Luftfilter für Klassenräume

Alle machen es – Geisterfahrer Lahn-Dill-Kreis

Es war der Versuch Nummer 4 der CDU-Kreistagsfraktion, etwas für die Gesundheit der Kinder im Lahn-Dill-Kreis zu erreichen und Präsenzunterricht ohne Gefährdungen zu ermöglichen. Wieder einmal ging es um das Thema der Anschaffung von Luftreinigungsfiltern. Leo Müller, Jörg Michael Müller und Fraktionschef Hans-Jürgen Irmer hatten in unterschiedlichen Beiträgen auf die Bedeutung der Luftfilter hingewiesen und auf die Genese dieses Antrages, der erste stammte vom 12.11.2020, der zweite vom 29.1.2021, der dritte vom 10.5.2021 und der letzte vom August dieses Jahres. In diesem Antrag ging es darum, dass die Union 2 Millionen Euro für ein Sofortprogramm außerplanmäßig ausgeben wollte, was angesichts der Finanzlage des Kreises auch nicht ansatzweise ein Problem darstellt.

SPD, FWG, Grüne, FDP Bedenkenträger der Nation

Ob sich die Koalitionsfraktionen aus Überzeugung gegen den CDU-Antrag aussprachen, weil Schuldezernent Roland Esch sich vehement gegen den Einsatz der Luftreinigungsfilter ausgesprochen hatte, ist nicht bekannt. Die Argumente von Esch wurden von Böcher (SPD), Brockhoff (Grüne) und dem Vertreter der SED/Linkspartei nahezu 1:1 übernommen. FDP und FWG wiesen auf die Bedeutung des Impfens hin, was im Prinzip richtig ist, aber man muss eben zur Kenntnis nehmen, dass es Eltern gibt, die für ihre Kinder aus unterschiedlichen Gründen heraus diese Impfung nicht wollen, vor der die STIKO selbst eine Zeitlang gewarnt hat.

Kreis-„Lösung“: Lüftungsanlagen in fünf Jahren

Auf der Tagesordnung stand zur scheinbaren Lösung des Problems ein Antrag des Kreisausschusses, wonach in den nächsten fünf Jahren CO2-gesteuerte Lüftungsanlagen in den Grundschulen eingebaut werden sollen; Kostenpunkt ca. 8,5 Millionen Euro zuzüglich der jährlichen Wartungskosten, die aber keiner bezifferte. Dies allerdings hilft den Kindern des Herbstes 2021 auch nicht ansatzweise.

Überall im Einsatz – nur nicht im Lahn-Dill-Kreis

Man stellt sich die Frage, warum in anderen Landkreisen oder auch in anderen Bundesländern das möglich ist, was angeblich im Lahn-Dill-Kreis nicht darstellbar ist, weil es keine technisch abgenommenen Geräte und deren Unbedenklichkeitsbescheinigung gebe. Der SPD-Landrat des Landkreises Kassel lobt das Förderprogramm der Bundesregierung zur Anschaffung mobiler Luftfilter, bestellt diese und geht davon aus, dass bereits Mitte Oktober die ersten aufgestellt und am Jahresende alle Klassenräume für Kinder unter 12 Jahren ausgestattet sind. Der grüne Oberbürgermeister von Darmstadt hat 600 Luftreinigungsfilter für seine Schulen bestellt. Der parteilose Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises hat bereits im Juni ein Drittel der Räume entsprechend ausgestattet. Das Bundesland Bremen unter rot-rot-grüner Regierung hat rund 60 Prozent aller Klassenräume mit Luftfilteranlagen versehen, Berlin ca. 50 Prozent. Nur im Lahn-Dill-Kreis geht dies nicht.

Nimmt man die Bedenken des Schuldezernenten und Vizelandrates Esch (Freie Wähler) ernst, dann würden alle die oben nur exemplarisch Genannten grob fahrlässig, um nicht zu sagen rechtswidrig handeln. Die einzig Aufrechten sind die vier Koalitionäre, die den Schülern im Lahn-Dill-Kreis das verweigern, was in allen anderen Landkreisen machbar ist.

Das Nachsehen haben die Kinder, haben die Pädagogen, und spätestens hier wird wieder einmal deutlich, wie schade es ist, dass diese Viererkoalition auch für die kommenden Jahre ausschließlich durch die FDP parlamentarisch am Leben gehalten wird, statt in anderen Konstellationen frischen Wind hineinzubringen. Wer so lange regiert, wie SPD, FWG und Grüne im Lahn-Dill-Kreis, der ist irgendwann verbraucht. Und wenn dann so viele unterschiedliche Partner zusammenkommen, besteht die Politik darin, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, große Würfe oder Entwürfe gibt es dabei nicht.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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