Aus der Arbeit der CDU Kreistagsfraktion Lahn-Dill

Seit 28 Jahren erfolgreich am Markt: APL Leun
Coronasorgen und überbordende Bürokratie

Gut zwei Stunden dauerte der Gedankenaustausch von Vertretern der CDU-Kreistagsfraktion, darunter Kreistagsfraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Irmer, die Abgeordneten Heike Ahrens-Dietz, Nicole Petersen sowie Leuns Bürgermeister Björn Hartmann und Brigitte Krug von der CDU Leun, mit Uwe Bördner, dem Gründer des Ambulanten Pflegezentrums Lahn, Anne Bördner, der Pflegedienstleiterin, und Timo Sattler, dem Referenten der Geschäftsleitung, zur aktuellen Lage in Pflegeeinrichtungen. Als teilweise überzogen bezeichnete Bördner die Coronaauflagen, die in der ersten Welle sicherlich richtig gewesen, aber jetzt bei grippeähnlichen Auswirkungen nicht mehr zeitgemäß seien. Aktuell seien zwölf Mitarbeiter coronabedingt im Krankenstand, obwohl sie weitestgehend keinerlei Symptome hätten. Hier wünsche man sich mehr Differenzierung, denn dies sei eine Belastung eines jeden Unternehmens, ob klein, ob mittelständisch oder auch groß.

Als Dokumentationswahn bezeichnete Anne Bördner die sich stets ändernden Bestimmungen, Fristen und Dokumentationspflichten. Dieser Dschungel sei von normalen Bürgern, die sich informieren wollten, nicht zu lichten. Selbst Experten hätten Probleme, durchzusteigen. Ein Beispiel sei die Festlegung des Durchschnittslohnes in der Pflege. Niemand sei bisher in der Lage gewesen, darzustellen, wie sich der Durchschnittslohn berechne, der aber, neben der Option, sich einem Tarifvertrag anzuschließen, verpflichtend sei.

Das Lohnniveau sei in der Pflege mittlerweile sehr ordentlich und liege zwischen 3500 bis 4300 Euro ohne Zuschläge. So schön es für die betreffenden Kräfte sei, denen man das von Herzen gönne, so habe die Politik nicht bedacht darüber nachzudenken, wer dies eigentlich bezahle. Dies wiederum gehe zu Lasten der Patienten, die damit, um das weiter finanzieren zu können, entweder zunehmend auf staatliche Zuschüsse angewiesen seien, was die Abhängigkeit erhöhe, oder aber sie würden die Zahl der Behandlungen im ambulanten wie auch im Tagespflegebereich reduzieren müssen, weil dies für die Patienten eben nicht mehr finanzierbar sei. Dies wiederum trage nicht dazu bei, einen Gesundungsprozess zu beschleunigen oder die Gesundheit je nach Krankheitsbild stabil zu halten.

Wenn man wie apl 65 Mitarbeiter habe, rund 500 Kunden pro Woche betreue und zusätzlich ca. 1500 Beratungsgespräche durchführe, dann werde die Belastung anhand dieser wenigen Zahlen sehr deutlich. Der Einzugsbereich von apl bewege sich im Bereich Leun, Solms und Braunfels mit seinen Ortsteilen. Überwiegend wichtig sei ihnen, so die drei apl-Vertreter, eine Pflege anzubieten, bei der der Mensch im Mittelpunkt stehe, also nicht nur die fachliche Expertise eine Rolle spiele, sondern eben auch Empathie und Zuwendung. Dies habe sich herumgesprochen, gleichwohl sei man leider nicht in der Lage, aktuell weitere Anfragen positiv bescheiden zu können, da das Fachpersonal fehle.

Als kritisch bezeichnete Anne Bördner die vor wenigen Jahren beschlossene Zusammenlegung der Pflegeausbildungen. Früher habe man die Krankenpflege, die Altenpflege und die Kinderkrankenpflege gehabt, alles spezifische Ausbildungsgänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Auch aus seiner Sicht, so Irmer, sei die Ausbildungszusammenlegung falsch.

Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer darüber, dass die Einführung der Pflegeversicherung 1995 durch den damaligen Bundesarbeitsminister Blüm richtig war. Sie müsse aber heute konsequenter zu Ende gedacht werden. Es gebe diesbezüglich Sanierungsbedarf. Wichtig sei, dass es einerseits staatliche und kirchliche Anbieter gebe, auf der anderen Seite aber auch private Einrichtungen, deren Anteil bei etwa 65 Prozent bundesweit liege. Aus Sicht der CDU sei es ein richtiges Modell, so viel Privates wie möglich, so wenig Staat wie nötig vorzuhalten. Dies gelte allerdings nicht nur für den Sozialbereich.

Was apl angehe, zeigte sich Uwe Bördner sehr zufrieden, die Unternehmen seien gut aufgestellt und für die Zukunft gut gerüstet.

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Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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