CDU unterstützt Sell-Belegschaft in Herborn

Aus Sicht der CDU Lahn-Dill, so CDU-Kreistagsvorsitzender und Bundestagsabgeordneter Hans-Jürgen Irmer sowie sein Stellvertreter im Kreistag, Jörg Michael Müller, sei klar, dass alles darangesetzt werden müsse, die Arbeitsplätze beim Flugzeugausstatter Sell in Herborn zu erhalten. Dies sollte eigentlich überparteilich Konsens sein, so wie man im Jahr 2009 schon einmal einen gemeinsamen Antrag im Kreistag zugunsten von Sell formuliert und beschlossen habe.

Vor wenigen Tagen hat der Betriebsrat die SPD-Vorsitzende Nahles eingeladen, die sich solidarisch erklärte. Im Sinne eines größtmöglichen Erfolges wäre es aber gewesen, wenn man seitens des Betriebsrates alle demokratischen Parteien eingebunden hätte. Ein gewisses Gschmäckle ergibt sich, wenn man weiß, dass die heimischen Spitzengenossen seit vielen Monaten über die Probleme informiert sind. Was sie zwischenzeitlich getan haben, entzieht sich der Kenntnis der CDU. Sie sind genauso informiert worden wie CDU-Bundestagsabgeordneter Hans-Jürgen Irmer.

Bundeswirtschaftsminister eingeschaltet

Irmer hatte mit Datum vom 9.5.2018 Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf die Lage bei Sell aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, dass Sell als Flugzeugausrüster in bestimmten Segmenten einen exzellenten internationalen Ruf habe. Airbus habe die Firma 2016 als besten Zulieferer mit dem „Gold Award“ ausgezeichnet. Das Problem sei, dass 2010 Zodiac die wirtschaftliche Führung übernommen habe, die wiederum mit der französischen Safran-Gruppe zusammenhängt bzw. von dieser übernommen werden soll, so dass die Entscheidungsfindungen nicht mehr vor Ort, sondern an anderer Stelle stattfinden.

Zodiac habe als „Komplettanbieter Kabine“ Liefer- und Fertigungsprobleme in anderen Konzernbereichen nicht so optimal gestaltet, dass das auf Sell zurückfalle. So sei bei den Flugzeugmodellen Boeing 787 und A 350 eine Entscheidung gegen Sell zugunsten von Jamco und B/E Aerospace gefallen. Nach Einschätzung der Fachleute vor Ort würden fachliche Zusagen von Zodiac gegenüber der Luftfahrtindustrie nicht umgesetzt. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn man mit der französischen Regierung diesbezüglich konkrete Gespräche führen könnte.

Antwort des Bundeswirtschaftsministers

Wenige Wochen später teilte der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek, MdB, mit, dass man die Sorge um die Erhaltung des Standortes Herborn und die dortigen Arbeitsplätze teile. Aus Sicht des Bundes bestehe industriepolitisch ein großes Interesse daran, die Unternehmenslandschaft der Luftfahrtindustrie insgesamt zu stärken und auszubauen, da die Branche technologisch und ökonomisch eine besondere strategische Bedeutung für Deutschland habe. Das Wirtschaftsministerium stehe daher im Kontakt mit der Unternehmensleitung der Zodiac Aerospace. Man setze sich weiter dafür ein, dass die Produktlinien konzernintern so aufgeteilt werden, dass die Auslastung des Standortes Herborn weiterhin im bisherigen Umfang gewährleistet sei. Minister Altmaier habe seinen französischen Kollegen Bruno Le Maire persönlich gebeten, sich im Rahmen seiner Einflussmöglichkeiten auf die Unternehmenspolitik des Safran-Konzerns für den Standort Herborn zu engagieren. Das Schreiben an den französischen Minister habe Jarzombek zur Kenntnis beigelegt. Er habe, so Irmer, aktuell erneut die Bundesregierung angeschrieben und gebeten, noch einmal zu insistieren und über den aktuellen Stand zu informieren.

Der Union im Lahn-Dill-Kreis und ihren Abgeordneten sowie der gesamten Kreistagsfraktion seien die Arbeitsplätze sehr wichtig. Deshalb versuche man, im Rahmen der Möglichkeiten die Kolleginnen und Kollegen an diesem Standort in Herborn zu unterstützen. Bisher habe man bewusst auf die Öffentlichkeit verzichtet, weil die Gefahr bestehe, dass die Fronten verhärtet werden könnten. Nachdem der Betriebsrat die SPD-Vorsitzende eingeladen und diese Versammlung öffentlich gemacht habe, sei die CDU gezwungen, selbst diesen Weg zu gehen, damit kein falscher Eindruck entstehe. Die Union sei gemeinsam mit der SPD, aber auch anderen Parteien gerne bereit, eine gemeinsame Initiative zu starten.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024