Aus der Arbeit der CDU-Kreistagsfraktion Lahn-Dill
...im Gespräch mit Verkehrsgesellschaftsverbund Lahn-Dill-Weil mbH
Mobilitätswende hat Grenzen
Um sich über die aktuelle Situation des Öffentlichen Personennahverkehrs zu informieren, waren Mitglieder der CDIU-Kreistagsfraktion jetzt zu Besuch bei den Geschäftsführern der VLDW, Kira Lampe und Dirk Plate. Lampe und Plate wiesen darauf hin, dass man im Jahr 2021 für rund 5,5 Millionen Buskilometer verantwortlich gewesen sei. Im Einzugsbereich Lahn-Dill-Kreis wurden in 2021 1,4 Millionen Schienenkilometer gefahren, 22 Bahnhöfe sowie 554 Bushaltestellen bedient. 53 Schulen würden angefahren und in der Spitze seien täglich 106 Busse unterwegs. Beeindruckende Zahlen. Gleichwohl gebe es prinzipiell Probleme. Wenn von der Mobilitätswende gesprochen werde, dann könne man im großstädtischen Bereich sicherlich das eine oder andere leichter bewerkstelligen als im ländlichen Raum. Hier gebe es einfach Grenzen der Bedienbarkeit. Man werde auch in Zukunft im ländlichen Raum auf das Auto angewiesen sein.
Was die Frage der E-Mobilisierung angehe, sei man sehr zurückhaltend, denn die Reichweiten lägen de facto bei maximal 200 Kilometern. Man habe aber Umläufe von 400 Kilometern, so dass das nicht darstellbar sei. Es komme hinzu, dass die komplette Infrastruktur fehle. Das Ergebnis sei, dass beispielsweise in Berlin die ideologisch gewollte E-Mobilität in den Bussen drastisch zurückgefahren worden sei, da die Reichweiten bei der Staupolitik in Berlin nicht reichten und auch dort die Infrastruktur fehle.
Auch die Frage, ob Wasserstoff derzeit einsetzbar sei, müsse negativ beantwortet werden, so die beiden Geschäftsführer gegenüber den CDU-Vertretern, Fraktionsvorsitzendem Hans-Jürgen Irmer, seinem Stellvertreter Jörg Michael Müller, MdL, sowie den Abgeordneten Nicole Petersen, Lisa Schäfer, Kevin Deusing, Leo Müller und Ingo Panten. Wiesbaden habe entsprechende Erfahrungen machen müssen. Es komme hinzu, dass diese Busse drei- bis viermal so teuer seien wie ein normaler Bus. Unabhängig davon kämpfe die gesamte Branche damit, dass Busfahrer fehlten. Es gebe in ganz Hessen drei Berufsschulen, u.a. in Wetzlar, in denen man eine entsprechende duale Berufsausbildung schulisch begleiten könne. Die Löhne seien innerhalb weniger Jahre zu Recht deutlich gestiegen. Aber dem Beruf fehle im Bewusstsein der Gesellschaft häufig die entsprechende Anerkennung, zumal Probleme mit Fahrgästen nicht gerade zurückgehen würden. Hinzu komme, dass es zu wenig Sanitäranlagen in den Bereichen gebe, wo Busse Standpausen einlegten. Die sei für die in der Regel männlichen Fahrer problematisch, von Frauen ganz zu schweigen.
Im Bereich des VLDW habe man im letzten Jahr Verkehrsverträge mit einem Gesamtbetrag von rund 15 Millionen gehabt, davon ca. ein Drittel für Fahrzeuge, ein Drittel für Personal und ein Drittel für Kraftstoffe. Die Kosten für den Kraftstoff sind in 2022 bisher bedauerlicherweise um rund 46 Prozent gestiegen, zusätzliche Probleme, die zur allgemeinen Situation hinzukämen.
Das 49-Euro-Ticket klinge in der Theorie einfacher als es in der Praxis sei, denn es müssen die Einnahmen bundesweit auf die verschiedenen Aufgabenträger umgelegt und aufgeteilt werden. Eine höchst komplizierte Angelegenheit. Dies habe auch offensichtlich der Bundesverkehrsminister erkannt, denn der Start werde frühestens zum 1.4.2023 kommen können.
Was die Wiederaufnahme von stillgelegten Bahnstrecken angehe, sei man zurückhaltend. Man wolle gerne im Bereich der Solmsbachtalbahn nach Veränderung der Bewertungskriterien noch einmal prüfen. Vielleicht lasse sich ein Teilstück erneut nutzen. Aber man dürfe die betriebswirtschaftliche Rechnung nicht aus dem Auge verlieren.
Erfreut sei man, so Lampe und Plate abschließend, dass es nach Gründung des VLDW gelungen sei, nicht nur mit 22 Mitarbeitern in Wetzlar und Weilburg sehr effizient arbeiten zu können, sondern dass vor allen Dingen die Vergabe der Buslinienbündel regional erfolgen könne. Die Probleme, die es bei der europaweiten Ausschreibung vor zehn und mehr Jahren mit sogenannten „Busheuschrecken“ gegeben habe, gebe es dadurch bedingt heute nicht mehr. Eine sehr positive Entwicklung im Sinne des Mittelstands in der heimischen Region.