Harte energiepolitische Debatte in
Wetzlars Partnerstadt Schladming

Wasserkraftwerk in der Talbachklamm und der Enns?

Während hierzulande teilweise heftig über den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Sinn der ein oder anderen Maßnahme gestritten wird, angesichts der Tatsache, dass man CO2-freie Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet hat, während sie europaweit, Ausnahme Österreich, hochgefahren werden, streiten sich die Freunde in Österreich über die zunehmende Nutzung von Wasserkraft, die in Österreich aufgrund der topographischen Lage und der Gebirgswässer besonders stark ausgeprägt ist. So ist in Österreich im Durchschnitt alle 900 Meter eine Querbebauung zu finden, so dass aus Sicht von Umweltverbänden es ausreichen würde, bestehende Wasserkraftwerke effizienter zu machen, beispielsweise durch neue Turbinen, und nicht neue zu errichten.

Schladminger Diskussion

Diese Diskussion wird aktuell in Schladming geführt, weil aus Sicht der Landesregierung der Steiermark in der Talbachklamm ein sogenanntes Ausleitungskraftwerk gebaut werden soll sowie in der Enns in Schladming und in Haus im Ennstal. Drei Kraftwerke á 3 Megawatt Leistung, so dass aus Sicht der Kritiker die Versorgungssicherheit der Bevölkerung bei diesen zu erwartenden Stromeinspeisungen um 1 bis 2 Prozent steigt.

Im Gegensatz dazu wird der massive ökologische Schaden ins Feld geführt, denn die Stauräume müssen alle paar Jahre gespült werden, so dass damit der Uferbewuchs massiv geschädigt wird. Österreich, so die Gegner der Wasserkraftwerke in Schladming, argumentieren damit, dass es österreichweit über 5200 Wasserkraftanlagen gibt und damit das dichteste Netz weltweit. Wasserkraft produziere in Österreich rund 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Abgesehen von den ökologischen Problemen wird von den Gegnern ins Feld geführt, dass eine freifließende Enns und die wildtosende Talbachklamm unter touristischen Gesichtspunkten ein Wert an sich sind. Profitieren von dem Bau würden Externe. Die Region habe nichts davon. Im Gegenteil, die Natur wäre geschädigt.

Man darf gespannt sein, wie die Debatte in unserer schönen Wetzlarer Partnerstadt Schladming ausgeht und wie sich final die Landesregierung entscheiden wird. Irgendwie kommt einem die ganze Debatte bekannt vor. Wasserkraft in Österreich, Windkraftanlagen in Deutschland. Prinzipiell okay, da wo sie hinpassen, aber bitte stets auch im Einklang mit der Bevölkerung. Der berühmte Bergsteiger Reinhold Messner hat mit seiner Aussage völlig recht, wenn er sagt: „Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was man eigentlich durch sie bewahren will.“

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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