Auslastung der Schulmensen im Lahn-Dill-Kreis

Unterirdische Auslastung in den weiterführenden Schulen
Schöngerechnete Zahlen in den Grundschulen

Es ist einer erneuten Anfrage der CDU-Kreistagsfraktion geschuldet, dass sich der Lahn-Dill-Kreis mit dem Thema der Auslastung der Schulmensen beschäftigen musste. Ein entsprechender Antrag der CDU vor einigen Monaten im Kreistag, der dann auch einstimmig beschlossen worden war, führte dazu, dass die Schulabteilung des Kreises jetzt einen Bericht abgab, der ohne jeden Zweifel einige interessante Informationen enthielt.

So berichtete der Kreis, dass derzeit 21 Schulen im Lahn-Dill-Kreis eine klassische Mensa haben, also Speiseraum mit Zubereitungs- oder Ausgabeküche, meist noch mit einem Kiosk versehen, so dass eine ganztägige Versorgung darstellbar ist.

An den übrigen Schulen, 68 an der Zahl, werde das Mittagessen entweder in einem ausgestatteten Speiseraum eingenommen oder behelfsmäßig in einem multifunktionalen Raum mit Haushaltsküche. Keinerlei Mittagessenversorgung gibt es in Medenbach, Mandeln, Eiershausen, Simmersbach und Wissenbach. Vorgesehen ist, dass je nach Unterrichtsende vor allem in den Klassen 1 bis 6 im Mehrschichtsystem gegessen wird, und zwar im Rahmen einer Mittagspause, die mindestens 45 Minuten dauern sollte.

Kosten

Die Mensapreise liegen zwischen 3 Euro und 4 Euro, die Preise für ein Essen an den übrigen Schulen zwischen 2,80 Euro und 4,50 Euro. Die Versorgung erfolgt durch 30 Caterer, darunter 17 Catering-Unternehmen, zum Beispiel auch Metzgereien, Restaurants oder Betriebskantinen, sechs kirchliche und kommunale Einrichtungen und u.a. fünf Vereine als Fördervereine sowie zwei gemeinnützige Organisationen.

Unterirdische Auslastung

Wenn man bedenkt, wie viel Geld für den Bau von Mensen in die Hand genommen wurde, es war noch zu Zeiten von Gerhard Schröder mit seinem Ganztagsprogramm, als u.a. 280 Millionen Euro nach Hessen flossen, haben die Schulträger ordentlich investiert. Gemessen daran ist das Ergebnis überschaubar, ohne an dieser Stelle diejenigen kritisieren zu wollen, die aus welchen Gründen auch immer kein Mensaessen zu sich nehmen wollen. Die Auslastung schwankt zwischen einem Prozent an der Johann-von-Nassau-Schule Dillenburg, dort gibt es sieben Essensteilnehmer pro Tag bei 615 Schülern, und zwischen 41 Prozent als dem absoluten Ausreißer prozentual gesehen nach oben, der August-Bebel-Schule. Dort gibt es 300 Essensteilnehmer pro Tag bei 740 Schülern.

Ansonsten liegt alles praktisch im einstelligen Bereich: Lahntalschule Lahnau 6 Prozent, Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg 2 Prozent, Johann-Heinrich-Alsted-Schule Mittenaar 5 Prozent, Gesamtschule Solms 3 Prozent, Holderbergschule Eschenburg 3 Prozent, Gewerbliche Schulen Dillenburg 2 Prozent, Kaufmännische Schulen Dillenburg 3 Prozent, Freiherr-vom-Stein-Schule 4 Prozent, Carl-Kellner-Schule Braunfels 3 Prozent, Johanneum-Gymnasium Herborn 4 Prozent, Johann-Textor-Schule Haiger 7 Prozent, Alexander-von-Humboldt-Schule Aßlar 3 Prozent, Johannes-Gutenberg-Schule Ehringshausen 7 Prozent, Schwingbachschule Hüttenberg knapp 10 Prozent, Eichendorffschule Wetzlar 7 Prozent, Westerwaldschule Driedorf knapp 10 Prozent, Comenius-Schule Herborn knapp 8 Prozent.

Grundschulen „schöngerechnet“

Während im Bereich der weiterführenden Schulen richtigerweise die Anzahl der ausgegebenen Essen gemessen an der Gesamtschülerzahl berechnet wurde, hat man dies im Bereich der Grundschulen anders gehandhabt. Dort nahm man nicht die Gesamtzahl der Schüler als Ausgangsgrundlage, sondern die Anzahl der Schüler, die im Betreuungsangebot sind, und davon wiederum die Zahl derjenigen, die täglich oder fast täglich essen.

Aus 10 Prozent werden 100 Prozent

So gibt es an der Aartalschule in Bischoffen 126 Schüler, von denen 14 im Betreuungsangebot sind. Diese 14 nehmen auch die Essensmöglichkeit täglich wahr, so dass man von Seiten des Kreises auf eine Auslastung von 100 Prozent kommt. Die Grundschule Aßlar hat rund 400 Schüler, von denen 85 im Betreuungsangebot sind. Davon nehmen 75 am täglichen Essen teil, das macht nach der Statistik des Lahn-Dill-Kreises eine Auslastung von 88 Prozent statt 20 Prozent, gemessen an der Gesamtschülerzahl. So kann man Statistik mathematisch geschickt instrumentalisieren. An der Jung-Stilling-Schule in Dietzhölztal, die 110 Schüler hat, nehmen 23 am Betreuungsangebot teil. Diese 23 essen täglich, so dass man kreisseitig auf eine Auslastung von 100 Prozent kommt, gemessen an der Gesamtschülerzahl rund 20 Prozent.

Ein weiteres Beispiel: Die Juliane-von-Stolberg-Schule in Dillenburg hat 200 Schüler. 21 nehmen am Betreuungsangebot und am Essen teil, so dass man rechnerisch zu einer Auslastung von 100 Prozent kommt, obwohl nur rund 10 Prozent der Gesamtschülerzahl an der Essensverpflegung teilnehmen.

Wie sagte der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill, dem das Zitat in den Mund gelegt wird? „Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.“

Bessere Auslastung?

Aus Sicht der CDU-Kreistagsfraktion, so der schulpolitische Sprecher Michael Hundertmark, müsste es im Interesse des Kreises sein, in Erfahrung zu bringen, warum die Auslastung so niedrig ist. Die Union empfehle dem Schuldezernenten, sich einmal mit Schülern, weniger mit Eltern oder Kollegen zu unterhalten, denn wirklichen Sinn mache es, mit denen zu sprechen, die das Angebot wahrnehmen sollen, wobei für die CDU unstreitig sei, dass dies immer nur ein Angebot sein könne, nicht mehr und nicht weniger. Gleichwohl wäre es eine Überlegung wert, den Auslastungsgrad zu erhöhen.

Über den Autor

Michael Hundertmark
Michael Hundertmark
Aktuelle Ausgabe4/2024