Auf Einladung von Pro Polizei Wetzlar

DNA-Spezialist Dr. Schneider klärt auch nach 20 Jahren Gewaltverbrechen auf

Einer der Pioniere der DNA-Technik ist Dr. Harald Schneider vom Landeskriminalamt Wiesbaden, der vor rund 30 Jahren mit drei Mitarbeitern startete, aus denen heute über 60 geworden sind. Absolute Spezialisten, denen bei der Tatortuntersuchung auch nicht der kleinste Faden, die kleinste Haarschuppe entgeht. Es sind die Kriminaltechniker, die DNA-Spezialisten, die häufig die Grundlage dafür liefern, dass Verbrecher von der Polizei verhaftet werden können.

Der sogenannte „genetische Fingerabdruck“, also die DNA eines Menschen, erlaubt es, nicht sichtbare Spuren sichtbar zu machen, denn jeder Mensch hinterlässt, ob er will oder nicht, Spuren. Durch die DNA war es beispielsweise auch möglich, beim Flugzeugabsturz Germanwings von 2015 in Frankreich Gliedmaßen Menschen zuzuordnen und sie dadurch zu identifizieren. Keine schöne Arbeit, so Dr. Schneider, aber für die Hinterbliebenen eminent wichtig.

Mit Hilfe der DNA sei es gelungen, in den vergangenen 20 Jahren über 30 Fälle zu klären, die teilweise 15, 20, 25 Jahre zurückliegen, um die Täter einer gerechten Strafe zuzuführen. So habe man den sogenannten Brummi-Mörder festnehmen können, der von 2003 bis 2006 vier Frauen vergewaltigte und anschließend erwürgte, darunter eine Frau aus Dillenburg. Die DNA biete nicht nur eine riesengroße Chance, Täter zu überführen, so Dr. Schneider, sondern sie diene genauso dazu, Verdächtige möglicherweise zu entlasten. Deshalb sei diese Technik unverzichtbar. Eine wichtige Hilfe sei die DNA-Datenbank, in der aktuell 1,2 Millionen Muster gespeichert seien, darunter rund 870.000 Personenmuster und 370.000 Spurenmuster. Jeden Monat kämen 2000 Datensätze hinzu. Allerdings, so Dr. Schneider, müsse man Daten von Jugendlichen, die in der Datenbank enthalten seien, nach fünf Jahren löschen und die von Erwachsenen nach zehn Jahren.

Aus Sicht von Pro Polizei, so Vorsitzender Hans-Jürgen Irmer, der zuvor im Konferenzraum des Krankenhauses Wetzlar rund 50 Besucher begrüßen konnte, sei diese kurze Speicherzeit nicht nachvollziehbar. Es gebe für ihn keinen Grund, die Daten nach so kurzer Zeit zu löschen. Dieser Zeitraum müsse deutlich ausgeweitet werden, um die Arbeit der Polizei und der Spezialisten zu unterstützen. Großer Beifall für den Referenten Dr. Schneider, der einen informativen und spannenden Vortrag hielt.

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Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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