Der Verlust der Ostprovinzen ist ein Verlust für ganz Deutschland


Dr. Christean Wagner beklagt das Vergessen der Vertreibungen

Die Vertriebenen in Deutschland haben seit 1945 Völkerverständigung betrieben.

Diese Ansicht hat der CDU-Politiker Dr. Christean Wagner (Lahntal bei Marburg) bei der Landeskulturtagung der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen in Hessen am 5. Oktober in Wetzlar vertreten. „Mit dem Verlust der ostdeutschen Provinzen haben nicht nur die Heimatvertriebenen Verluste erlebt. Es ist ein Verlust für ganz Deutschland“, sagte der 81-jährige Wagner. Er war hessischer Kultus- und Justizminister und von November 2005 bis Januar 2014 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag. „Was da an Kultur verloren ist, muss heute noch weitergetragen werden“, hob Wagner hervor. Ihn wundere, dass die Flucht und Vertreibung heute nicht Themen im Schulunterricht sei. Selbst ein Großteil der öffentlichen Politik verdränge das Schicksal von Millionen Deutscher.
Die 1950 von den Vertriebenen in Stuttgart verabschiedete Charta, die auf Rache verzichtet, sei „umso großartiger, so weitblickend, so souverän“. Immerhin habe es damals noch Hoffnung gegeben, dass man in seine alte Heimat zurückkehren könne. Aus der Haltung der Versöhnung heraus müsse man das vereinte Europa verstehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien 12 Millionen Menschen vertrieben worden, von denen zwei Millionen die Flucht nicht überlebt hätten. Dies hätten die Heimatvertriebenen als Deutsche erleiden müssen. „Ich finde es unerträglich, dass der Staat Polen 13 Billionen Euro Wiedergutmachung haben möchte. Wenn man den Wert der drei Provinzen gegenrechnet, da reichte diese Summe nicht“. Das Ganze sei ein unfreundlicher Akt der Polen. 
Wagner wurde 1943 in Königsberg geboren. Er ist Mitglied im Vorstand der Stadtgemeinschaft Königsberg und seit 2018 Vorsitzender des Zentrums gegen Vertreibungen in Bonn. „Heimat ist für viele eine Selbstverständlichkeit. Auch die Gräber der eigenen Familie. Wir Heimatvertriebenen haben keine Gräber der Vorfahren hier“, sagte Wagner. Die Vertriebenen hätten Sitten und Gebräuche, Vereinsgemeinschaften, Nachbarschaften, Kultur und Dialekt oftmals zurück lassen müssen. Dies dürfe in der Öffentlichkeit nicht vergessen werden. Im Bundesvertriebenengesetz seien in Paragraf 96 als öffentliche Aufgaben festgehalten, die Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge. In diesem Zusammenhang kritisierte Wagner die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen“, weil sie „null Interesse an den Heimatvertriebenen“ habe. Der Unterstützung der Heimatvertriebenen werde nach und nach ausgetrocknet. Schlimmer noch sei es den in die DDR Geflüchteten gegangen. Sie hätten niemals von ihrer Vertreibung reden und sich nicht organisieren können. Selbst in den Schulen sei nie darüber gesprochen worden.
Das Bonner Zentrum und dessen Stiftung sehe die Verpflichtung, heute auf die Vertreibungen aufmerksam zu machen. Aktuell gebe es weltweit 100 Millionen Flüchtlinge. „Heimatvertreibung ist ein Kriegsverbrechen und wir wollen dafür eintreten, dass Heimatvertreibungen zurückgedrängt werden“, sagte der Politiker. 
Der Landesvorsitzende der Schlesier, Albrecht Kauschat (Limburg), wandte sich ebenfalls gegen die Reparationsforderungen der Polen. Anhand der Historie wies er darauf hin, dass hinter diesen Forderungen die Idee des Panslawismus steht. Einst kamen die Slawen bis vor Hamburg. Polen begründe seine Ansprüche diese geschichtliche Tatsache. Doch Polen mache einen Fehler. Damals gab es keinen Staat Polen. Die Slawen gehörten mehreren Völkern an. „Sollte Deutschland die 1,3 Billionen Euro an Polen überweisen. Nein“. Deutschland könne die Grundstücke gegenrechnen, die sie der Staat bei der Vertreibung angeeignet habe. Das kämen viel höhere Werte zusammen. Ebenso könnten die schlesischen Kohlegruben in die Rechnung einbezogen werden. In den letzten 70 Jahren habe Polen viele Millionen Tonnen Kohle aus der Erde geholt. „Wer eine solche Diskussion führt, der muss damit rechnen, dass Deutsche die Ostgebiete wieder haben wollen. Doch heutzutage sollten keine Grenzen mehr verschoben werden“, führte Kauschat aus. Ziel müsse es sein, ein friedliches Europa zu erhalten.

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