Aus der Arbeit der CDU-Kreistagsfraktion Lahn-Dill

CDU besuchte Lahntal-Apotheke in Solms-Oberbiel
Apotheken in Deutschland vor großen Herausforderungen

„Heiße Themen“ erörterten Mitglieder der CDU-Kreistagsfraktion kürzlich mit der Inhaberin der Lahntal-Apotheke in Solms-Oberbiel, Anke Senzel. Es ging um die Entwicklung der Apotheken in Deutschland. Anke Senzel, die die Apotheke am 01.01.2011 übernommen hat und 2018 in das jetzige Gewerbegebiet umgezogen ist, machte deutlich, welche Sorgen die Apotheken in Deutschland insgesamt haben. Die Bürokratie sei völlig ausgeufert. Probleme bereiteten die Rabattverträge der Krankenkassen mit den Herstellern, die dazu führten, dass Medikamente, die leider nicht mehr in Deutschland produziert würden, in den Ländern von den Pharmafirmen veräußert würden, die mehr zahlen würden, so dass es in bestimmten Bereichen immer wieder Versorgungsengpässe gebe. Und dies betreffe oftmals sehr preisgünstige Medikamente, wie beispielsweise Paracetamol, für das jedoch im europäischen Ausland für den Hersteller zumindest rentablere Preise erzielt würden als bei uns in Deutschland. Und genau dieses Medikament wäre für die Versorgung von Kindern bei Fieber sehr wichtig. Ebenso das Schmerzmittel Ibuprofen, das als Saft über den vergangenen Winter schwer zu bekommen gewesen sei, sowie diverse Antibiotika, auch gerade in Saftform für Kinder, wie zum Beispiel Amoxicillin. Eine Anpassung der Preispolitik bei Arzneimitteln, zum Beispiel ein Zurückkehren zum möglichen Austausch preis- und wirkstoffidentischer Produkte, sei dringend erforderlich.

Hinzu komme, dass das Finanzstabilisierungsgesetz vom 01.02. dieses Jahres die Apotheken weiter belaste, denn man müsse den gesetzlichen Krankenkassen nun einen noch höheren Rabatt auf jede vom Arzt verordnete verschreibungspflichtige Arzneimittelpackung einräumen. Dies belaste eine durchschnittliche Apotheke mit rund 10.000 Euro. Hinzu komme die Konkurrenz durch die Online-Apotheken, die im Ausland säßen, keine Steuern vor Ort und keine Sozialabgaben zahlten, defizitär seien und vom Ausland finanziert würden. Aus Sicht der CDU, so Irmer und sein Stellvertreter Frank Steinraths, MdL, sei die Entwicklung besorgniserregend, wenn man bedenke, dass die Zahl der Apotheken in den letzten gut 20 Jahren von rund 22.000 auf aktuell ca. 18.000 gefallen sei. Die Apotheken vor Ort seien für eine optimale Versorgung der Bevölkerung unentbehrlich. Es gehe um Erreichbarkeit, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, gute qualifizierte Beratung und gegebenenfalls auch Herstellung von individuellen Rezepturen. All dies könne eine Online-Apotheke nicht bieten. Auch sei ein Nachtdienst durch Online-Apotheken nicht zu leisten.

Deshalb, so Kreistagsabgeordnete Heike Ahrens-Dietz, Carmen Lenzer, Lisa Schäfer sowie von der Solmser CDU-Fraktion Stadtrat Martin Dietz, Angelika Braun-Hofmann und Fraktionsvorsitzender Helmut Lenzer, die ebenfalls an dem Gespräch teilnahmen, ein klares Plädoyer für sämtliche Formen der Unterstützung für die Apotheken. Um nicht in zusätzliche Abhängigkeiten von nur wenigen Lieferketten zu geraten, müsse die Forderung sein, Medikamente nicht nur in Indien, Südostasien oder China zu produzieren, sondern die Produktion wieder nach Europa und Deutschland zurückzuverlagern, wie es früher bei vielen Generikaherstellern wie z.B. Stada oder Ratiopharm der Fall gewesen sei.

Auf die Lokalpolitik eingehend, schilderte Senzel auch die Sorgen bezüglich der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Oberbiel mit geplanten 200 Bewohnern. Diese Zusammenballung würden viele in Solms kritisch sehen, denn man fürchte, dass einige Probleme vorprogrammiert sein könnten. Auch wenn es vermutlich überwiegend junge Leute sein würden, so sei es dennoch für die Gesundheitsversorgung in Solms eine Herausforderung. In Solms hätten in den letzten Jahren zwei Arztpraxen geschlossen, so dass sich die Versorgung der Solmser Bürger auf weniger Ärzte konzentriere. Auch die Praxen hätten mit zunehmender Arbeitsbelastung durch auch in diesem Bereich zunehmende Bürokratie und Personalmangel zu tun. Insofern bleibe immer weniger Zeit bei allen Akteuren im Gesundheitswesen, seien es Apotheker, Ärzte, Krankenhäuser oder Altenheime, sich um den einzelnen Patienten angemessen zu kümmern.

Auch im Gesundheitswesen seien daher ehrenamtliche Helfer und vor allem Übersetzer unerlässlich, um Flüchtlinge und Asylbewerber medizinisch gut versorgen und beraten zu können, denn natürlich komme es hier manchmal zu sprachlichen Barrieren. Auch bürokratische Hindernisse beim problemlosen Abrechnen der Kosten mit den Krankenkassen oder den Landkreisen binden Ressourcen der Leistungserbringer.

Daher sei der Lahn-Dill-Kreis aufgefordert, ein ganzheitliches Konzept für die Unterbringung von Flüchtlingen zu entwerfen, wie es in anderen Landkreisen schon der Fall sei. Und eben deutliche Signale an die Bundespolitik zu senden, ob auf kommunaler Ebene noch genügende Ressourcen z.B. betreffend den Wohnraum und vor allem betreffend der tatkräftigen angestellten oder ehrenamtlichen Helfer zur Unterstützung überhaupt bereitstünden. Denn dies sei, eben auch für die bestmögliche medizinische Versorgung der betroffenen Menschen, unerlässlich.

Unabhängig davon, so die CDU-Politiker, sei es Aufgabe des Bundes, alles, aber auch wirklich alles daranzusetzen, die Zahl der Asylbewerber deutlich zu reduzieren bzw. vor allem auf europäischer Ebene einen gemeinsamen Weg zu finden und eine gemeinsame Politik diesbezüglich durchzusetzen.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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