
Brigadegeneral Holger Radmann bei Pro Polizei Wetzlar
„Im Frieden sind wir schon lange nicht mehr“
Mit Brigadegeneral Holger Radmann konnte Pro-Polizei-Vorsitzender Hans-Jürgen Irmer den neuen Kommandeur des Landeskommandos Hessen der Bundeswehr zu einem Vortrag in der „Siedlerklause“ im Rahmen des traditionellen Heringsessens begrüßen.
170 Mitglieder und Gäste nahmen die Gelegenheit wahr, einen exzellenten Vortrag eines Fachmannes zu hören, der in nüchterner Form die aktuelle Lage der Sicherheit in Deutschland und Europa analysierte.
Radmann, der Luftwaffenflieger war, unter anderem den Tornado flog, im Afghanistaneinsatz war und weitere internationale Verwendungen hatte, machte deutlich, dass die Aussage des Bundesverteidigungsministers Pistorius „Wir müssen kriegstüchtig werden“ in der Sache völlig korrekt sei. Kriegstüchtig bedeute, alles daranzusetzen, Deutschland, seine Werte und die Freiheit zu verteidigen. Dazu gehöre nicht nur die militärische, sondern auch die zivile Verteidigungsfähigkeit und Resilienz. Was passiere eigentlich, wenn Strom, Wasser, Energie nicht mehr ausreichend zur Verfügung stünden, wenn es Sabotage gebe und die hybriden und Cyberangriffe verstärkt würden? Deshalb sei die Aussage, dass man schon lange nicht mehr im Frieden sei, völlig zutreffend. Man brauche auch eine entsprechende Infrastruktur. Auch Private müssten sich auf die neue sicherheitspolitische Lage einstellen. Der Staat müsse den Zivilschutz verbessern und bekannte Defizite im Bereich der Bundeswehr abstellen.
Radmann erinnerte an die Aussage von Generalinspekteur Breuer, dass Russland möglicherweise ab 2029 einen NATO-Staat angreifen könnte. Um diesem Szenario zu begegnen, bedeute es, nicht nur mehr Geld für die gesamte Truppe zur Verfügung zu stellen.
Deshalb sei ein „Sondervermögen Bundeswehr“ richtig.
Auch strukturelle Veränderungen seien notwendig. Mit der Aufstellung des Operativen Führungskommandos würde bereits der konsequenten Ausrichtung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung Rechnung getragen. Im Fokus stehe dabei ein Beitrag zu einer glaubwürdigen Abschreckung und die wirksame Verteidigung durch eine einheitliche operative Führung.
Die Bedrohung durch Russland sei real. Deshalb müsse man im offenen Dialog mit der Gesellschaft stehen und darstellen warum Militärmaßnahmen, Militärausgaben zwingend notwendig seien, wenn man auf Dauer Frieden und Freiheit sowie Demokratie auch durch glaubwürdige Abschreckung erhalten wolle. Großer Beifall machte deutlich, dass Radmann den richtigen Ton getroffen hatte. In seinem Vortrag stellte er ohne Panikmache die Lebenswirklichkeit mit analytischem Verstand dar.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Pro-Polizei-Vorsitzender Hans-Jürgen Irmer die beiden Landtagsabgeordneten Frank Steinraths und Lothar Mulch ebenso begrüßt wie den Leiter des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr, Stefan Sollmann, sowie Rainer Fischer, Jürgen Büttner vom Verband der Reservisten, Jürgen Ferger und Volker Suhany vom Deutschen Bundesverband und Hartmut Großkreuz von der Gesellschaft für Sicherheitspolitik.
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Herausgeber Wetzlar Kurier