Gelungene Rückverschwisterungsfeier
50 Jahre Wetzlar – Schladming
Nachdem im Juli der erste Teil der Verschwisterungsfeierlichkeiten in Schladming im Rahmen des MID Europe Festivals stattgefunden hatte, wurde Ende Juli die Rückverschwisterung im Rahmen des Wetzlarer Weinfestes begangen. Schladming war mit 42 Teilnehmern gekommen, darunter die Stadtkapelle, die nicht nur bei dem offiziellen Festakt, sondern auch beim Steirischen Abend im Klostergarten für Stürme der Begeisterung sorgte. Unter den Schladminger Freunden Bürgermeister Hermann Trinker, Vizebürgermeisterin Maria Drechsler, Partnerschaftsdezernentin Brigitte Pürcher, die Gemeinderäte Maria Luise Schwab, Wolfgang Pitzer, Thomas Kaserer sowie die langjährige Gemeinderätin Astrid Wanke sowie das Ehrenmitglied der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft, der ehemalige Chef des Tourismusverbandes und heutiger Direktor des congress Schladming, Hansjörg Stocker.
Mit dabei auch Vertreter des ÖKB Schladming, der Naturfreunde Schladming und das Synonym für deutsch-englische Freundschaft, Ian McMeekan, der mit zwei Freunden aus Colchester angereist war. Für die Deutsch-Englische Gesellschaft war deren Vorsitzende Yvonne Sahm anwesend sowie eine überparteiliche Delegation aus Berlin-Neukölln, denn im Rahmen der 50-Jahr-Feier wurde auch an 55 Jahre Wetzlar – Colchester und 65 Jahre Wetzlar – Berlin-Neukölln erinnert, wobei die prinzipielle Frage erlaubt sei, ob es so sinnvoll ist, während eines so runden Geburtstages „Zwischen-Jubiläen“ mitzunehmen. Wenn man dies mitfeiert, dann hätte man seitens der Verantwortlichen der Stadt den Vertretern aus Colchester und Neukölln im Rahmen des Festaktes die Gelegenheit zu einem Grußwort geben sollen. Aber das nur am Rande.
Stadtrat Jörg Kratkey begrüßte im Rahmen des Festaktes die vorgenannten Persönlichkeiten und drückte seine Freude über die gelungene Partnerschaft aus. Er vertrat den im Urlaub weilenden Oberbürgermeister, der zuvor aber in Schladming erstmals überhaupt zu Gast war. Hermann Trinker wies in seiner Rede auf Europa hin, die Bedeutung Europas, aber auch auf die langjährige Partnerschaft, die nicht selbstverständlich sei, denn jede Partnerschaft müsse immer wieder mit Leben erfüllt werden. Dies geschehe durch Menschen. Aber es gebe in jeder Partnerschaft ein Auf und ein Ab. Es sei bemerkenswert, dass diese Partnerschaft über 50 Jahre so viel Kontinuität gehabt habe, dass man immer gerne nach Wetzlar, vor allen Dingen zu Freunden komme.
Für die Deutsch-Österreichische Gesellschaft, die von den 200 Teilnehmern des Festaktes rund 100 stellen durfte, wies Präsident Hans-Jürgen Irmer auf die gezielte Jugendarbeit und die Notwendigkeit der Jugendarbeit hin. So habe die DÖG in der Vergangenheit nicht nur einen Lehrlingsaustausch organisiert, sondern unterstütze aktuell Fahrten von Jugendverbänden, Schulklassen, Schulen mit einem namhaften Zuschuss von bis zu 1000 Euro, wenn diese Fahrten nach Schladming führen. Schladming sei immer eine Reise wert, ob im Winter oder im Sommer. Und wenn junge Menschen mit positiven Eindrücken zurückkehren würden, würden diese Eindrücke sie ihr Leben lang begleiten. Ziel sei es, dass sie auch in späteren Jahren wieder dorthin zurückzukommen und vor allen Dingen Verständnis für andere Kulturen entwickeln, auch wenn der Unterschied der Kulturen zwischen Deutschland und Österreich überschaubar sei.
Auf Anregung der DÖG hielt DÖG-Schatzmeister Peter Wenzel in exzellenter Form die Festrede. Als jemand, der als Kind die Anfänge der Partnerschaft hautnah erlebte, war er dafür prädestiniert. Vater Heinz Wenzel war über den VdK letzten Endes Begründer der Freundschaft mit dem ÖKB, Begründer der Partnerschaft von Wetzlar und Schladming, die 1974 offiziell von den Bürgermeistern Hans Ainhirn und Otto Malfeld begründet wurde. Heinz Wenzel war auch der Gründer der DÖG im Jahr 1986. Seit dieser Zeit ist Peter Wenzel Schatzmeister. Er machte in seinem exzellenten Festvortrag auf die Bedeutung der Partnerschaft gerade in den ersten Nachkriegsjahrzehnten aufmerksam, als die Einkommen niedrig waren, die Selbstverständlichkeiten einer Auslandsreise wie heute nicht gegeben waren und Menschen sich mit einfachen Unterkunftsmöglichkeiten begnügen mussten, aber zufrieden waren. Es waren herzliche und freundschaftliche Begegnungen, und manch eine deutsch-österreichische Ehe ist in dieser Zeit gestiftet worden.
Peter Wenzel führte weiter aus, dass es Im Rahmen der vom VdK betriebenen Kriegsopferfahrten im Laufe von 15 Jahren zu rund 550 Busfahrten gekommen sei und zu und rund 295.000 Übernachtungen, nicht nur für Schladming, in dieser Zeit noch kein Zentrum des Tourismus, eine wichtige Einnahmequelle. Aber wichtiger sei, dass daraus in beiderseitigem Interesse sehr persönliche Freundschaften entstanden seien.
„Es lebe unsere einzigartige Partnerschaft“, so Peter Wenzel abschließend, und passend zum 50-jährigen Jubiläum spielte die Stadtkapelle Schladming anschließend die Polka „Ein halbes Jahrhundert“.
Am Festnachmittag übergab die Delegation aus Schladming der Stadtbibliothek eine holzgetäfelte Schrankwand mit dem Wappen von Schladming und eine Fülle von Büchern über Stadt, Geschichte und Kultur der Region und die Steiermark. Stadtrat Karlheinz Kräuter als Partnerschaftsdezernent dankte der Stadtgemeinde im Namen der Bibliothekare der Stadt für die großzügige und sinnstiftende Bücherübergabe und wies darauf hin, dass man in der Stadtbibliothek mittlerweile eine klassische englische Telefonzelle aus Colchester habe, den Berliner Bären und eine Sitzbank aus Schladming.
Im Rahmen des Weinfestes gab es genügend Gelegenheit, nicht nur den steirischen Winzer Familie Brauchart und dessen köstliche Weine aus der Südsteiermark zu probieren, sondern auch die exquisiten Weine der Wetzlarer Partnerstädte Avignon und Siena, die ebenfalls von den jeweiligen Partnerschaftsgesellschaften unterstützt wurden, so wie die DÖG das traditionell seit Jahren macht.
Ein gelungenes, ausgesprochen nettes Wochenende ging viel zu schnell vorbei. Danke an alle Beteiligten, Dank vor allen Dingen an Isabell Kurz vom Städtischen Kulturamt, die die Hauptlast der Arbeit aus Wetzlarer Sicht zu tragen hatte, dies aber mit großem Engagement meisterte.
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Herausgeber Wetzlar Kurier