Lauterbach II

Wegen Klimakrise für dauerhafte und noch weitreichendere
Einschränkungen als in der Pandemie

Wie Kassandra (die immer nur Unheil voraussah) der Neuzeit ist Karl Lauterbach (SPD) Gesundheitsminister.

In einem bemerkenswerten Interview im „Spiegel“ vor wenigen Tagen sprach sich Lauterbach dafür aus, und zwar in einem von ihm im letzten Jahr geschriebenen Buch, dass die Einschränkungen für die Menschen künftig noch viel weitreichender sein müssen als die Einschränkungen in der Pandemie, da nur so das 1,5-Grad-Erwärmungsziel – schwierig genug – in Deutschland erreicht werden kann, wobei Lauterbach darauf hinwies, dass er es für ausgeschlossen halte, dass alle anderen Länder in dieser Frage nachziehen. Spätestens hier stellt sich die Frage nach dem Sinn, denn Deutschland ist im internationalen Kontext umwelttechnisch so gut aufgestellt wie kaum ein anderes Land dieser Welt und im Übrigen von der quantitativen Bedeutung, was den CO2-Ausstoß angeht, völlig zu vernachlässigen.

Einschränkungen

- 80 Prozent weniger Fleischkonsum

- Reduktion der Mobilität

- Verteuerung des Fliegens

- Verteuerung des Benzinpreises

- Treibhausabgabe, um „Billigfleisch“ teurer zu machen

- Mitsprache von Kommunen und Umweltverbänden einschränken

Interessant durchaus die Begründungen im Einzelnen. Für Lauterbach ist Fleischkonsum mit „Tierquälerei“ verbunden. Deshalb müsse Billigfleisch teurer gemacht werden, zum Beispiel durch eine sogenannte Treibhausabgabe. Mit anderen Worten, Fleisch wird, geht es nach Lauterbach, ein Luxusgut für die, die es sich leisten können. Im Übrigen, so Lauterbach, müsse der Fleischkonsum um 80 Prozent reduziert werden.

Umweltschützer eine Gefahr für das Klima

Bemerkenswert die Position von Lauterbach, wenn es um Erneuerbare Energien geht, in dem Fall konkret um Stromleitungen, die nicht vorhanden sind, um entsprechend erzeugten Strom transportieren zu können. Oft scheitert dies auch an grünen Bürgerinitiativen vor Ort, an Kommunen, an Landbesitzern, aber auch an Umweltschützern, die Lauterbach „manchmal eine Gefahr fürs Klima“ bezeichnet. Deren Mitspracherechte und damit auch die des betroffenen Bürgers sollen künftig deshalb eliminiert werden, weil es dann einen 1,5-Grad-Beschluss geben wird, dem sich alles andere unterzuordnen hat.

Mehr wissenschaftliche Erkenntnisse in der Politik

In einem Punkt kann man Lauterbach durchaus recht geben, wenn er nämlich fordert, dass verstärkt Wissenschaftler als Berater der Politik herangezogen werden sollen, durchaus in institutioneller Form (dann aber bitte aus der gesamten Bandbreite der Wissenschaft und nicht vorher gezielt ausgesucht). Man könnte diese Forderung auch durchaus interpretieren als Kritik an der partiellen Infantilisierung des Deutschen Bundestags und der beruflichen Qualität so mancher Abgeordneter, die gerade im rot-grünen Bereich häufig damit glänzen, keinerlei berufliche Qualifikationen und Abschlüsse vorweisen zu können. Und bei so manch einem gilt das geflügelte Wort „Vom Kreissaal über den (abgebrochenen) Hörsaal in den Plenarsaal“.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024