Auf der Suche nach Perspektiven und Partnerschaften

Ivorischer Parlamentsabgeordneter und
Professor für deutsche Literatur zu Gast in Wetzlar

Professor Paul N`guessan-Bechié ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und lehrt Deutsch als Fremdsprache an der Universität der Elfenbeinküste (Ivory Coast oder Cóte d'Ivoire)) in deren Hauptstadt Abidjan. Diese westafrikanische Republik ist das Heimatland des 55-Jährigen. Er stammt aus einer landwirtschaftlich geprägten Region 100 Kilometer nördlich der Sechs-Millionen-Hauptstadt mit der 45.000 Einwohner großen Kreisstadt Affery als Mittelpunkt. Dort, so N'guessan-Bechié, gebe es kaum industrielle Strukturen.

Ein großes Anliegen des Professors, der fließend deutsch spricht, ist es, die soziale Situation der Menschen in seiner Heimat zu verbessern. Dazu versucht er, seine mannigfachen Beziehungen auch ins Ausland zu nutzen. Das sollte ihm nun noch effektiver gelingen, seit N'guessan-Bechié 2021 in die ivorische Nationalversammlung - in Deutschland vergleichbar dem Bundestag - gewählt wurde. Dort ist der Germanistik-Professor Vizepräsident des Auswärtigen Ausschusses und Vizepräsident der Deutsch-Ivorischen Parlamentariergruppe.

Im März hielt sich N'guessan-Bechié einmal mehr in Deutschland und speziell auch in Mittelhessen auf. Grund dafür sind vor allem seine "zufällig" zustande gekommenen persönlichen Kontakte zu Dr. Wolfgang Bunk, dem Chef des Werksärztlichen Dienstes im Lahn-Dill-Kreis, der sich bereits seit vier Jahren auf medizinischem Sektor in dem westafrikanischen Land Kamerun engagiert, über diese Wege mit dem ivorischen Professor und Parlamentarier Kontakte knüpfen konnte und daraufhin auch die Zusammenarbeit mit diesem auf medizinischem Gebiet bereits "angeschoben" hat.

Prof. N'guessan-Bechié möchte die Chance nutzen, darüber hinaus auch auf anderen Feldern weitere Verbindungen nach Deutschland, gerne auch nach Mittelhessen, zu knüpfen und neue Akzente der entwicklungs- und kulturpolitischen Kooperation zu setzen. Auch auf sozialem Gebiet, speziell durch Partnerschaften mit Schulen, um junge Menschen näher zusammenzubringen, auch wenn die Entfernung Deutschland - Elfenbeinküste erheblich sei, wie er im Gespräch mit dem heimischen CDU-Kreisvorsitzenden Hans-Jürgen Irmer in Übereinstimmung mit diesem feststellte.

Beide Politiker waren sich einig, dass eine sinnvolle und richtig angelegte Entwicklungspolitik den Menschen die Chance geben müsse, sich selbst helfen und weiterentwickeln zu können. Auch stimmten beide in der Einschätzung überein, dass eine verstärkte Zusammenarbeit Deutschlands und Europas mit afrikanischen Staaten von weichenstellender Bedeutung sei angesichts der Bemühungen Russlands und Chinas, in Afrika Fuß zu fassen und Einfluss zu gewinnen. Allerdings seien deren politischen Ziele unter den Stichworten Macht, Einfluss und Rohstoffsicherung diametral andere als jene zum Beispiel Deutschlands.

Das ivorische Nationalversammlungs-Mitglied N'guessan-Bechié dankte dem heimischen Kommunalpolitiker für dessen Bereitschaft, seine Ziele zur "Herstellung von Kontakten auf zunächst bewusst niedriger Ebene", zum Beispiel von Schule zu Schule - in seiner Heimat-Kreisstadt Affery gebe es eine Grundschule und ein Gymnasium -, Krankenhaus zu Krankenhaus oder Jugendorganisation zu Jugendorganisation, aktiv zu unterstützen.

Mit Dr. Wolfgang Bunk und dem afrikanischen Gast ist sich Irmer einig, "dass wir mit Afrika als unserem Nachbarkontinent zusammenarbeiten müssen". Angesichts der demografischen Entwicklung hier und da sei Europa das "Seniorenheim" und Afrika das "Kinderheim" der Welt. Was N'guessan-Bechié mit dem Hinweis unterstrich, dass alleine in Nigeria, von der 28 Millionen Einwohner großen Elfenbeinküste durch die Länder Ghana, Togo und Benin getrennt, in 30 Jahren so viele Menschen leben werden wie in ganz Europa zusammen. Deshalb sei langfristiges Denken in der entwicklungspolitischen und kulturellen Zusammenarbeit unumgänglich, um für alle Seiten Perspektiven zu schaffen, wobei laut Irmer auch der zunehmende Fachkräftemangel hierzulande und Möglichkeiten seiner Beseitigung einbezogen werden müssten.

Irmer sagte zu, die Bemühungen des afrikanischen Gastes um Kontakte zu Schulen und zur Wirtschaft herzustellen und zu unterstützen. Und er machte dem Professor von der Elfenbeinküste das Angebot, zum Beispiel im nächsten Jahr vor deutschem Publikum - in Wetzlar - einen Vortrag zum Thema Afrika-Elfenbeinküste-Entwicklungspolitik aus der Sicht des Afrikaners zu halten.

Professor N'guessan-Bechié zeigte sich ebenso wie Dr. Wolfgang Bunk erfreut über die neuen Kontaktmöglichkeiten und stellte in Übereinstimmung mit Hans-Jürgen Irmer fest, dass lebendige Partnerschaften nur über engagierte Menschen möglich sind.

Über den Autor

Franz Ewert

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