Gelungener 3. Steirerball

Deutsch-Österreichische Gesellschaft Wetzlar begrüßte 250 Gäste

Es war förmlich „greifbar“, wie sehr die Menschen offenbar auf ein solch gesellschaftliches Ereignis wie den 3. Steirerball der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft (DÖG) Wetzlar gewartet, manche geradezu herbeigesehnt haben. Endlich mal wieder in großer Runde feiern und tanzen und ausgelassen sein dürfen und einengende Zwänge wenigstens für ein paar Stunden hinter sich lassen zu können. Dreieinhalb Jahre sind seit der 2. Ausgabe des Steirerballes ins Land gegangen. Jetzt war es wieder so weit. Entsprechend fröhlich und turbulent ging es in der Stadthalle zu, in der Hans-Jürgen Irmer, Vorsitzender der DÖG als mit mittlerweile 350 Mitgliedern größtem unter dem halben Dutzend Wetzlarer Partnerschaftsvereine, im Anschluss an die traditionellen Eröffnungsklänge der Bläsergruppe des Jagdvereins Lahn-Dill unter der Leitung von Matthias Plefka, 250 Ballbesucherinnen und -besucher begrüßen konnte. Ohne „Corona“ läge diese Zahl erheblich höher, unter selbstverständlicher Beachtung der geltenden Corona-Regeln war 250 allerdings das Limit.

Allesamt, so Irmers Überzeugung und Zuschreibung, waren und sind es „nette Menschen“ - und diese dem Anlass geschuldet praktisch ausnahmslos in passender Gewandung. Darunter selbstredend auch eine Delegation aus Schladming, seit nun 47 Jahren Wetzlars Partnerstadt in der Steiermark, mit dem neuen Bürgermeister Hermann Trinker an der Spitze. Die Schirmherrschaft über den 3. Steirerball hatte Dr. Andreas Kaufmann, Österreich-affiner und seit zwei Jahrzehnten in Salzburg wohnender Aufsichtsratschef von Leica Wetzlar, übernommen, der jedoch seine persönliche Teilnahme wegen einer akuten Verletzung leider kurzfristig absagen musste.

Die Partnerschaft Wetzlar-Schladming besteht seit 47 Jahren. Ihren Ursprung hatte sie im Wetzlarer VdK unter dem damaligen und langjährigen Vorsitzenden Heinz Wenzel. Seit 1986 steht die seinerzeit neu gegründete DÖG für diese Partnerschaft. Vor allem seit der Übernahme des DÖG-Vorsitzes durch Hans-Jürgen Irmer im Jahr 2012 blüht die Partnerschaft Wetzlar-Schladming auf, wird sie Jahr für Jahr durch zahlreiche Veranstaltungen und Fahrten mit neuem Leben erfüllt. Ausweis des Aufschwungs ist nicht zuletzt die Zahl der Mitglieder, die sich innerhalb von neun Jahren nahezu verachtfacht hat. Irmer wies auf die nationale und europäische Bedeutung funktionierender Partnerschaften zwischen Kommunen, ihrer Vereine und Familien, hin, die letztlich Basis für ein „Europa der Vaterländer“ ist, in dem sich alle Mitglieder im Großen wie im Kleinen mit Achtung und Respekt und einer auf eine positive Zukunft ausgerichteten Grundeinstellung begegnen. Und genau dazu wolle die DÖG Wetzlar ihren nachhaltigen Beitrag leisten, so der Vorsitzende.

Dieser Zustands- und Zielbeschreibung stimmten sowohl Wetzlars Partnerschaftsdezernent Karlheinz Kräuter als auch Schladmings Bürgermeister Hermann Trinker zu. Kräuter freute sich, dass sich die Städte-Partnerschaft Wetzlar-Schladming mit noch immer zunehmendem Schwung „nachhaltig weiterdrehe“. Er sprach von einer „tollen Partnerschaft, die sich sicher auch in den nächsten zehn Jahren einer lebendigen Fortführung erfreuen wird“. Schladmings Stadtoberhaupt Hermann Trinker misst der Partnerschaft eine noch wichtigere Bedeutung bei, habe sie doch mitgeholfen, aus einer eher ärmeren steiermärkischen Region eine blühende Tourismus-Destination zu machen. Zugleich zeigte er sich beeindruckt von einer Partnerstadt Wetzlar, die auf eine große und lange Geschichte zurückblicke, wirtschaftlich erfolgreich sowie zugleich liebenswert sei, wobei letzteres nicht nur in der wunderschönen Optik der mittelalterlichen Altstadt begründet liege.

Durch das bunte Programm führte routiniert Conférencier Peter Wenzel, langjähriges Vorstandsmitglied der DÖG und Sohn des Vaters der Partnerschaft, Heinz Wenzel. Den musikalischen Part des gut fünfstündigen Ballgeschehens hatte die Gruppe „Steirergreens“ aus der Stadtgemeinde Schladming übernommen. Für die programmatischen Höhepunkte sorgten Ellen Jonas und Volker Schmidt, ein „Tanzpaar der Superlative“ aus dem Schwarz-Rot-Club Wetzlar. Die Tanzkarriere der beiden begann vor mehr als einem Vierteljahrhundert und zeitigte eine Reihe von Spitzenerfolgen im Amateur- wie im Profitanzen: dreifacher Weltmeister bei den Amateuren, viermal Weltmeister bei den Profis, dazu viermal Europameister und mehrfache deutsche Meister. Beim Steirerball begeisterten die beiden mit einem eigens einstudierten und deshalb einmaligen fröhlich-lustigen Tanz mit dem passenden Thema „Kuckucks-Jodler“. Viel Beifall war die Folge.

Bevor dann zu fortgeschrittener Stunde die Verlosung eröffnet wurde, hatte der in Deutschland lebende japanische Sänger Takeo Ischi seinen mehr als halbstündigen Auftritt. Sein musikalisches Alleinstellungsmerkmal ist das Jodeln, mit dem der Japaner schon vor Jahrzehnten hierzulande zum Hingucker wurde, weil Jodeln und Japan auf Anhieb nicht zusammenzupassen scheinen. Und dass er das Jodeln von der Nachtigall gelernt habe, wie er in einem alten Schlager andeutete, stimmt natürlich auch nicht. Es war der bayerische Altmeister Franzl Lang, der ihn in Sachen Jodeln auf den Geschmack brachte und ein Talent „herauskitzelte“, von dem Takeo Ischi bis dahin so recht nichts wusste. Als jodelnder Japaner ist er Bestandteil der deutschen Musikszene und -historie. Und am Samstag Stargast beim 3. Steirerball der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Wetzlar in der Stadthalle.

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Franz Ewert

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