Vier Dekaden kontinuierliche Arbeit von 1980 bis 2019 zeitigen voluminöses Ergebnis auf 26.000 DIN-A-4-Seiten - Annalen werden fortgeführt

40 Jahre Chronik der Gemeinde Lahnau
in 60 Bänden dokumentiert

Ob man der Meinung ist, dass sich in der 40-jährigen Geschichte einer Gemeinde viel oder weniger, Richtungsweisendes und auch Dramatisches oder einfach nur Interessantes zugetragen hat, ist eine Frage des Standpunktes, der Schwerpunktsetzung oder schlicht des Interesses an der Materie. Im Falle der zum 1. August 1979 aus der Erbmasse der per Gesetz nach zwei Jahren und sieben Monaten Lebenszeit wieder abgeschafften Stadt Lahn heraus entstandenen Gemeinde Lahnau mit den drei Ortsteilen Atzbach, Dorlar und Waldgirmes ist diese Historie jedenfalls dokumentiert. Nämlich auf insgesamt fast 26.000 DIN-A-4-Seiten und zwischen festen Deckeln zusammengebunden in 59 Bänden. Der 60. ist derzeit in Arbeit.

Der Mühe des Sichtens und Archivierens hat sich der ehemalige Polizist und über mehrere Jahrzehnte als freier Mitarbeiter mittelhessischer Zeitungen aktive und inzwischen 71 Jahre alte Franz Ewert unterzogen. Und zwar gerne - und nie befallen von möglichen Gedanken, damit aufzuhören. Und dennoch darf im Rückblick festgehalten werden, dass das alles in der Tat mit Mühen verbunden war. Denn neben dem lokalgeschichtlichen Interesse mussten noch Beruf und Familie zu ihrem Recht kommen und daneben noch etliche andere "Hobbys" sowie - wichtig - das geistliche Leben in der nun einmal knapp bemessenen Zeit eines Tages, einer Woche oder auch eines Jahres untergebracht werden.

Zum Beispiel das Zeichnen, das schon seit Kindertagen dazugehörte. Mit dem Ergebnis, dass heute mehr als 8000 Zeichnungen, davon rund 7000 Karikaturen analoge und mittlerweile auch digitale Ordner füllen. „Angefangen hat die Freude und dann die Leidenschaft zum Sammeln lokaler Veröffentlichungen, vor allem aus Gazetten, im Jahr 1979, als erstmals in den lokalen Zeitungen der Name 'Lahnau' als Ortsmarke vor den Berichten aus den drei Ortsteilen Atzbach, Dorlar und Waldgirmes zu sehen waren. Das war etwas Neues. Und ein Grund, die Meldungen und Berichte aus den Tageszeitungen nicht einfach am nächsten Tag wegzuwerfen, sondern auszuschneiden und aufgeklebt aufzuheben“, erinnert sich Ewert zurück.

Wohin sich diese eher spontan begonnene Tätigkeit entwickeln würde, war natürlich zunächst nicht abzusehen. Schnell aber war klar: wenn schon - denn schon. Mit der Folge, das möglichst alles, was irgendwo in gedruckter Form von und über Lahnau berichtet wurde, Eingang in die Geschichtssammlung fand.

Und daraus sind nun 60 Bände geworden. Drei Lahnauer Bürgermeister waren in diesen vier Jahrzehnten im Amt, derzeit ist es als vierte eine Bürgermeisterin. Alle finden sich selbstredend ausführlich in der Chronik wieder. Dazu möglichst alles aus der Kommunalpolitik, die auf Lahnau bezogenen sportlichen Ereignisse - nicht nur der Hessenliga-Fußball und der Bundesliga-Volleyball beispielsweise -, Lokales jeglicher Coleur sowie Ereignisse und Begebenheiten aus der lokalen Wirtschaft und allen möglichen anderen Feldern. Und natürlich Personen und Personelles aus Vereinen, Kirchen, Familien und vieles andere mehr. All das soll in Wort und Bild für spätere Generationen aufbewahrt werden. Und das ist im Übrigen der eigentliche Sinn des ganzen Bemühens.

Um Berichte, Ereignisse und Personen auffindbar zu machen, schließt die Sammlung 40 Jahre Chronik Lahnau ein Inhaltsverzeichnis in Form eines Personen- und eines Sachregisters ab, das auf mehr als 100 Seiten den Abschluss des 40. Jahrgangs am Ende des 59. Chronik-Bandes bildet. Für diese Register mit mehr als 5000 Namen und 300 Sachpunkten jeweils von A bis Z mussten alle 26.000 Seiten durchforstet werden.

Wer stöbert, findet Informationen zur einstigen Auskiesung der Lahnaue und zur Rettung derselben. Das Römische Forum und der Pferdekopf sind ebenso vertreten wie der Geschichtsverein und sein Heimatmuseum. Die Brücken der Autobahn A45, das Hallenbad, die Grundschule Atzbach, die Sportanlagen, die Hochwässer in Lahnau sowie die Geschichte der Klosterkirche Dorlar - und vieles andere mehr - durften nicht fehlen. Wer Interesse an der Heimatgeschichte Lahnaus hat, findet in den Bänden bezogen auf Lahnau ein umfangreiches Wissen von bleibendem Wert für alle, die das notwendige Interesse an dieser Materie haben.

Der fleißige Sammler schätzt, dass in den 40 Jahren rund 3000 Menschen in den drei Ortsteilen verstorben sind, quasi ein ganzer Ortsteil. Etwa 2.500 Nachrufe finden sich in seinen Chronikbüchern. Nach und nach bemüht sich der Chronist nun darum, zu möglichst vielen der Traueranzeigen ein Foto zu finden und einzukleben, „damit man auch noch in 50 oder 100 Jahren mit dem Namen des oder der Verschiedenen auch noch das entsprechende Konterfei in Verbindung bringen kann“. Wider das endgültige Vergessen sozusagen.

Der Chronist macht sich heute Gedanken, wer einmal seine Lahnauer Annalen übernehmen könnte. „Ich wünsche mir, dass ein Jüngerer sich für die Geschichte seines Heimatortes interessiert“, so der ehrenamtliche Lokalhistoriker, der sich freuen würde, wenn die Sammlung auch dann weitergeführt wird, wenn ihm selbst das einmal nicht mehr möglich ist. Schon sind weitere Berichte in einem Schuber gesammelt, die seit dem 1. Januar angefallen sind. Das bedeutet tägliche Auswerten von Zeitungen, Zeitschriften und anderen Quellen. Auch diese noch losen Blätter - es sind aktuell wegen der Corona-Krise und ihren Folgen nicht mehr ganz so viele wie in den Jahren zuvor, immerhin aber dennoch Richtung 500 Seiten - sollen unmittelbar nach Ende des laufenden Jahres wieder in zwei Bänden zusammengefasst werden. "So Gott will und ich lebe", weiß der Chronist um die oberste Instanz, bei der alle Fäden zusammenlaufen.

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Franz Ewert

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