Bedrückende Bilanz einer Sozialstudie über die Opfer des SED-Regimes

Eine hochinteressante Sozialstudie über die Lebenslagen von Opfern des SED-Regimes in Brandenburg wurde dieser Tage von der Diktaturbeauftragten Maria Nooke vorgestellt. Auf 326 Seiten hat das Berliner Institut für Sozialforschung untersucht, wie es Menschen geht, die vor 1989 in der DDR lebten, von der SED, rechtsidentisch mit der heutigen Linkspartei, drangsaliert, von der Stasi bespitzelt und verfolgt wurden, im Gefängnis saßen, von ihren Familien getrennt wurden, kein Abitur machen, nicht studieren durften und vieles andere mehr.

Wie Nooke mitteilte, gehe es um Menschen, deren Lebenswirklichkeit eher selten im Fokus steht, deren Schicksal man jetzt in den Mittelpunkt stellen will. Über 77 der Befragten hatten eigene Hafterfahrungen, 71 Prozent Überwachung erlebt, 38 Prozent davon haben heute noch körperliche Folgen, und es sind bei 70 Prozent vor allem psychische Folgen, die nachwirken. Allein über die Erfahrungen in SED-Gefängnissen zu sprechen, fällt 66 Prozent schwer, und für 40 Prozent ist es regelrecht körperlich anstrengend.

Das Ergebnis der Bespitzelung und der Berufsverbote ist, dass die materielle Lebenslage vieler SED-Opfer in Brandenburg signifikant schlechter ist als im Durchschnitts-Brandenburg. 60 Prozent der Betroffenen sind mittlerweile Rentner, und fast jeder zweite von ihnen lebt an der Grenze der Armutsgefährdung, die in Brandenburg bei einem monatlichen verfügbaren Nettoeinkommen von 1135 Euro liegt.

„Ich begrüße sehr“, so CDU-Bundestagsabgeordneter Hans-Jürgen Irmer, „die Tatsache der Erstellung einer solchen Studie und die Bereitschaft so vieler mitzuwirken und von ihren persönlichen Erlebnissen zu berichten.“ Das einzig Positive sei im Prinzip, dass Menschen, die von dem SED-Unrecht betroffen gewesen seien, heute der demokratischen Gesellschaft deutlich positiver gegenüberstehen würden als der Durchschnitt der Brandenburger Bevölkerung. „Das sollte all denen zu denken geben, die die Demokratie als Selbstverständlichkeit betrachten. Sie ist heute eine Selbstverständlichkeit, aber es gilt, sich jeden Tag erneut für diese Demokratie und die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzusetzen und deshalb konsequent Radikale von Rechts- und Linksaußen politisch zu bekämpfen. Deren Ziel ist nicht der Erhalt der Demokratie, sondern die Beseitigung und die Errichtung einer wie auch immer gearteten Diktatur“, so Irmer abschließend.

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Hans-Jürgen Irmer
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Herausgeber Wetzlar Kurier

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