Niedersachsen

Auf dem Weg zum Einheitslehrer und zur Einheitsschule

Schaut man sich die aktuellen Studien Bildungstrend 2021 des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB Berlin) oder den IQB-Bildungstrend 2018 an, kann man feststellen, dass in Niedersachsen Schüler im Vergleich zu bayerischen Schülern rund ein Jahr Lernrückstand haben. Klingt wenig, hat aber dramatische Auswirkungen.

Nun könnte man meinen, dass dem durch Leistung, Betonung des Fächerprinzips, gezielte Lehrerausbildung und anderem mehr begegnet wird, um die Startchancen niedersächsischer Schüler im Vergleich zu den bayerischen zu erhöhen.

Einheitslehrer

Weit gefehlt. Es fängt damit an, aktuell nachzulesen im Koalitionsvertrag von Rot und Grün in Niedersachsen, dass es eine Vereinheitlichung der Lehrerbildung geben soll. Wenn es nur noch Einheitslehrer gibt, braucht man verständlicherweise auch keine unterschiedlichen Schulformen wie Gymnasien, Haupt- oder Realschulen, die damit auch auf kaltem Wege vereinheitlicht werden zu einer Art Einheitsschule. Dazu passt, dass es künftig auch eine einheitliche Besoldung aller Lehrergruppen geben soll.

Wider alle Lebenserfahrung, wider alle fachliche Notwendigkeit. Der ideologische Traum des Einheitsmenschen wird gelebt durch den Einheitslehrer, der irgendwann den Einheitsschüler produzieren soll. Mitverantwortlich für diesen pädagogischen Schwachsinn die neue Kultusministerin von Niedersachsen, Julia Willie Hamburg (Grüne), wie es heute allgemein üblich zu sein scheint in woken Kreisen, ohne Berufs- oder Studienabschluss.

Nivellierung um jeden Preis

Es soll künftig fächer- und jahrgangsübergreifendes Lernen geben. Es ist wissenschaftlich mehrfach nachgewiesen, dass dies nicht (!) zum schulischen Erfolg führt. Es soll überwiegend Projektlernen geben, gegen gelegentliche Projekte ist nichts einzuwenden, Verzicht auf die nummerische Notengebung, flächendeckender Ganztagsunterricht, Inklusion und damit in letzter Konsequenz Abschaffung der Förderschulen, keine Abschulung (Nichtversetzung), Lernen und Arbeiten im eigenen Takt. Auch hier weiß jeder Experte, dass dies dazu führt, dass leistungsstarke Schüler aus bildungsnahen Elternhäusern ihren Weg gehen. Die Schüler aus bildungsfernen Familien können diesen Weg nicht gehen. Der Abstand wird größer zu Lasten derjenigen, die Förderung besonders nötig haben.

Demokratie stärken?

Toleranz schleifen

Im besten sprachlichen Mainstream-Kauderwelsch wird von der Demokratieschule gesprochen, vom Demokratiebudget für Projekte, von „Eine-Welt-Promotoren“, vom Umgang mit Vielfalt wie LGBTIQ, kurzum Trimmen auf den Zeitgeist, aber wehe, wenn jemand eine andere Meinung hat.

Leistung uninteressant

Kein Wort von Leistung, von Anspruch, von Niveau, von Anstrengung, von inhaltlichen Lehrplänen statt Leerplänen. Ideologie pur. Mit diesen Schwerpunkten, so schrieb es Josef Kraus, ehemaliger Oberstudiendirektor und Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbandes, sehr treffend, werden Leistungen der Schüler im Lesen, Schreiben und Rechnen keinen Deut besser.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe3/2024