Professor Fritz Vahrenholt:


Strompreise könnten halbiert werden
Die De-Industrialisierung Deutschlands hat begonnen

Erneut hat einer der führenden Top-Wissenschaftler, Professor Fritz Vahrenholt, früherer Hamburger Umweltsenator, auf die beginnende De-Industrialisierung in Deutschland aufgrund der hohen Energiepreise hingewiesen. Schon vor dem russischen Ukraine-Krieg seien die Energiepreise aufgrund der angedachten Energiewende aus dem Ruder gelaufen und die Energiepreise in Deutschland die höchsten in Europa. Aber wenn man Kohlekraftwerke und Kernkraftwerke gleichzeitig abschalten will und sich der Erschließung neuer Öl-, Gas- und Kohlevorkommen verweigert, durch Emissionszertifikate gezielt den Energiepreis nach oben treibt, muss man sich nicht wundern, wenn Mittelstand und Industrie in kürzester Zeit nicht mehr wettbewerbsfähig sein werden. Der russische Ukraine-Krieg ist das berühmte Tüpfelchen auf dem i.

Leeres Versprechen von Scholz

Vahrenholt erinnerte daran, dass der seinerzeitige Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz, im Wahlkampf im letzten Jahr auf dem „Tag der Industrie“ erklärte: „Mein Ziel ist ein Industriestrompreis von 4 Cent.“ Heute hat er sich fast verzehnfacht. In Frankreich ist den Industrieunternehmen der direkte Zugang zum preiswerten Kernenergiestrom erlaubt. Für rund 4,5 Cent pro Kilowattstunde können Industrieunternehmen insgesamt 120 Terrawattstunden, also 25 Prozent der französischen Erzeugung, vornehmlich aus Kernkraftwerken beziehen. In Deutschland will Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) eines von den drei Kernkraftwerken zum Jahresende abschalten. Die anderen zwei sollen im Frühjahr folgen. Letztes Jahr sind bereits drei abgeschaltet worden.

Wenn man diese sechs Kernkraftwerke und die Braunkohlekraftwerke revitalisieren würde, könnte sich, so Vahrenholt, der Strompreis halbieren. Das Ergebnis der irren Strompreise: Stahlfabriken wie in Hamburg oder Bremen machen dicht. Papierfabriken stehen vor dem Aus. Die Aluminium-Industrie hat ihre Produktion weitgehend stillgelegt. Die Lage von Chemiefabriken und Düngemittelfabriken ist höchst besorgniserregend – und da ist noch nicht einmal die Rede vom Mittelstand. Im Übrigen könne man bei der Akademie Bergstraße die Liste der Opfer der Energiepreisentwicklung auf der entsprechenden Webseite nachschlagen. Und es stelle sich, so Vahrenholt abschließend, schon die Frage, wann denn endlich die Industriegewerkschaften Alarm schlagen.

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Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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Aktuelle Ausgabe04.04.