- Anna Politkowskaja - Alex Litwinenko
- Boris Beresowski - Sergej Skripal

Leichen pflastern Putins Weg

Politisch Interessierte erinnern sich noch an Anna Politkowskaja und ihre Vergiftung im Jahr 2004 oder an die Vergiftung von Alex Litwinenko im Jahr 2006, die Vergiftung von Boris Beresowski im Jahr 2013, an den Abschuss des Fluges MA 17 durch eine russische Rakete, über 200 unschuldige Menschen, meist Niederländer, kamen ums Leben. Zu erinnern ist an Sergej Skripal, an den Giftanschlag auf Alexej Nawalny 2018, an den Giftanschlag auf Kreml-Kritiker Anatoli Tschubais 2022, an den mysteriösen Absturz der Maschine, in der Wagner-Chef Prigoschin saß im Jahr 2023 oder an den mysteriösen Tod von Putins Abhörspezialisten Anton Tscherepennikow, 40 Jahre jung.

Und jetzt Alexej Nawalny

Als Nawalny 2020 den Giftanschlag auf ihn in Russland dank deutscher medizinischer Hilfe in der Charité in Berlin überlebte, bestand er seinerzeit nach entsprechender Gesundung gleichwohl darauf, wieder nach Russland zurückzukehren. Er war sich des Risikos bewusst. Es gab genügend warnende Stimmen, die um sein Leben fürchteten, wenn er wieder nach Russland zurückkehren würde. So kam es auch. Er wurde sofort verhaftet, in lächerlichen Schauprozessen immer wieder zu neuen Strafen verurteilt, die Haftbedingungen unmenschlich. Zeitweise wusste niemand, in welchem Straflager er war. Medizinische Behandlungen hat er häufig genug nicht erhalten. Der Aufenthalt in der Isolationsfolter im Straflager "Polarwolf" im eisigen Norden Russlands bedeutete Dauerfrieren, da entsprechende Kleidung nicht vorhanden war, Schlafentzug und anderes mehr. Eine langsame, aber systematische, staatlich angeordnete Ermordung eines Regimekritikers. Wie schwach muss ein System sein, wenn es Angst vor einem einzigen Mann hat.

Aber das Ermorden von Oppositionellen, das Inhaftieren hat System. Aktuell hat Kreml-Chef Putin ein Gesetz unterzeichnet, das es erlaubt, Eigentum von Kriegsgegnern und Staatsfeinden zu beschlagnahmen. Wer angebliche Falschinformationen über die russische Armee verbreitet oder von einem russischen Angriffskrieg spricht, dessen Eigentum wird konfisziert, ein Straflageraufenthalt ist ihm gewiss. Zu erinnern ist an die Straflager, die zu Zeiten des ehemaligen Schriftstellers Alexander Solschenizyn in den 70er Jahren, in den Zeiten der alten Sowjetunion, als Gulag bezeichnet wurden, über die Solschenizyn, als er in die USA freikam, in beeindruckenden Büchern schrieb.

Peinliche Aussage von Wissler

Die Co-Vorsitzende der SED/Linkspartei, Janine Wissler, wie Sahra Wagenknecht bekennende Kommunistin, hatte im Jahr 2020 bei dem Giftanschlag auf Nawalny in Frage gestellt, wer hinter dem Giftanschlag steht. Vom damaligen Bundestagsfraktionschef Bartsch (SED/Linkspartei) kam die Aussage, es gelte die Unschuldsvermutung, woraufhin Grünenchef Habeck formulierte: „Was die Linke macht, ist unterirdisch.“ In diesem Punkt hatte er recht. Der Spitzenkandidat des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ für die Europawahl, Fabio de Masi, führt aktuell aus, dass man Klarheit brauche, was genau vorgefallen sei. Wer trotz Kenntnis politischer Auftragsmorde mit dieser Regierung verhandeln, Öl- und Gaslieferungen wieder aufnehmen und gleichzeitig Waffenlieferungen streichen will, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, das Geschäft Putins zu betreiben.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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