Lustflüge der Bundesregierung
Für 531.000 Euro zu EM-Spielen

Schaut man sich die Wahlprogramme von SPD und Grünen an, die Koalitionsvereinbarungen, dann kommt überall deutlich zum Ausdruck, Deutschland muss für den Umweltschutz mehr tun (Hysterie lässt grüßen bei einem CO2-Anteil von nur 1,5 Prozent). Die Bürger sollen verstärkt den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen, sie sollen die Deutsche Bahn nutzen. Flugreisen sind ein Werk des Teufels. Sie werden aktuell durch entsprechende Steuererhöhungen verteuert. Die Grünen würden Inlandsflüge am liebsten verbieten.

Die eigene Wahrheit?

Das alles gilt natürlich nur für Lieschen Müller oder das gemeine Volk. Es gilt nicht für die Minister und die Bundesregierung, wenn es um den Besuch von Spielen der deutschen Nationalmannschaft oder von Spielen bei der Europameisterschaft geht bzw. in diesem Fall ging. 531.000 Euro musste der Steuerzahler für die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums ausgeben, die für Flüge des Bundeskanzlers mit seiner Ehefrau anrücken musste, ebenso für Außenministerin Annalena Baerbock, die trotz Nachtflugverbot spätabends von Frankfurt aus nach Luxemburg flog, obwohl man die 250 Autokilometer auch anderweitig hätte zurücklegen können. Kurzum, sechs angebliche Dienstreisen, Gesundheits-, Forschungs- und Innenministerium sind inkludiert, haben den Steuerzahler über eine halbe Million Euro gekostet.

Dienstliche Belange, so die Auskunft der Bundesregierung, hätten das Ganze veranlasst. Dies mag bei dem Bundeskanzler persönlich so sein. Dies gilt sicherlich noch für die Sportministerin Nancy Faeser und wäre noch akzeptabel für die Mitglieder des Sportausschusses des Deutschen Bundestages. Alles andere sind Lustreisen, um es deutlich zu formulieren, die völlig unnötig sind. Wer Wasser predigt und selbst Wein in großen Zügen genießt, ist nicht sonderlich glaubwürdig.

Hätten Scholz und die Seinen die Deutsche Bahn einmal persönlich genutzt, hätten sie sich live einmal davon überzeugen können, wie teilweise der Zustand der Bahnhöfe in Deutschland ist, wie unpünktlich mittlerweile die Deutsche Bahn ist, wenn beispielsweise nur noch rund zwei Drittel aller Züge pünktlich ankommen. Ein historischer Tiefstand. Selbst wenn man mit dem Dienstwagen von Berlin nach Frankfurt gefahren wäre, hätte es einen Bruchteil der Kosten verursacht. Und wer anderen meint ständig Vorgaben machen zu müssen, wie sie sich zu verhalten haben, sollte sich selbst daran dann orientieren und mit gutem Beispiel vorangehen. So eine Verhaltensweise erhöht ohne Not die Politikverdrossenheit.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe11/2024