Geht es nach dem Willen der Stadt


98-Jährige müsste Mülltonne 150 Meter zur Abholstelle bringen -
bei einer Steigung von 15 Prozent

 

Die Stadt Wetzlar hat in den letzten Jahren die Grundsteuer dramatisch erhöht, jetzt 780 Punkte. Damit ist Wetzlar deutschlandweit in der Spitzengruppe vertreten. Nun könnte man meinen, wer Grundstückseigentümer entsprechend zur Kasse bittet, liefert einen besonderen Service. Der besondere Service der Stadt Wetzlar besteht darin, dass künftig Bewohner des Hundspfädchens ihre Mülltonnen bis zu 150 Meter zu einer vereinbarten Sammelstelle bringen müssen und das bei einer Steigung von bis zu 15 Prozent.

In der Vergangenheit hat die Müllabfuhr problemlos funktioniert. Bis 2015 fuhren die Müllwagen rückwärts die Straße Hundspfädchen hinunter, um die Mülleimer zu entleeren - Straßenbreite 3 Meter, Durchfahrtsbreite zwischen 3,70 und 3,80 Meter. Danach stellte die Stadt auf einen kleineren Mülllader von der Firma Fuso um, Breite des Müllladers 2,13 Meter inklusive Spiegel. Auch hier gab es keine Probleme. Mit Datum vom 12.1.2022 hat die Stadt die betroffenen Anlieger angeschrieben mit der Aufforderung, bis zum 14.2.2022 Stellung zu beziehen, da mit Wirkung zum 14.3.2022 künftig die Mülltonnen selbst zur Sammelstelle Richtung Laufdorfer Weg gebracht werden müssen. Dies hätte zur Folge, dass der Bürgersteig des Laufdorfer Weges künftig mit Mülltonnen vollgestellt und damit nicht mehr nutzbar wäre. Verkehrsgefährdung spielt hier scheinbar keine Rolle. Aber angeblich ist es zu gefährlich, dass die Müllfahrzeuge rückwärts das Hundspfädchen hinunterfahren, was sie über Jahrzehnte konnten. Eine Möglichkeit wäre, am Mülllader eine Rückfahrkamera anzubringen. Anzumerken ist, dass die Frequenz dort gezählt maximal ein Fußgänger in zwei Stunden beträgt.

Großzügigerweise hat man den Anwohnern alternativ angeboten, für 19 Cent Papiermüllsäcke zu kaufen, die sie am Laufdorfer Weg abstellen können. Da freuen sich doch Füchse, Marder und Waschbären. Bei einem Ortstermin konnte sich die CDU von der Sinnlosigkeit dieser Maßnahme überzeugen. Die älteste Anwohnerin ist 98 Jahre alt und nicht in der Lage, eine schwere Mülltonne zur Sammelstelle zu bringen. Sicherlich kann jemand aus der Nachbarschaft behilflich sein, aber das ist kein Dauerzustand. Service sieht anders aus. Das, was bisher tadellos funktioniert hat, so die Anwohner, muss auch in Zukunft Bestand haben. Kostenersparnisargumente der Stadt sind auch nicht ansatzweise nachvollziehbar. Deshalb hat die CDU zugesagt, sich im Sinne der Anwohner verwenden zu wollen

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Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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