Ist der Erneuerbaren-Ausbau
für die Energiewende wirklich alternativlos?

Die von allen Netzbetreibern veröffentlichten Daten der Stromerzeugung und die Hochskalierung in die Zukunft sind ernüchternd.

Der Grund ist, die unaufhörlich Schwankung der Stromerzeugung, ausgelöst durch Wind- und Solarenergie, sind weder durch Zubau bis zur Grenze der Flächenkapazität noch durch Nordlink-Verbindungen aufzuheben. Windflauten und Starkwind treten im Norden und im Süden nahezu zeitgleich auf, addieren sich also. Es dürfte eigentlich auch niemand wundern, denn die Umweltenergien, wie man eigentlich die Erneuerbaren nennen müsste, sind wetter-, tages- und jahreszeitbedingt, also naturgegeben.

Will man einfach nur einen bestimmten Anteil der Umweltenergien am Stromverbrauch erreichen (80 – 100 Prozent sind immerhin angestrebt), dann ist man zur Schaffung von Überkapazitäten gezwungen. Mit anderen Worten: die Überkapazitäten müssen die, trotz Ausbau, bleibenden Erzeugungseinbrüche kompensieren, damit rechnerisch das gewünschte Ergebnis zustande kommt.

Die Bilanzverantwortlichen mögen dann zufrieden sein, aber die Stromverbraucher eher weniger. Denn die Folge dieses „Verschleierungstricks“ sind zunehmende Häufigkeit der Bereitstellung von Ersatzenergie in Flautenzeiten, verbunden mit zunehmendem CO2-Ausstoß, zunehmender Strom-Importabhängigkeit, zunehmende Häufigkeit von Negativpreisen beim Stromhandel und zunehmender Abregelungszwang, d.h. bei kräftiger Sonneneinstrahlung um die Mittagszeit müssen viele Windstromerzeugung abgeregelt (abgeschaltet), mit der Folge zunehmender Netzentgelte, sprich Strompreiserhöhung.

Das probate Gegenmittel wäre die Schaffung einer Speicherinfrastruktur noch vor dem weiteren EE-Ausbau.

Es würde dadurch ermöglicht, Erzeugungsspitzen, die jetzt schon, aber erst recht beim Endausbaustand, weit über den Bedarf hinausgehen, zu speichern für die Nutzung in Flautenzeiten. Doch die großtechnische Anwendung ist bis jetzt noch ein frommer Wunschtraum. Das Thema wird einfach weit in die Zukunft verschoben, es würde den geplanten Ausbau sonst nur behindern. Daher bleibt vorläufig nur die „Ersatzlösung Reservekraftwerke“ auf Basis der fossilen Kraftwerke.

Die gewünschte Dekarbonisierung kann so unmöglich erreicht werden. Der geplante Ausbau wurde von der grünen Ideologie, die entscheidenden Eingang in die Energiepolitik gefunden hat, so entschieden, gegen alle fachlichen und wissenschaftlichen Bedenken. Sogar der Weltklimarat schlägt ein realisierbares Szenario vor und zwar das CO2-Rückhaltepotenzial der Kernenergie in Kombination mit Wind- und Solarkraft. Eine Option, die immerhin den kompletten Verzicht auf Fossilkraftwerke erlauben würde. Hierzu ein Zitat aus dem Buch „Atomkraft? - ja bitte“ (Dr. Anna Veronika Wendland, 2022) heisst es: „[…] Ein Anteil von 63 Prozent Erneuerbaren an der Stromerzeugung, würde, wenn man auf fossile Energieträger ganz verzichten möchte, einen Kernenergieanteil von 37 Prozent bedeuten. Das wäre ein etwas höherer Anteil als wir im Jahr 2000 schon einmal hatten“ - und den wir der grünen Ideologie leichtfertig geopfert haben, könnte man ergänzen.

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Bodo Zierenberg
Bodo Zierenberg
Aktuelle Ausgabe1/2025