauchtumsnachmittages in der Siedlerklause Büblingshausen. Mitwirkende waren der Musikverein Reiskirchen einschließlich des Gesangsduos Nicole Ecker/Sascha Glotzbach unter der Leitung von Volker Wenzel, der einschließlich der abschließenden Nationalhymne insgesamt acht Musikstücke zum Besten gab, das Duo „Schatzkästchen“ mit Helga Semper (Braunfels) und Margot Böcher (Wetzlar), die sich der Pflege deutscher Volkslieder verschrieben haben und davon sechs a capella vortrugen. Die optisch-musikalisch-tänzerische Komponente steuerte der Egerländer Volkstanzkreis Dillenburg-Herborn-Braunfels zum Gelingen der Veranstaltung bei.

In Teilen geschichtslose Gesellschaft

Der 66 Jahre alte Christian Knauer, unter anderem ehemaliger bayerischer Landtagsabgeordneter von 1987 bis 2002 und anschließend bis 2014 Landrat des Kreises Aichach-Friedberg, beklagte in seiner Gastrede im Blick auf die geschichtlichen Ereignisse um Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg eine „in Teilen geschichtslose Gesellschaft“ in Deutschland. Nur Wenigen seien sich der 14 Millionen Menschen, die 1945 bis 1947 aus dem Osten vertrieben wurden oder flüchteten und die dabei zu beklagenden zwei Millionen Toten noch bewusst.

Vergesslichkeit und Geschichtslosigkeit zu beklagen, reiche allerdings nicht. Knauer rief die Menschen, speziell auch die Nachkommen der Flüchtlinge und Vertriebenen dazu auf, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu befassen. Großeltern und Urgroßeltern, die Großtanten und Großonkel seien die letzte Generation, die von Enkeln und Urenkeln noch befragt werden könnten, wie es war, als die Flüchtlinge nach Hessen und Bayern und in viele andere Teile Westdeutschlands kamen.

Heimatministerium nördlich des Mains etwas Neues

Knauer nannte es ermutigend, dass der Begriff „Heimat“ derzeit Konjunktur habe und es erstmals auf Bundesebene ein „Heimatministerium“ gebe. „In Bayern gibt es das schon lange, nördlich des Mains ist das aber etwas Neues.“ Brauchtum und Heimat hingen eng zusammen: „Brauchtum ergibt sich aus der Heimat, ohne Heimat kein Brauchtum“, folgert Knauer. Und Brauchtum schwinde da, wo junge Leute aus wirtschaftlichen Gründen aus ihrer Heimat weggingen. „Diese innerdeutschen Wanderungen gilt es zu reduzieren“, das sei Aufgabe des Heimatministeriums, jeder sollte in seiner Umgebung Arbeit und Auskommen finden. Und auch das stimme: „Keine andere demografische Gruppe steht so fest zum Grundgesetz wie die Heimatvertriebenen.“ Zugleich müssten die Landsmannschaften der Heimatvertriebenen ständig kämpfen, um ihre Existenz zu sichern.

Hessen vorbildlich

Hessen sei für Hunderttausende Vertriebene zur zweiten Heimat geworden. Es sei aber ein langwieriger, generationenübergreifender Prozess, bis die neue Umgebung zur Heimat werde. In Bayern, das seine Einwohnerzahl in den letzten 40 Jahren verdoppelt habe, könne man das beobachten. Klar sei aber auch, dass in Bayern das dortige Heimatministerium von keiner Partei in Frage gestellt werde, egal wie die Wahl ausgehen mag.

„In keinem Bundesland erfahren die Heimatvertriebenen so viel Unterstützung wie in Hessen“, lobte Knauer. Gleichzeitig verwies er auf die betrübliche Tatsache, dass heute weltweit mehr Menschen aus ihrer Heimat vertrieben würden als je zuvor. Alleine in Augsburg lebten 20.000 Christen aus der Türkei, in der Türkei selbst nur noch 4000. Es sei gut, dass vor einem Jahr ein Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung eingeführt wurde. In Ungarn aber sei dies im Blick auf die vertriebenen Ungarndeutschen bereits ein Jahr früher geschehen, wobei das gesamte Parlament einschließlich der Kommunisten zugestimmt habe.

Wert der Heimat herausstellen

Knauer sprach das Problem an, dass die Rentenansprüche für Spätaussiedler „gedeckelt“ seien. Diese Menschen müssten im Alter „aufstocken“. „Für heutige Flüchtlinge stehen Milliarden zur Verfügung, deshalb müssen Spätaussiedler aus Russland und Rumänien endlich gleichgestellt werden“, so Knauer, der davor warnt, dass die Akzeptanz des Asylrechts in Deutschland weiter sinken könnte. „Das darf aber nicht passieren.“ Denn keiner wisse besser, was „Heimat“ bedeute als die Heimatvertriebenen. „Wir müssen den Wert der Heimat immer wieder herausstellen“, so Christian Knauer, der Hans-Jürgen Irmer seinen Dank aussprach für das Engagement Hessens im Allgemeinen und der CDU an Lahn und Dill im Besonderen rund um Brauchtum und Heimat. Denn: „Viele erkennen den Wert der Heimat erst, wenn sie verlorengeht.“

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Franz Ewert

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