Eine Wende in der Energiewende ist nötiger denn je

Deutschlands Anteil am CO2-Ausstoß beträgt 1,5 Prozent

90 Prozent aller Länder machen bei CO2-Einsparungen nicht (!) mit

In einem interessanten Fachartikel stellte Professor Dr. Fritz Vahrenholt, einer der führenden Umweltpolitiker Deutschlands, die rhetorische Frage: „Wer macht eigentlich außer Deutschland und Europa noch mit bei der Klimaneutralität?“ Deutschland, das glaubt, mit einem derzeitigen Ausstoß von 600 Millionen Tonnen CO2, weltweiter Anteil ca. 1,5 Prozent, das Weltklima retten zu können, indem man den deutschen CO2-Anteil reduziert, verkennt eines: Die Produkte, die künftig nicht mehr in Deutschland hergestellt werden, weil man 2045 klimaneutral sein möchte, werden weltweit woanders produziert, so dass die globale CO2-Bilanz sich deutlich verschlechtert.

China produziert seine Güter mit einem vierfachen CO2-Fußabdruck wie Deutschland. Die USA, 13 Prozent der CO2-Emission der Welt, sind aktuell aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten, ebenso wie Argentinien, China, das für 32 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist und bis 2030 (!) die CO2-Emissionen weiter wachsen lassen will. Russland mit einem Anteil von 8 Prozent und die Ölförderländer beteiligen sich an der CO2-Reduktion nicht. Diese Länder machen 60 Prozent der CO2-Emissionen aus. Hinzu kommen die Entwicklungsländer, die nach dem Pariser Abkommen von einer Reduktion ausgenommen sind, so dass 90 Prozent der Welt vorerst nichts machen muss.

Im Pariser Klimaabkommen heißt es: „Die Entwicklungsländer… werden ermutigt, mit der Zeit angesichts der unterschiedlichen nationalen Gegebenheiten auf gesamtwirtschaftliche Emissionsreduktions- oder -begrenzungsziele überzugehen.“ China und die Ölförderländer sind nach den Regeln der UNO Entwicklungsländer! Und die 50 Ölförderländer, die zumeist als Entwicklungsländer gelten, haben auf der Klimakonferenz 2023 in Dubai erklärt, dass sie die Öl- und Gasförderung auch über 2050 hinaus weiter betreiben werden.

Skandalöses Urteil des Bundesverfassungsgerichtes

Wer vor dem Hintergrund dieser Zahlen und unglaublich vieler Unwägbarkeiten ein Netto-Null-CO2 bis 2045 in die Verfassung schreiben will, wie es Deutschland getan hat, dies sei, so Vahrenholt, einzigartig in der Welt. Ein solches Ziel in 20 Jahren zu erreichen, sei völlig utopisch, völlig losgelöst von der Grundsatzfrage, was ist verantwortlich für die Klimaveränderung. Wenn das Bundesverfassungsgericht unter anderem behauptet, dass nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen von den Meeren und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen werden, so ist dies wissenschaftlich einfach falsch.

Die Ozeane nehmen bei steigender Konzentration des CO2 in der Atmosphäre immer mehr CO2 auf, mittlerweile rund 26 Prozent des von Menschen emittierten CO2, und die Pflanzen, die durch steigende Konzentration an CO2 in der sie umgebenden Luft stärker wachsen und mehr Früchte erzeugen, übernehmen weitere 29 Prozent des anthropogenen CO2. Die Messungen der letzten 60 Jahre, so Vahrenholt, würden im Übrigen zeigen, dass CO2 von Ozeanen und Pflanzen in wenigen Jahrzehnten vollständig aufgesogen werden.

Was ist zu tun?

Aus seiner Sicht, so Vahrenholt, hätte im schwarz-roten Koalitionsvertrag ein Politikwechsel zwingend stehen müssen, der bedeute, Wiedereinführung der Kernenergie, CO2-Abscheidung bei Kohlekraftwerken, Schiefergasförderung ermöglichen, Abschaffung des Heizungsgesetzes und Aufgabe des Verbrennerverbotes und Schluss mit der Hysterisierung der Klimapolitik, denn dafür gebe es überhaupt keinen Anlass. Recht hat er.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe6/2025