Lob an die mittelhessische Polizei

Aufklärungsquote 65,1 Prozent –
Straftaten auf 41.688 gesunken

Vor wenigen Tagen stellte Mittelhessens Polizeipräsident Bernd Paul die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020 für Mittelhessen vor. Das Erfreuliche vorab: Unter Ausklammerung der ausländerrechtlichen Verstöße, die nur Ausländer begehen können, ist die Zahl der klassischen Straftaten auf 41.688 gesunken, wobei anzumerken ist, dass jede Straftat eine zu viel ist. Wenn man aber bedenkt, dass die Zahl der Straftaten im Jahr 2015 noch bei 50.463 lag, die Aufklärungsquote bei 59,5 und heute 65,1 Prozent zu verzeichnen sind, dann sind das erfreuliche Entwicklungen, im Übrigen die höchste jemals gemessene Aufklärungsquote im Polizeipräsidium Mittelhessen.

Es ist immer wieder daran zu erinnern, dass bis in die 90er Jahre hinein in Hessen Aufklärungsquoten von ca. 45 Prozent die Regel waren. Die Investitionen in die hessische Polizei, sowohl Mannausstattung als auch vor allen Dingen technische Ausstattung, die in der Verantwortung von Unions-Innenministern in 20 Jahren getätigt wurden, zeigen Wirkung. Egal wie man zur Union steht, das sind einfach Fakten.

Entwicklung in Landkreisen

Was die Zahl der Straftaten angeht, so ist die niedrigste Zahl im Lahn-Dill-Kreis festzustellen mit 8554, Marburg und die Wetterau haben jeweils 10.080. Die höchste Zahl weist Gießen auf mit knapp 13.000, wobei dies die niedrigste Zahl im letzten Jahrzehnt für Gießen ist. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 gab es im Landkreis Gießen 17.810 Fälle.

Asylbewerber überproportional beteiligt

In den Augen so manches Gutmenschen ist es vermutlich politisch nicht korrekt, die Wahrheit zu sagen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass von den aufgeklärten Taten 14 Prozent von Zuwanderern oder Asylbewerbern begangen wurden, ein Plus von 2,5 Prozent. Besonders belastet die Stadt Gießen, weil dort die Hessische Erstaufnahmeeinrichtung ansässig ist, mit einem Plus von 6,3 Prozent auf insgesamt 31,7 Prozent.

Ausländeranteil

Im Landkreis Gießen stieg der Wert auf insgesamt 23,1 Prozent. Im Lahn-Dill-Kreis lag er bei 8,8 Prozent.

„Spitzenreiter“ Algerien, Syrien und Afghanistan

Schaut man sich die Verteilung in absoluten und in relativen Zahlen an, so haben die Algerier einen Anteil von 708 Straftaten, die Syrer von 514 und die Afghanen von 369, gefolgt von Somaliern mit 300, Iranern mit 264, Marokkanern mit 247 und Eritreern mit 236. Spätestens in diesem Kontext sollte die Politik parteiübergreifend einmal darüber nachdenken, wie man mit straffällig gewordenen Ausländern in Deutschland prinzipiell umgeht. Hier müsste eigentlich gelten, dass derjenige, der kriminell wird, automatisch seinen Aufenthaltsstatus verliert.

Gewaltkriminalität

Die Gewaltkriminalität, dazu zählen Totschlag, Mord, Vergewaltigung, schwere sexuelle Nötigung, Raub oder gefährliche Körperverletzung, liegt bei 1672 Fällen in Mittelhessen, die Aufklärungsquote beläuft sich dabei auf 87 Prozent. Die meisten Mord- und Tötungsdelikte gab es im Landkreis Marburg-Biedenkopf mit 18, die wenigstens im Lahn-Dill-Kreis mit 7.

Einfacher und schwerer Diebstahl

Traditionell ist beim einfachen und schweren Diebstahl die Aufklärungsquote mit 35,6 Prozent vergleichsweise gering. Aber auch dies ist der beste Wert seit Jahrzehnten. Die Zahl der Fälle betrug gut 12.000 in Mittelhessen. Dazu zählen Ladendiebstahl, schwerer Diebstahl aus und an PKW und der klassische Ladendiebstahl. Derer gab es im Lahn-Dill-Kreis 614, ein Plus von 105.

Wohnungseinbruchsdiebstahl mit niedrigem Wert

Schaut man sich die Wohnungseinbruchsdiebstahlzahlen 2014, 2015, 2016 an, so lag die Zahl der erfolgten und versuchten Wohnungseinbrüche immer bei rund 1500. Dies ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Ein positiver Rekordwert von 622 war im abgelaufenen Jahr zu verzeichnen. Leider ist die Aufklärungsquote gesunken auf 15 Prozent. Das liegt häufig daran, dass es kaum noch klassische Banden gibt, sondern vielfach Einzeltäter, was die Aufklärung deutlich erschwert. Generell aber merkt man die Aufklärung der Bevölkerung, was die Sicherung von Haus und Hof angeht, entsprechende Sicherungs- und technische Maßnahmen sowie gezielte Bestreifungen durch Polizeibeamte.

Straßenkriminalität

Relativ unverändert die Straßenkriminalitätsfälle, die bei 6932 im letzten Jahr liegen. Die Aufklärungsquote liegt bedauerlicherweise auch hier bei nur 23,2 Prozent. Umso wichtiger die Zusammenarbeit der Polizei mit der Bevölkerung. Aber auch technische Anlagen wie Videoüberwachungsanlagen sind eine wertvolle Hilfe im Bereich der Prävention, gegebenenfalls auch Aufklärung.

Rauschgiftkriminalität

Unverändert auf zu hohem Niveau die Zahl der Rauschgiftdelikte mit 3186 Fällen, aber einer erfreulichen Aufklärungsquote von 97,1 Prozent. Insgesamt gab es im letzten Jahr 17 Rauschgifttote, darunter drei im Lahn-Dill-Kreis.

Widerstand gegen Polizeibeamte

Als ausgesprochen besorgniserregend bezeichnete Polizeipräsident Bernd Paul die Zahl der gestiegenen Angriffe auf Polizeibeamte, die im letzten Jahr bei 229 gelegen habe. Die Aufklärung sei mit 99,1 Prozent naturgemäß sehr hoch. Dies bedeute einen Anstieg gegenüber 2019 und 2018 um ca. 10 Prozent und einen Anstieg um rund 50 Prozent gegenüber 2017. Wenn man gleichzeitig bedenke, dass im letzten Jahr große Volksfeste ausgefallen sind, keine Kirmes stattfinden konnte, Gaststätten geschlossen waren, dann sei der Wert in Relation einfach zu hoch. Umso wichtiger sei es, so der Polizeipräsident, dass die Polizeibeamten eine verbesserte Schutzausstattung erhalten hätten, wie beispielsweise auch die Bodycams. Der Taser, also das Distanz-Elektroimpulsgerät, soll zusätzlich verstärkt zum Einsatz kommen. E wurde 2020 14-mal eingesetzt, 8-mal reichte eine Aufforderung aus, und das ist genau der Sinn des Tasers. Tätliche Angriffe seien dabei genauso wenig zu akzeptieren wie Beschimpfungen oder Beleidigungen, denn fehlender Respekt sei oftmals der Beginn von Handgreiflichkeiten.

Dank an die Polizei

Sein Dank, so Paul, gehe an alle Polizeibeamte, die mit großem Engagement, hoher Motivation, Weitsicht und Umsicht gehandelt hätten. Dies sei alles andere als einfach, denn man müsse auch in kritischen Situationen Nerven und Contenance bewahren. Diesem Dank, so der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer, könne er sich nur anschließen. Er selbst und die gesamte Union stehe hinter der Polizei, unterstütze sie aus voller Überzeugung, denn nur die Polizei gewähre die Sicherheit des Einzelnen und nur dadurch bedingt auch die Freiheit des Individuums. Ohne Sicherheit gebe es keine Freiheit. Dies müsste jedem bewusst sein, und deshalb seien die Vorwürfe von SED/Linkspartei, teilweise von Grünen und teilweise auch von SPD-Spitzenvertretern an die Adresse der Polizei, es gebe latenten Rassismus, polizeitaktische Einsätze seien nicht richtig durchdacht worden und anderes mehr, kontraproduktiv.

Wenn es in der hessischen Polizei tatsächlich einzelne Fälle von individuellem Fehlverhaltens, rassistischen Äußerungen, Körperverletzungen im Amt gebe, dann seien der Staat und die Polizei Garant dafür, dass es entsprechende Konsequenzen gebe. Im Übrigen, so Irmer abschließend, sei seine Forderung an die Politik und vor allem die Oppositionsparteien, sich nicht länger Überlegungen gegenüber zu verschließen, die darauf hinauslaufen, Angriffe auf Polizeibeamte, aber auch auf Feuerwehrkameraden oder die weißen Hilfsdienste mit einer Mindeststrafe von einem Jahr zu belegen und deutlich zu machen, dass es sich hier nicht um einen Kavaliersdelikt handele, sondern um einen Angriff auf ?? dieses Staates. Polizisten seien Respektpersonen, die es verdienten, auch entsprechend behandelt zu werden.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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