Erstaunliches in der ARD

Woher kommt der Strom,
wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint?

Diese zentrale Frage stellte Thomas Bergner, der Leiter der NDR-Fernsehredaktion, vor wenigen Tagen im Anschluss an eine Nachrichtensendung in der ARD. Die Öffentlich-Rechtlichen sind ja nicht unbedingt dafür bekannt, den Energiekurs von Habeck, Scholz und anderen kritisch zu begleiten, denn bei allen positiven Aspekten, die es natürlich zu Erneuerbaren Energien gibt, ist eine Kardinalfrage bis heute nicht beantwortet, nämlich die, die der Leiter der NDR-Fernsehredaktion öffentlich stellte. Er fügte – zu Recht – hinzu, hätten wir in Deutschland nicht so fleißig Atomkraftwerke abgeschaltet, wären wir heute viel unabhängiger vom russischen Gas. Kein großes Industrieland sei Deutschland auf dem Weg des überstürzten Ausstiegs aus der Atomkraft gefolgt.

Wer wie Deutschland faktisch gleichzeitig Atomkraftwerke stilllegt, Kohlekraftwerke stilllegen will, am liebsten bis 2030, sorgt schon unter normalen Umständen dafür, dass zur Abdeckung der Grundlast mehr Gas benötigt wird, Gaskraftwerke neu gebaut werden, so steht es im Übrigen auch in der Koalitionsvereinbarung der Ampel. Und wenn ein Gut, wie das vermehrt nachgefragte Gas, begehrt ist, steigt der Preis. Auch vor dem Ukraine-Krieg ist der Preis für Energie schon dramatisch gestiegen, Strompreise lassen grüßen, Benzinpreise ebenfalls.

Jetzt stellt man fest, man hat sich zu einem hohen Prozentsatz in die Abhängigkeit von russischem Gas begeben, so dass heute das wahr werden kann, was Kritiker der Energiewende schon vor Jahren prognostiziert haben, dass es zu einem Blackout kommt, aber jetzt erschwert auch zu einer Bevorratung des Energieträgers Gas.

Wer Kernkraftwerke stilllegt, erhöht den CO2-Ausstoß um 45 Millionen Tonnen

Nachdem im letzten Jahr drei der letzten sechs verbliebenen Kernkraftwerke bereits abgeschaltet wurden, SPD und Grüne sich bis heute weigern, die drei noch bestehenden zumindest weiterlaufen zu lassen, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass durch die Gesamtstilllegung rund 45 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich an anderer Stelle ausgestoßen werden.

Diesen Ausstoß könnte man vermeiden, würde man nur die besagten sechs Atommeiler weiterlaufen lassen, wobei das technisch nicht so ganz einfach ist.

Kurzum, wer auf Dauer bezahlbare, jederzeit verfügbare und saubere Energie haben will, der muss, wie das alle anderen Staaten um Deutschland herum machen, auf die neue Generation der Kernkraftwerke setzen. Erstaunlich, dass dies so offen in der ARD ausgesprochen wurde. Vielleicht fängt doch einmal ein Umdenkungsprozess an, indem man weg von der Emotion hin zur Ratio sich mit Zahlen, Daten und Fakten beschäftigt.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024