Aus der Arbeit der CDU Kreistagsfraktion Lahn-Dill
CDU-Kreistagsfraktion im Gespräch mit der Wetzlarer Wohnungsgesellschaft
Eine gesunde Wohnungsgesellschaft in Sorge ob der Energiekostenentwicklung
Aus aktuellem Anlass waren jetzt Vertreter der CDU-Kreistagsfraktion zu Besuch bei der WWG, um sich von Geschäftsführer Harald Seipp und dem Technischen Leiter, Prokurist Bernd Vollmer, über die aktuelle Lage informieren zu lassen. Die WWG, so Seipp, sei seit nunmehr 70 Jahren in Wetzlar ansässig. Man habe rund 3100 eigene Wohnungen sowie weitere 350 in der Verwaltung. Hinzu kämen Gewerbeimmobilien von Klein bis Groß sowie die eine oder andere Spezialimmobilie, auch im Auftrag der Stadt Wetzlar. Das Ganze meistere man mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der eigenen Werkstatt und der Verwaltung. Neben der Außenanlagenpflege, der Heizungswartung sowie Malerarbeiten werden auch alle Kleinreparaturen durch eigene Hausmeister ausgeführt. Für größere Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten werden heimische Fachfirmen beauftragt.
Große Sorge, weil nicht kalkulierbar, bereite der WWG die weitere Entwicklung auf dem Energiemarkt. Man habe zwar in weiser Voraussicht einen Liefervertrag mit der Enwag bis Ende 2023, doch wisse im Moment niemand, wie es mit den Gaspreisen und vor allen Dingen auch mit den Strompreisen weitergehe. Die Nebenkosten, so Seipp und Vollmer, entwickelten sich immer mehr zu einer zweiten Miete. Der Quadratmeterpreis bei der WWG liege bei durchschnittlich 5,57 Euro (Jahr 2021), und wenn man berücksichtige, dass - grob gesagt - bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung ca. 100 Euro Nebenkosten plus Strom anfallen würden, so müsse man bei einer Steigerung der Energiekosten künftig mit 300 oder 400 Euro Nebenkosten rechnen. Dies führe zu Liquiditätsproblemen bei manchen Mietern, von denen ca. 40 bis 50 Prozent in irgendeiner Form Transferleistungen erhielten, so dass es keine nennenswerten Rücklagen gebe. Dies könne - das sei ein bundesweites Problem - auch zu Liquiditätsproblemen bei weiteren Wohnungsbaugesellschaften führen.
Ein Gaspreisdeckel und ein Strompreisdeckel seien zwingend nötig, um die Sorgen der Mieter zu reduzieren, aber auch um Sicherheit für alle Beteiligten zu haben. Dem stimmten die Vertreter der CDU-Kreistagsfraktion, darunter Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Irmer, sein Stellvertreter Michael Hundertmark, Kreisbeigeordneter Ronald Döpp sowie die Abgeordneten Nicole Petersen, Lisa Schäfer, Sabine Sommer und Daniel Steinraths, vollumfänglich zu.
Hinzu kämen steigende Zinslasten, Lieferkettenprobleme, energetische Auflagen, Fachkräftemangel, allgemeine Kostensteigerungen bei den Betriebs- und Sachkosten von rund 20 Prozent über alle Gewerke hinweg, so dass im Grunde genommen auch eine Quadratmeterpreisanpassung notwendig sei. Mietendeckel oder Vorschläge zur Enteignung, wie in Berlin, seien die falschen Instrumente, so Seipp. Eher setze man die Hoffnung auf eine marktgerechte Beurteilung in aktuelle Mietspiegel.
Für die Zukunft seien zwei größere Neubauprojekte geplant, einmal in der Volpertshäuser Straße und einmal in Dalheim im Bereich Drei Stämme. Eigentlich habe man hier bereits starten wollen, doch durch die kurzfristige Umstellung der Förderung durch den Bund habe man Pläne überarbeiten müssen, so dass man vermutlich erst im nächsten Jahr beginnen werde.
Wünschenswert wäre es, so Seipp, wenn die Landesförderung in Hessen für niedrige und mittlere Einkommen ähnlich wie in Rheinland-Pfalz ausgebaut werden könne. Dort gebe es rund 30 Prozent mehr Förderung, wobei die Staffelung der Förderung dort nicht nach den Kaufpreisen des Grundstückes erfolgt. Diese Systematik bevorzuge die großstädtischen Bereiche und gehe zu Lasten der ländlichen Regionen. Aus seiner Sicht wäre es fachlich besser, eine Förderung nach tatsächlichen Baukosten, Mietpreisen und Regionen vorzunehmen. Eine Anregung, so Irmer, die er dem zuständigen Landtagsabgeordneten Frank Steinraths gerne mit auf den Weg nach Wiesbaden.
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Herausgeber Wetzlar Kurier