Hauptsache, wir haben ein ruhiges Gewissen

Energiewende führt zur Zerstörung der Natur in Südamerika und Afrika

Die Energiewende, so wie sie jetzt von Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) verschärft forciert wird, wird unter ökologischen Aspekten, wenn man eine Gesamtschadensbilanz zieht, nicht funktionieren. Weltweit soll die Klimawelt am deutschen Wesen genesen. Deutschland ist weltweit gesehen der Geisterfahrer bei der Energiewende.

Hauptsache, wir haben ein ideologisch reines Gewissen

Um beispielsweise Windräder zu produzieren, Batterien für Elektroautos und anderes mehr benötigt man Rohstoffe. Rohstoffe, die wir nicht haben, die wir kaufen müssen und für die wir die Zerstörung der Natur in Südamerika oder Afrika in Kauf nehmen.

Kobalt

Mehr als die Hälfte des weltweit verarbeiteten Kobalts stammt aus dem Süden der Demokratischen Republik Kongo. Kobalt benötigen wir für Handys, Autobatterien und andere Produkte. In den Abbaugebieten gibt es keinerlei soziale, arbeitsrechtliche, gesundheitliche oder ökologische Standards. Das Erz, aus dem Kobalt gewonnen wird, wird meist mit einfachem Handwerkszeug wie Hammer, Meißel oder Hacke abgebaut. Die Schächte sind teilweise mehr als 30 Meter tief. Männer schürfen unterirdisch, Frauen oberirdisch. Kinderarbeit ist in den Bergbauorten völlig normal.

Weltweit werden derzeit 123.000 Tonnen Kobalt geschürft. Wenn nur VW seine Autoflotte auf E-Autos umswitchen würde, was politisch widersinnigerweise flächendeckend gewollt ist, benötigte nur Audi rund 130 Tonnen Kobalt pro Jahr. Nicht gerechnet die anderen Autoproduzenten und Nutzer von Kobalt. Abgesehen davon liegen aktuell die meisten Schürfrechte gerade in Afrika in der Hand der Volksrepublik China, einer kommunistischen Diktatur.

Lithium

Derzeit stammen 80 Prozent des weltweit abgebauten Lithiums aus Australien, Chile und Argentinien, und China ist fast immer dabei, denn der Rohstoff wird in der Regel nach China transportiert, dort weiterverarbeitet und erst dann mit entsprechendem Aufschlag nach Europa exportiert. Die Sorge vor der Umweltzerstörung ist in den Lithium-Ländern Bolivien, Chile oder Argentinien sehr groß, da zur Förderung große Wassermengen benötigt werden, die dann der Versorgung der indigenen Bevölkerung, der Versorgung der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung stehen und zu einem Absenken des Grundwasserspiegels in ohnehin regenarmen Gebieten führen. Ökologisch wichtige Landschaften wie die südamerikanischen Salzwüsten oder Salzseen sind damit gefährdet.

Biosprit

Vor annähernd 16 Jahren erklärte der grüne Umweltpolitiker Jürgen Trittin, dass der Acker das Bohrloch des 21. Jahrhunderts werde. Trittin, der Lobbyist für aus Soja und Zuckerrohr hergestellten Biosprit in Brasilien. Gewonnen hat seitdem die Agrarindustrie, denn allein im Bundesstaat Maranhao wurde die Fläche für den Anbau von Zuckerrohr von 19.900 Hektar im Jahr 2000 auf rund 47.500 im Jahr 2019 ausgedehnt. Verloren hat der tropische Regenwald, weil er zur Gewinnung neuer Flächen, teilweise legal, teilweise illegal, abgeholzt wurde. Der tropische Regenwald, die grüne Lunge unseres Kontinentes. Aber Hauptsache, wir fahren Biosprit. Brasilien und der tropische Regenwald sind weit weg.

Balsaholz

Balsaholz, aus Ecuador importiert, ist ein sehr biegsames und hartes, zugleich auch leichtes und widerstandsfähiges Holz, das für den Bau der immer länger werdenden Rotorblätter von Windkraftanlagen verwendet wird. Für ein Rotorblatt zwischen 80 und 100 Meter Länge werden rund 150 Kubikmeter Holz benötigt. Alternativ, das gehört zur Wahrheit dazu, wird auch Recyclingkunststoff verwendet.

Die Sprecher des indigenen Verbandes NAE in Ecuador haben jetzt zu einem Exportstopp des Balsaholzes aufgerufen, da das massive Abholzen zu ökologischen Kollateralschäden führt. Besonders Tiere, die auf Nektar als Nahrungsquellen angewiesen sind, so berichtete die Zeitung „Die Welt“, seien davon betroffen.

Fazit

Die autonome Universität Barcelona hat vor wenigen Wochen einen „Atlas der Umweltgerechtigkeit“ veröffentlicht, aus dem ersichtlich ist, welche sozialen und ökologischen Folgen der sogenannte grüne Bergbau gerade in Lateinamerika nach sich zieht. Nach Schätzungen der Fachleute werden in den nächsten 30 Jahren rund 3 Milliarden Tonnen Metalle und Minerale wie Lithium oder Kupfer benötigt. Dies führe dazu, dass Ökosysteme mit lebenswichtiger Bedeutung für die Wasserversorgung, die Erhaltung des Lebens und die Regulierung des globalen Klimas bedroht seien.

Während wir uns im ökologischen ruhigen Gewissen aalen, machen wir uns in Deutschland, gerade auch die Grünen, keinerlei Gedanken darüber, zu welchen ökologischen und sozialen Verwerfungen ein derartiger Raubbau an der Natur führt. Den Preis für das reine Umweltgewissen zahlen Mensch und Natur in Südamerika, aber auch in Afrika. Vielleicht sollte man im ideologischen Eifer des Gefechtes auch gelegentlich auch einmal an die Menschen denken, die unmittelbar davon betroffen sind.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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