Der deutsche Kulturbetrieb
Verlogen und am Ende
Es war Ulf Poschardt, der vor wenigen Wochen in der „Welt“ einen bemerkenswerten Kommentar zum Thema der deutschen Kulturpolitik schrieb und mit der fehlenden Toleranz dieses Kulturbetriebes aufräumte. Dieser Kulturbetrieb, so Poschardt, sei fertig. Er sei kaputt. Es gebe null Toleranz. Es sei immer wieder „dieselbe steuerfinanzierte Blase“, die sich treffe, so wie jetzt bei der Leipziger Buchmesse, bei der die Direktorin erklärte: „Freiheit, Demokratie und Diversität sind nicht selbstverständlich, sondern Werte, für die es sich immer wieder zu kämpfen lohnt.“ Das tue man, so die Direktorin, „aus einer Grundhaltung heraus, indem wir für Meinungsvielfalt und Freiheit, für konstruktiven Austausch und Toleranz einstehen“.
Bei so viel Verlogenheit kann einem nur noch übel werden
Die linke Blase ist unter sich. Der Kampf gegen rechts wird hochgehalten. Alles, aber auch alles ausgegrenzt, was irgendwie nach rechts, rechter oder konservativ aussieht. Kultur bedeutet eigentlich, unterschiedliche Positionen, unterschiedliche Stilrichtungen, unterschiedliche Merkmale zu akzeptieren, sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Intellektuell, das ist anstrengend, ohne jeden Zweifel. Aber das macht Demokratie aus, das macht Kultur aus. Früher, so Poschardt, sei die Kultur ein Ort fordernder Dissidenz und radikaler Toleranz gewesen. Wer selbsternannt für Vielfalt und Meinungsfreiheit einstehe, dem müsste normalerweise das Wort im Halse stecken bleiben, wenn konservative Verlage von der Buchmesse verbannt werden.
Das hat nichts mehr mit Meinungsvielfalt zu tun. Das ist nur noch Einfalt in eine linke Richtung. Diejenigen, die das postulieren, merken schon gar nicht mehr, wie widersprüchlich sie argumentieren. Wer für Freiheit, Demokratie und Diversität eintritt, muss dies auch leben. Linke, linksradikale Werke und Buchverlage bei der Leipziger Buchmesse, das gehört zum Establishment. Aber wehe, es kommen bekennende konservative Buchverlage, um auszustellen. Verbot und Protest sind in der Regel die wenig liberalen Antworten.