Wie gehen unsere europäischen Nachbarn mit Omikron um?

Es kann prinzipiell nicht schaden, wenn man gelegentlich über den eigenen Tellerrand hinausschaut und sich mit der Frage befasst, wie gehen unsere europäischen Nachbarn mit dem Omikron-Virus um? Dazu lohnt sich zunächst ein Blick auf die Impfquoten in der EU. So hatte Portugal Ende letzten Jahres eine Impfquote von knapp 90 Prozent. Nahe beieinander Finnland, Dänemark, Island, Irland, Belgien, Frankreich, Italien mit knapp 80 Prozent. Darüber liegt Spanien mit etwa 82 Prozent, ebenso im Übrigen wie Malta. Eine niedrigere Quote im Westen haben Luxemburg, Liechtenstein, Österreich mit knapp 70 Prozent. Deutlich niedriger die Impfquote in Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Ungarn. Dort liegt sie zwischen 60 und 70 Prozent. Schlusslichter sind Rumänien und Bulgarien mit ca. 35 Prozent.

Deutschland

Schaut man sich die Karte für Deutschland an, haben wir offiziell eine Impfquote von ca. 70 Prozent erreicht. Etwas über 50 Prozent sind dreimal geimpft. Dieser Prozentsatz 70 Prozent ist in Wirklichkeit allerdings höher, denn er bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung. Fairerweise müsste man die Kinder bis zwölf Jahre, die nicht geimpft werden können, herausnehmen, so dass dann eine Impfquote in Richtung 80 Prozent herauskommen würde. Prinzipiell eine in der Sache erfreuliche Entwicklung.

Entspanntere EU

Frankreich

Frankreich hatte am 22. Januar eine 7-Tage-Inzidenz von über 4000. Lockerungen sind in Aussicht gestellt. Ab Anfang Februar entfällt die Maskenpflicht im Freien sowie die Homeofficepflicht, Nachtclubs dürfen ab Mitte Februar wieder öffnen. Hintergrund ist, trotz hoher Inzidenzzahlen gibt es keine Zunahme der Zahl der Patienten auf den Intensivstationen.

Dänemark

Die dänische Inzidenz liegt Mitte Januar bei 2300, ohne dass eine Versorgung der Patienten in den Kliniken gefährdet ist. Deshalb verzichtet Dänemark auf strenge Coronamaßnahmen.

Spanien

Der spanische Ministerpräsident Sanchez hat Mitte Januar erklärt, dass die spanische Regierung einen grundsätzlichen Kurswechsel beschlossen habe. Das Virus werde wie eine Art Grippe behandelt, die immer wieder vorkommen könne. Man bewege sich in Richtung einer endemischen Krankheit anstelle einer Pandemie. Deshalb werde man künftig auf entsprechende, die Freiheitsrechte einschränkende Maßnahmen verzichten.

Großbritannien

Die Omikronwelle hat sich in Großbritannien sehr schnell aufgebaut. Anfang Januar hatte sie ihren Höhepunkt mit rund 200.000 Infizierten pro Tag. Seither hat sie sich halbiert, so dass aktuell keine Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln mehr besteht. Corona-Impfnachweise für Großveranstaltungen werden abgeschafft, die Empfehlung zum Homeoffice ist aufgehoben, und spätestens im März soll die Pflicht zur Selbstisolierung bei Corona-Erkrankungen enden. Erfreulich, dass die Zahl der Patienten auf Intensivstationen zurückgeht. Deshalb ist Ziel der britischen Regierung, COVID bald wie eine Grippe zu behandeln.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024