Der Wolf gehört nicht in eine dichtbesiedelte Kulturlandschaft
Grüne: Froh, dass sich der Wolf wieder ansiedelt

Größer konnten die Unterschiede bei einer Kreistagsdebatte im Lahn-Dill-Kreis zum Thema steigende Wolfszahlen nicht sein.

Die CDU-Kreistagsfraktion hatte eine umfangreiche Resolution zum Thema steigende Wolfszahlen vorgelegt, um sich klar und unmissverständlich für eine Begrenzung der Wolfszahlen, gerade im ländlichen Raum, auszusprechen.

Lisa Schäfer, mit der Materie bestens vertraut, hatte den Antrag der CDU begründet. Es müsse möglich sein, so Schäfer, Wölfe leichter zu entnehmen, wie es in der Fachsprache heißt, also entsprechend abzuschießen. Deshalb müsse der gesamte Lahn-Dill-Kreis vom Hessischen Landesamt für Naturschutz und Umwelt sowie Geologie als Wolfspräventionsgebiet eingestuft werden. Diesem einen Satz konnte sich die Koalition anschließen. Alles andere wurde in der Regel von der Koalition bei Gegenstimmen von CDU und AfD abgelehnt.

Grüne für Wolf

In ihrer Replik auf Lisa Schäfer hatte die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Martina Klement, erklärt, dass man sich doch über die steigenden Wolfszahlen freuen solle. Der Wald brauche den Wolf. Man sei froh, dass sich der Wolf wieder ansiedele, und die CDU schüre lediglich Ängste. Eine merkwürdige Argumentation, wenn man weiß, dass etwa 88 Prozent der Menschen der Auffassung sind, dass der Wolf nicht in ein dichtbesiedeltes Kulturlandschaftsgebiet hineingehört. Viele Menschen, so Schäfer, fürchteten sich, im Wald spazieren zu gehen. Waldkindergärten seien bereits geschlossen worden. Wölfe würden immer öfter dicht an den Siedlungen gesichtet, seien auch teilweise schon durch Ortschaften am helllichten Tag gelaufen.

Wenn man bedenke, dass die Reproduktionsrate bei ca. 30 Prozent pro Jahr liege, werde klar, dass das Thema Wolf eine tickende Zeitbombe sei. Der Verweis der Wolfsbefürworter darauf, dass man die Möglichkeiten der Einzäunung stärker unterstützen müsse, sei unrealistisch. Der Deutsche Bauernverband habe zu Recht darauf hingewiesen, dass eine partielle Schafeeingrenzung im Widerspruch zum Prinzip der offenen Landschaft stehe, die auch wichtig für Natur und Artenschutz sei. Eine wolfssichere Einzäunung gebe es perspektivisch auch nicht.

Wölfe hätten teilweise mittlerweile gelernt, den Zaun zu unterkriechen oder auch zu überspringen. Im Übrigen sei das Ganze auch eine Überforderung der Weidetierhalter, große Flächen mit Zäunen zu umgeben, die begrenzt Schutz bieten. Eine Frage des Arbeitsaufkommens, eine Frage der Finanzierung. In letzter Konsequenz seien es immer Steuergelder. Deshalb, so Schäfer, sei der Bund gefordert, ein effektives Wolfsmanagement nach dem Vorbild zum Beispiel von Schweden einzuführen, das dem Schutz von Weidetieren, den Bedürfnissen der Menschen und dem Schutz des Wolfes gleichermaßen Rechnung trage.

Dazu gehöre auch eine vereinfachte Möglichkeit für eine rechtssichere Wolfsentnahme. Außerdem müsse man wolfsfreie Zonen definieren, denn man müsse das Problem vom Ende her bedenken. Wenn das grün geführte Hessische Landwirtschafts- und Umweltministerium aus ökologischen Gründen an seiner wolfsfreundlichen Politik festhalte, werde es perspektivisch vermehrt und verstärkt zu äußerst unangenehmen Begegnungen kommen, die man nicht verantworten könne.

Abgesehen von dem ersten Satz der Resolution wurde alles andere abgelehnt.

 

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Lisa Schäfer
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Aktuelle Ausgabe04.04.