Wo er recht hat, hat er recht

Lafontaine rechnet scharf mit Linken ab
Totalitäres Verhalten und fehlende Toleranz

 

In einem bemerkenswerten Interview in der „Welt“ rechnete Oskar Lafontaine mit seinen Nachfolgern in der Linkspartei ab, die er selbst vor 14 Jahren mitbegründet hat. Lafontaine war ehemaliger Oberbürgermeister von Saarbrücken, Ministerpräsident des Saarlandes, Bundesfinanzminister und ehemaliger Vorsitzender der SPD bis zu seinem Bruch mit derselben und dann Vorsitzender der Linkspartei. Das Wahlergebnis der Linken auf Bundesebene mit 4,9 Prozent bezeichnete er als nicht überraschend, denn die Linke habe grüner sein wollen als die Grünen und habe sich auf deren bevorzugte Themen gestürzt, wie Klima, Gendern, Diversität, Migration. Alles Themen, die bei dem normalen Arbeitnehmer verständlicherweise nicht verfangen würden, sondern eher Modethemen der Besserverdienenden seien. Und wenn dann die Linken aktuell immer noch erklärten, dass jeder der wolle, nach Deutschland kommen könne und einen Anspruch auf 1200 Euro monatlich haben solle, könne man keinen Menschen damit überzeugen. Im Gegenteil, über solche Phantomzahlen würden Arbeitnehmer, Rentner und Arbeitslose nur den Kopf schütteln können.

Aus Sicht Lafontaines kommt hinzu, dass es sehr unterschiedliche Strömungen in der Linkspartei gibt, die sich seit Jahren bekriegen. Das gelte auch für die aktuellen Vorsitzenden Wissler und Hennig-Wellsow. Eine zerstrittene Partei werde nicht gewählt, und wer zuschaue, wie populäre Politiker aus den eigenen Reihen mit Parteiausschlussverfahren überzogen würden, der müsse sich über das Ergebnis letzten Endes nicht wundern. Wenn dann gleichzeitig noch im Saarland Wahllisten, so Lafontaine, manipuliert würden, die Staatsanwaltschaft ermittele wegen Urkundenfälschung, könne man solche Politiker wie den Spitzenkandidaten Lutze im Saarland für die Linkspartei nicht mehr unterstützen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein.

Das Ergebnis der Bundestagswahl überrasche ihn nicht, und zwar sowohl bezogen auf die eigene Partei als auch auf die SPD, die vor allen Dingen deshalb auf niedrigem Niveau gesiegt habe, weil es Pannen und Fehler bei Laschet und Baerbock gegeben habe. Die Zahl der Lafontaine-Fans dürfte auch in der Region überschaubar sein. Aber der Analyse über den Zustand der Linkspartei kann man nur zustimmen.

Aktuelle Ausgabe4/2024