Aus der Arbeit der CDU Kreistagsfraktion Lahn-Dill

Auf Antrag der CDU
Kreisregierung muss Pläne zur Schließung
der Entbindungsstation Dillenburg überdenken

Landrat Schuster (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender der Lahn-Dill-Kliniken, hatte in einer Sitzung der Kreisregierung am 22.6.2022 mitgeteilt, dass die Schließung der Entbindungsstation am Krankenhaus Dillenburg nötig geworden und eine Verlagerung nach Wetzlar vorzusehen sei, da eine Belegärztin zum 31.12.2022 gekündigt habe. Nach Aussage des Landrates seien in Wetzlar ca. 1000 bis 1100 Geburten möglich, was aus ärztlicher Sicht, so ein Insider, grenzwertig sei, zumal man wissen müsse, dass in 2021 insgesamt 1239 Kinder das Licht der Welt erblickt hätten, darunter 731 in Wetzlar und 508 in Dillenburg.

Über diese Mitteilung berichtete die WNZ u.a. am 1.7., wonach der Landrat das Gespräch mit allen Beteiligten noch suchen wolle. Spätestens hier stellt sich die Frage, warum das nicht vorher geschehen ist. Mit Datum vom 12.7. lud der Landrat als Aufsichtsratsvorsitzender der Lahn-Dill-Kliniken den Aufsichtsrat mit Wirkung zum 19.7. ein. In dem Beschlussvorschlag zum Thema Geburtshilfe Dillenburg heißt es, dass der Aufsichtsrat die aktuelle Entwicklung zur Kenntnis nehme und er der Schließung des Bereiches Geburtshilfe zustimme. Ein kleines Hintertürchen, sollte bis zu diesem Zeitpunkt kein weiterer Belegarzt gefunden werden. Außerdem, so die Beschlussvorlage, soll die Geschäftsführung der Lahn-Dill-Kliniken gebeten werden, mit dem Sozialministerium in Kontakt zu treten, um die Fortführung der Gynäkologie (ohne Geburtshilfe) mit den zwei verbliebenen Belegärzten zu ermöglichen. Da war die Kündigung des besagten Belegarztes ca. vier Wochen alt. Man hätte auch sofort mit Wiesbaden in Kontakt treten können.

Großes mediales Echo

Wie nicht anders zu erwarten, gab es heftigen Widerstand. Der Klinik-Betriebsrat, vertreten durch Christine Sinkel, forderte die Kreispolitiker auf, das Ganze zu überdenken und rückgängig zu machen. Die Hebammen setzten sich ebenso für den Fortbestand ein wie andere Fraktionen auch. Die CDU-Kreistagsfraktion hatte mit Datum vom 11.7. einen entsprechenden Antrag gestellt, der zunächst beinhaltete, so Dillenburgs CDU-Chef Kevin Deusing in seiner Funktion als Kreistagsabgeordneter, darzustellen, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Belegarztstelle zu besetzen. In einem zweiten Teil des Antrages wurde der Kreisausschuss aufgefordert, die vorgesehene Schließung durch den Aufsichtsrat zu verschieben, um Zeit zu haben für neue Überlegungen und neue Bemühungen. Man dürfe, so die CDU, nicht vergessen, dass die Geburtsstation in Dillenburg die einzige zwischen Siegen und Wetzlar sei, und wenn es zu Komplikationen komme, sei der Faktor Zeit möglicherweise überlebenswichtig. Deshalb sei man gegen eine weitere Ausdünnung. Es komme hinzu, dass die Lahn-Dill-Kliniken die HNO-Abteilung in den letzten Jahren ebenso verloren hätten wie die Kinderabteilung, so dass sich die prinzipielle Frage stelle, wie es weitergehe mit der Attraktivität des Dillenburger Standortes. Daher wehret den Anfängen.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Jörg Michael Müller, MdL, hatte in einem sehr klaren Statement ebenfalls noch einmal darauf aufmerksam gemacht, welche Bedeutung eine Entbindungsstation für den Fortbestand des Krankenhauses habe, für die Beschäftigten, für die werdenden Mütter, für die Notfallversorgung. Dies dürfe man nicht leichtfertig opfern. Daher müsse man alles daransetzen, die Entbindungsstation zu erhalten. Und wenn, wie es von Seiten der Geschäftsführung selber geheißen habe, die Rahmenbedingungen „unattraktiv“ seien, so sei es mehr denn je Aufgabe des Kreises, dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen sich verbessern.

Dieser Antrag der CDU, die Argumentation fand die einhellige Zustimmung des Kreistages, so dass auch die ebenfalls eingereichten Anträge von AfD und Linkspartei überflüssig wurden. Zwischenzeitlich hat Landrat Schuster zugesagt, dass die Entscheidung über die Schließung vertagt wird und dass man noch weitere Optionen prüfen wolle. Die CDU wird diesbezüglich nicht nachlassen, denn es ist richtig, weitere Optionen zu prüfen. Dies hätte man aber, so Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Irmer, auch im Vorfeld bereits tun können. Die Union sage sämtliche denkbare Unterstützung zu. Die Argumente pro Dillenburg würden auf dem Tisch liegen.

Über den Autor

Jörg Michael Müller
Jörg Michael Müller
Stellvertretender Kreisvorsitzender CDU Lahn-Dill

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