China I

China, der perfekte Überwachungsstaat -
dank Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI)

Als George Orwell vor über 30 Jahren in seinem berühmten Roman vor dem Überwachungsstaat warnte, konnte keiner damit rechnen, dass die Bedenken und Sorgen in China Gefahr laufen, perfektioniert zu werden. Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) verfolgt einerseits eine ehrgeizige Digitalisierungsstrategie und andererseits den verstärkten Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI). Was so fortschrittsfreundlich und die Arbeit der Menschen erleichternd klingt, ist nichts anderes als ein Horrorszenario, wenn man informationelle Selbstbestimmung, Individualität, persönliche Freiheit als wichtig empfindet.

Computerchips im Schüler-T-Shirt

Die Zeitung „Die Welt“ berichtete darüber, dass die Lokalregierung der Provinz Guizhou im Südwesten Chinas ein Projekt mit Stolz verkündete, wonach Computerchips in die T-Shirts der Schüler eingenäht werden. Diese Chips registrieren beispielsweise im Sportunterricht, wie viel Seilsprünge ein Schüler macht, ohne dass ein Lehrer dabei ist. Das macht eine Kamera, ausgestattet mit Künstlicher Intelligenz. Begründet wird dies u.a. damit, dass man diese Möglichkeiten für verbesserte Sportübungen zu Hause nutzen könne oder für individuell angepasste Ernährungspläne. Trau schau wem, kann man da nur sagen, denn mit dieser Technologie ist der gesamte Schulhof ein Ort sozialer Kontrolle, Privatsphäre, freie Meinungsäußerung ein Fremdwort, und wenn diese Daten nicht nur an das Bildungsministerium und die lokale Regierung, sondern auch an andere Ministerien fließen, gibt es den totalen Überwachungsstaat.

Chips in „Intelligenter Schuluniform“

In der Region Guangxi haben Schulen sogenannte „Intelligente Schuluniformen“ eingeführt. Danach wird sofort gemeldet, wann ein Schüler die Schule betritt und wann er sie verlässt. Bei einem unerlaubten Verlassen des Geländes geht sofort ein Alarm los.

Gesichtserkennung im Klassenzimmer

In der ostchinesischen Stadt Hangzhou ist eine Gesichtserkennungstechnologie vor drei Jahren eingeführt worden. Alle 30 Sekunden wird das Klassenzimmer gescannt und die Gesichtsausdrücke der Schüler aufgezeichnet und kategorisiert in: - glücklich – wütend – ängstlich – verwirrt – aufgebracht.

Menschliche Regungen? Unerwünscht oder gar höchst gefährlich

Nur am Rande sei darauf hingewiesen, dass beim Mittagessen in der Kantine die Gesichter ebenso eingescannt werden wie beim Ausleihen von Büchern aus der Bibliothek.

Bei Rot über die Ampel? „Dank“ Gesichtsscan Bußgeldbescheid aufs Handy

In ihrem Wahn, die Menschen möglichst total zu überwachen, hat die KPC seit Jahren das Ziel verfolgt, an möglichst vielen Orten nicht nur Videoanlagen, sondern Gesichtsscananlagen anzubringen, so dass beispielsweise derjenige, der in Shanghai bei Rot über die Ampel geht, dank der überall vorhandenen Gesichtserkennungstechnologie gleich seinen Bußgeldbescheid aufs Handy geschickt bekommt.

Chips im Menschen?

Wenn man diese Überwachungsmanie, symptomatisch für einen totalitären Staat, weiterspinnt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Neugeborene einen Chip eingepflanzt bekommen, so dass sie ihr ganzes Leben gläsern im Sinne der Kommunistischen Partei verbringen müssen. Opposition, Freiheit, gleich welcher Art, wird es dann noch weniger geben als in der heute schon bestehenden, aber noch nicht ganz perfekten Diktatur.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024