CDU-Kreisvorsitzender Irmer kritisiert Kölner Entscheidung pro Muezzinruf


Hamed Abdel-Samad:
„Muezzinruf trägt die Botschaft, dass der Islam siegen wird“

Auf völliges Unverständnis ist die aktuelle Entscheidung der Kölner Oberbürgermeisterin Reker getroffen, dem Antrag der DITIB-Gemeinde Rechnung zu tragen, wonach künftig in Köln 35 Moscheegemeinden freitags zwischen 12 und 15 Uhr für maximal fünf Minuten den Gebetsruf (arabisch Adhan) erschallen zu lassen. Die Lautstärke darf dabei 85 Dezibel nicht überschreiten.

Reker erklärte dazu, dass es sich um einen Probelauf als „Modellprojekt“ handele, das als „Zeichen von gegenseitiger Akzeptanz“ zu werten sei. Vorsorglich an die Adresse der Kritiker gerichtet fügte sie hinzu, wer anzweifele, dass Muslime ein fester Teil der Stadtgesellschaft seien, der stelle die Kölner Identität und das friedliche Zusammenleben in Frage. Damit werden von vorneherein Kritiker, so zumindest der Versuch, mundtot gemacht, als diejenigen, die das friedliche Zusammenleben stören wollen.

Unterstützung

Es verwundert nicht, dass die Islamische Zeitung in ihrer Dezember-Ausgabe diese Entscheidung begrüßt, gerade auch in Köln, wo die DITIB-Zentralmoschee im Stadtteil Ehrenfeld mit ihren 55 Meter hohen Minaretten die bekannteste Moschee ist, „ein Symbol für die wachsende Präsenz des traditionellen Islam“, so die IZ Dezember 2021. Und traditioneller Islam passt, denn die DITIB-Moscheen werden geleitet und dirigiert von der türkischen Religionsbehörde Diyanet, die wiederum dem türkischen Präsidenten Erdogan untersteht. Begrüßt wird das Ganze auch von der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, ihrerseits viele Jahre fester Bestandteil des Verfassungsschutzberichtes in Deutschland.

Unterstützt auch vom Zentralrat der Muslime und hier insbesondere von ihrem Vorsitzenden Aiman Mazyek, jener Mazyek, der Scharia und Grundgesetz für kompatibel hält, der der Auffassung ist, dass das Kopftuchtragen eine islamische Pflicht sei, der sich gegen das Burkaverbot wendet und deutlich macht, dass der Islam die Ehe einer muslimischen Frau mit einem Ungläubigen nicht unterstützt, und der im Übrigen als FDP-Mitglied die Mitgliedschaft ruhen ließ, weil die FDP einen Preis an die Soziologin Necla Kelek, eine Islamkritikerin, vergeben hat. Dass von diesem Herrn und seiner Organisation Zustimmung kommt, muss nicht verwundern. Und zur Evangelischen Kirche muss nicht viel hinzugefügt werden. Ex-EKD-Chef Bedford-Strohm hat natürlich keine Bedenken gegen den Muezzinruf.

Bedenken

Im Gegensatz zu den konservativen Islamvertretern und vielen weichgespülten, um nicht zu sagen naiven Kirchenvertretern hat Professor Susanne Schröter, die Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam in Frankfurt, massive Bedenken geäußert, denn der Muezzinruf beinhalte im Gegensatz zum nonverbalen christlichen Glockengeläut die Botschaft, dass Allah der Größte sei. Der frühere Präsident des nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshofs in Münster, Bertrams, erklärte, dass die Zulassung des Muezzinrufs für den türkischen Präsidenten Erdogan ein „politischer Triumph“ sei. Der Psychologe und Autor Ahmad Mansour, selbst Moslem, sprach sich gegen den Muezzinruf aus, denn die Vertreter des politischen Islam würden darin kein Zeichen von Toleranz sehen. Ihnen gehe es „ausschließlich um mehr Sichtbarkeit, mehr Macht und mehr Unterwanderungsmöglichkeiten“.

In die gleiche Kerbe schlug der Publizist Hamed Abdel-Samad: „Der Muezzinruf trägt die Botschaft in die Städte, dass der Islam wächst und gedeiht und am Ende siegen wird. Jene, die den Gebetsruf hören, sollen nicht an Vielfalt denken, sondern an Allahu Akbar, das Primat des Islams. Das ist eine klare Ansage!“ Der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den Evangelischen Kirchen Deutschlands, Ulrich Rüß, kritisierte die Genehmigung, da der Muezzinruf immer auch den Herrschaftsanspruch des Islam proklamiere. Dies habe mit Religionsfreiheit und Offenheit nur sehr wenig zu tun, erklärte er der christlichen Medienagentur Idea gegenüber. Der langjährige Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften, CDU-MdB Hermann Gröhe, ergänzte, dass der Muezzinruf eine verbale exklusive Gottes-(Allah)verkündung sei, er sei damit Bestandteil des Gebetes und eine „kultische Handlung“. Das sei etwas anderes als das abstrakte Glockengeläut, das zum Gebet rufe.

Auch Islam-Experte Christoph de Vries, MdB aus Hamburg, erklärte, dass der Muezzinruf nicht vergleichbar sei mit dem stimmlosen Glockengeläut der Kirchen, das prägend für die christlichen Länder Europas sei. Der Muezzinruf drücke mit Allahu Akbar und anderen religiösen Statements einen islamischen Herrschaftsanspruch und eine Überlegenheit anderen Religionen gegenüber aus. Deshalb gehöre der Muezzinruf auch nicht zum verfassungsrechtlichen Kernbereich der Religionsausübung. Und er fragte rhetorisch an die Adresse der Oberbürgermeisterin, wenn denn Köln eine Stadt der Freiheit sei, warum dürfe dann die DITIB-Zentralmoschee, die dem türkischen Autokraten Erdogan unterstehe, der Frauenrechte, Pressefreiheit und Minderheiten missachte und Antisemitismus verbreite, diesen Ruf erschallen lassen?

Der Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, fragt sich, wie es möglich ist, dass man für eine Religion mitten in Deutschland öffentlich aufrufen dürfe, zu deren Kernbeständen – mitten in Deutschland praktiziert – Mehrfachehen gehören, Kinderehen, die Beschneidung von Mädchen, Scharia-Gerichte, Ehrenmorde, die Ideologie der Minderwertigkeit von Frauen bis hin zur Missachtung von Lehrerinnen durch muslimische Schüler, drastische Strafen für Ehebruch, Homophobie, importierten Antisemitismus…

Zentralrat der Ex-Muslime

Bemerkenswert auch die Stellungnahme des Zentralrats der Ex-Muslime, die wir in Auszügen wörtlich wiedergeben:

„Wir – Männer und Frauen aus islamischen Ländern – sind nach Deutschland geflohen und haben hier Schutz vor religiöser Verfolgung gefunden. Nicht wenige von uns haben in ihren Herkunftsländern öffentliche Hinrichtungen Andersdenkender erlebt, während der islamische Gebetsruf erschallte. Im Namen unserer Verwandten und Freunde, die inhaftiert, gefoltert und hingerichtet wurden, bitten wir Sie, sich die andere Seite der islamischen Realität anzuhören. Bei jedem Gebetsruf werden all diese schrecklichen Erinnerungen für mich und auch für viele andere aus dem Iran, dem Irak, Afghanistan, Syrien und Saudi-Arabien lebendig. Auch wenn wir hier in Sicherheit leben, erzeugt der Gebetsruf in uns einen starken psychischen Druck und eine Retraumatisierung… Muslime gehören zweifelsohne zu Deutschland – der Islam dagegen nicht! Keine Religion gehört zu irgendeinem Land oder irgendeiner Stadt. Religion ist Privatsache und gehört immer nur zu denjenigen Menschen, die daran glauben. Sie sagen, Sie respektieren die Vielfalt in Köln, wollen aber gleichzeitig eine Beschallung durch eine Religion erlauben, unter deren Herrschaft Atheisten, Homosexuelle, Juden und Apostaten diskriminiert und mit dem Tod bedroht werden. Dies ist inakzeptabel.“

Glockengeläut und Muezzinruf nicht vergleichbar

Wenn der Pressesprecher des Mainzer Bistums auf die Gleichartigkeit von Glockengeläut und muslimischem Ritual hinweist, dann befindet er sich auf der ähnlich naiven Ebene wie der Ex-Vorsitzende der EKD oder viele andere Gutmenschen.

So lautet der Ruf des Muezzins:

Allahu Akbar

(Allah ist größer als alles)

Aschhadu an la ilaha illa-llah

(Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah)

Aschhadu Anna Muhammadan Rasulu’Llah

(Ich bezeuge, dass Mohammed Allahs Gesandter ist)

Mit dieser Zeugenaussage proklamiert der Muezzin die Herrschaft des Islams, denn Islam bedeutet in der Übersetzung Unterwerfung. Auch das muss gelegentlich einmal erwähnt werden. Im Gegensatz dazu das Glockengeläut, das keinen Informationsgehalt hat, das den Gläubigen an den Gottesdienst erinnert, das aber auch, wie das Bundesverwaltungsgericht einmal festgestellt hat, andere Bedeutung haben kann, wie das Glockengeläut am Tag der deutschen Einheit oder zum 50. Jahrestags des Kriegsendes oder auch Grabgeläut Vergleichbar wäre es dann, wenn die Pfarrer per Lautsprecher das christliche Glaubensbekenntnis täglich öffentlich verkünden würde. Genau dies geschieht nicht.

Islamisierung

Es würde die Grenzen dieses Artikels sprengen, die verschiedenen Schritte einer schleichenden Islamisierung Revue passieren zu lassen. Aber auch dies ein Beitrag dazu, denn es ist nur (!) eine Frage der Zeit, bis in Deutschland von allen Moscheen und immer mehr werdenden Minaretten der Muezzinruf erschallt. Deshalb kann man nur sagen: Wehret den Anfängen.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024