Veranstalter ist sauer – Es hätte nach Corona-Lockerungen ein kulturelles Highlight in der Region werden sollen, aber:

Reinhard Strack-Schmalor verhindert
Dirk Daniels' "CarLive-Wetzlar"-Event im Finsterloh

Corona-Zeiten sind besondere Zeiten. Wer hätte diese Erfahrung im vergangenen Vierteljahr nicht gemacht. Unter die Folgen der Kontaktbeschränkungen fielen neben vielem anderen auch - und insbesondere - die Absagen von größeren und großen Veranstaltungen wie Konzerte und Festivals. Desto willkommener sollten eigentlich in einer Phase der Lockerung von Corona-bedingten Beschränkungen Initiativen sein, die zumindest dem nach Events lechzenden Teil der Bevölkerung nach längerer Durststrecke mit kulturellen Ereignissen wieder etwas zu bieten in der Lage sind. Der heimische Event - Veranstalter - und selbst auch Künstler - Dirk Daniels, der seit 28 Jahren auf diesem Feld erfolgreich tätig ist und mittlerweile europaweit Firmenevents und eben auch öffentliche Veranstaltungen organisiert, wollte eine derartige Veranstaltung in die Tat umsetzen.

Überall geht's - in Wetzlar nicht

Er plante in Anlehnung an die vielerorts in Deutschland ins Leben gerufenen "Autokinos" zunächst eine Wetzlarer Variante. Da sich diese aber als nicht zweckmäßig und letztlich nicht durchführbar herausstellte, sattelte der kreative Wetzlarer Unternehmer um und entwarf gemeinsam mit der heimischen Veranstaltungstechnik-Firma "CB-Akustik Wetzlar" ein Konzept für eine Auto-Konzert-Arena. Auf dem Ochsenfest-Gelände im Finsterloh sollte diese Kurzzeitarena entstehen - selbstredend im Rahmen der geltenden Vorschriften und Verordnungen. Eine durchaus umfangreiche und größere Sache also. Daraus aber ist nichts geworden. Am 29. Mai verkündete die heimische Tageszeitung unter der Überschrift "CarLive Wetzlar wegen neuer strenger Regeln abgesagt" das Ende der Idee von Dirk Daniels. Gescheitert ist der verhinderte Veranstalter an der Genehmigungs-, im vorliegenden Falle jedoch eher Nicht-Genehmigungsbehörde beim Lahn-Dill-Kreis, die sich auch auf einen Namen reduzieren lässt: Verwaltungsdirektor Reinhard Strack-Schmalor. Dieser machte den Strich durch die Rechnung von Dirk Daniels, wobei "Rechnung" in diesem Falle durchaus wörtlich zu nehmen ist, bleibt der guten und seiner Meinung nach begründeten Glaubens in Vorleistung getretene Event-Manager doch auf einem fünfstelligen Betrag "sitzen". Denn es ist noch zu klären ob die Versagungsbehörde mit ihrem Versager, also genauer und unmissverständlicher formuliert: ihrem Genehmigungs-Versager an der Spitze diese Rechnung oder auch nur einen Teil davon zu übernehmen hätte. Daniels äussert sich gegenüber dieser Zeitung jedoch auch sehr positiv über die Zusammenarbeit mit sämtlichen in diesem Projekt eingebundenen städtischen Behörden, egal ob Ordnungsamt, Feuerwehr, Bauamt, Forstamt und auch das Amt für Umwelt und Natur. Hier stieß man stets auf offene Ohren und auf die in diesen Zeiten erforderliche Flexibilität, betont Daniels.

 

Die Chronologie eines gescheiterten Versuchs

Nachfolgend nun das Protokoll, das den gut gemeinten Versuch, etwas Besonderes für die Bürgerinnen und Bürger von Wetzlar und Umgebung in diesen schweren Zeiten zu bieten, und dessen Scheitern an, ja, soll man Behördenwillkür vermuten dürfen, aber natürlich nicht beweisen können, in chronologischer Reihenfolge und dezidiert aus der Sicht des Hauptbetroffenen und verständlicherweise enttäuschten Veranstalters Dirk Daniels dokumentiert.

 

22. April 2020: Dirk Daniels und Benjamin Dehmer, Inhaber der Veranstaltungstechnik-Firma CB Akustik Wetzlar, erörtern in einem Gespräch ein mögliches Konzept einer Autokonzert-Arena. Rainer Dietrich, Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Wetzlar und Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins, wird von dem Vorhaben informiert und signalisiert "volle Unterstützung" im Rahmen seiner Möglichkeiten.

27. April: Dirk Daniels, Benjamin Dehmer und Rainer Dietrich treffen sich in den Räumen von Daniels Agentur "five live" in Wetzlar und beschließen eine Kooperation bezüglich des geplanten Projekts.

29. April: Dirk Daniels informiert Boris Falkenberg vom Ordnungsamt der Stadt Wetzlar über die Pläne, wobei insbesondere die Bedingungen einer rechtssicheren Durchführung erfragt werden. Erwin Strunk, Leiter der Feuerwehr Wetzlar, wird mit ins Boot geholt, um das Thema der Fahrzeugabstände von 1,5 Metern sowie der Rettungswege usw. gemäß der zu diesem Zeitpunkt gültigen hessischen Verordnung über den Betrieb von Autokinos und Auto-Konzert-Arenen "corona-konform" durchzuführen. Falkenberg und Strunk geben ihr Okay zur Durchführung des Projektes unter den angezeigten geplanten Maßnahmen. Boris Falkenberg informiert Reinhard Strack-Schmalor, Verwaltungsdirektor beim Lahn-Dill-Kreis, über das geplante Vorhaben.

30. April: Dirk Daniels sendet das Konzept zur Kenntnisnahme an Landrat Wolfgang Schuster.

4. Mai: Der Landrat antwortet Dirk Daniels und wünscht dem Projekt einen erfolgreichen Verlauf.

12. Mai: Per Email signalisiert Reinhard Strack-Schmalor eine grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens und stellt einen Terminvorschlag für ein persönliches Gespräch in Aussicht. Dirk Daniels bittet Strack-Schmalor per Email um einen kurzfristigen Termin zur Projektvorstellung, da ansonsten Lieferfristen für notwendig zu beschaffendes Material nicht eingehalten werden können. In einem Telefonat zwischen Daniels und Strack-Schmalor bittet Ersterer dringend um eine kurzfristige Bestätigung der grundsätzlichen Genehmigungsfähigkeit, damit eine termingerechte Materialbeschaffung erfolgen könne. Strack-Schmalor antwortet per E-mail und bestätigt die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit des CarLive-Wetzlar-Projekts. Daraufhin bestellt Dirk Daniels unter anderem zwei sogenannte Blowup-Leinwände im Wert von 30.000 Euro.

14. Mai: Dirk Daniels erhält die Terminbestätigung für eine Projektvorstellung im Sitzungssaal des Kreistages.

15. Mai: Projektvorstellungstermin im Kreistagssitzungssaal. Anwesend sind Dirk Daniels, Reinhard Strack-Schmalor, Boris Falkenberg (stellvertretender Leiter Ordnungsamt Wetzlar), Benjamin Dehmer, Felix Kinzenbach (Inhaber "Die Sattmacher"), Dr. Gisela Ballmann (Leiterin des Kreisgesundheitsamtes) sowie eine Protokollantin. Daniels stellt den Anwesenden das Projekt CarLive-Wetzlar vor und bittet vorab um sofortige Rückfragen bei unklaren Punkten. Nach etwa 90-minütiger Präsentation sowie der Beantwortung aller Fragen inklusive der Aufnahme der von Strack-Schmalor und Dr. Ballmann gewünschten Ergänzungen (hierbei handelt es sich um praktische Dinge, beispielsweise sanitäre Fragen betreffend) stellt Dirk Daniels folgende Frage "Sehr geehrte Frau Dr. Ballmann, sehr geehrte Herren, nachdem wir nun alle zu klärenden Punkte besprochen haben: Sehen Sie noch irgendeinen Grund, dieses Projekt in dieser Form nicht zu genehmigen?" Strack-Schmalor antwortet darauf sinngemäß, dass bei Berücksichtigung der von ihm und von der Leiterin des Gesundheitsamtes gewünschten Ergänzungen einer Genehmigung nichts im Wege stehe. Strack-Schmalor merkt an, dass eine Genehmigung seinerseits grundsätzlich erst dann erfolge, wenn zuvor alle anderen genehmigungspflichtigen Ämter und Behörden ihrerseits zugestimmt haben.

Von der Sitzung wird ein Protokoll angefertigt, Dirk Daniels bittet um Zusendung dieses Dokuments. Als Folge dieser mündlichen Aussagen im Rahmen der Projektpräsentation tätigen die am Projekt "CarLive-Wetzlar" beteiligten Firmen erste Investitionen.

15. Mai: Nachmittags erhält Dirk Daniels eine Mail von Strack-Schmalor mit Anhang. Dieser enthält Informationen arbeitsrechtlicher Art bezüglich des empfohlenen Abstands zwischen auf einer Bühne befindlichen Akteuren. Strack-Schmalor stellt die Frage nach einer möglichen notwendigen Konzeptänderung. Die ursprünglich von der Stadt Wetzlar zur Verfügung gestellte Bühne mit den Maßen acht mal sechs Meter wurde daraufhin durch eine mit den Maßen 10,5 mal 7,5 Metern deutlich größere, aber natürlich auch teurere Bühne ersetzt. Dirk Daniels bucht die für die Konzertreihe gewünschten Künstler, trifft Vereinbarungen, zahlt Mietkosten an, bestellt Absperrvorrichtungen, akquiriert Personal, lässt eine Website erstellen, organisiert den Ticketverkauf und tritt in weitere finanzielle Vorleistungen.

26. Mai: Dirk Daniels sendet den Antrag auf endgültige schriftliche Genehmigung an Reinhard Strack-Schmalor.

29. Mai: An diesem Tag startet in Herborn, gleichfalls im Lahn-Dill-Kreis, ein Autokino. Dirk Daniels telefoniert mit dem Lieferanten der für Wetzlar vorgesehenen Toilettenanlagen. In diesem Gespräch stellt der Lieferant die Frage, "ob auch er (Daniels) solche Probleme mit der Genehmigungsbehörde hat wie die Herborner Veranstalter?" Daniels weist darauf hin, dass es bei seinem Vorhaben bislang keine größeren Probleme gebe, erkundigt sich aber zugleich nach den Einzelheiten, die hinter der Frage des Geschäftspartners stehen. Dieser berichtet sodann von einer Heraufsetzung des Fahrzeugmindestabstandes von 1,5 auf zwei Meter sowie einer notwendigen erheblichen Personalaufstockung in den Bereichen Ordnungsdienst/Security sowie Erhöhung der Toiletten-Anzahl in Herborn. Daraufhin kontaktiert Daniels den Herborner Veranstalter (Stadtmarketing Herborn), der diese Angaben und Schilderungen bestätigt. Daniels erfragt bei seinem Veranstaltungspartner Benjamin Dehmer (CB Akustik) die bei einem von 1,5 auf zwei Meter Fahrzeug-Abstand noch mögliche Fahrzeug-Anzahl auf dem Finsterloh-Gelände in Wetzlar.

(An dieser Stelle ist nun die Erläuterung wichtig, dass einige der für das Carlive-Wetzlar-Event gebuchten Künstler in ihren Verträgen eine Mindestanzahl von 450 Fahrzeugen voraussetzen. Diese Vereinbarung beruht auf dem Umstand, dass diese Künstler einen sogenannten "Ticket-Deal" mit dem Veranstalter, in diesem Falle mit Dirk Daniels, eingehen, bei dem es keine feste Gage gibt, sondern stattdessen eine prozentuale Aufteilung der Ticketeinnahmen zwischen Veranstalter und Künstler vorgenommen wird.

Behördenchef würgt guten Willen ab

Benjamin Dehmer stellt klar, dass die Fahrzeuganzahl 450 nicht erreicht werden kann, wenn der neue Mindestabstand von zwei Metern - von dem bislang im Laufe des Verfahrens nicht die Rede war - gelten sollte. Damit, so Dirk Daniels Schlussfolgerung, ist das Event-Projekt aus kaufmännischer Sicht und wegen der Nichterfüllbarkeit der Künstlerverträge seitens des Veranstalters nicht mehr umsetzbar!

Dirk Daniels kontaktiert umgehend Reinhard Strack-Schmalor und konfrontiert ihn mit dem soeben erworbenen Kenntnisstand bezüglich des für das Herborner Autokino angeordneten neuen Mindestabstandes. Strack-Schmalor antwortet, dass auch für Wetzlar der Mindestabstand von zwei Metern gelten werde. Daniels erklärt daraufhin dem Wetzlarer Amtsleiter, dass die Veranstaltung im Finsterloh somit nicht mehr realisierbar sei und bereits eingegangene Verträge und Vereinbarungen nicht erfüllt werden könnten. Die darauf erfolgende Reaktion Strack-Schmalors darf wahlweise irgendwo zwischen desinteressiert-sarkastisch und bewusst auf Verhinderung angelegt eingeordnet werden. Strack-Schmalor wörtlich: "Dann beflügeln Sie doch mal Ihre Fantasie."

Antragsbearbeitung fragwürdig

Außerdem ließ er wissen, dass der am 26. Mai eingereichte Antrag von Dirk Daniels auf Genehmigung des CarLive-Wetzlar-Events noch gar nicht bearbeitet worden sei und ein Bescheid erst am Freitag, den 5. Juni, zu erwarten wäre. An diesem 5. Juni allerdings sollte bereits der erste Veranstaltungstag im Finsterloh sein. Es ist kaum anzunehmen, dass Strack-Schmalor nicht um dieses Datum wusste - und dennoch eine Entscheidung über den Antrag erst für genau diesen Tag in Aussicht stellte. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Aufgrund dieser neuen Lage nimmt Dirk Daniels nochmals Rücksprache mit allen am CarLive-Vorhaben Beteiligten und kommt mit diesem zur gemeinsamen Schlussfolgerung, dass eine Durchführung unter diesen neuen Rahmenbedingungen nicht möglich ist.

Veranstalter muss sein Vorhaben aufgeben

Also sagt Dirk Daniels solcherart gezwungen die geplante Reihe, die am 5. Juni beginnen sollte und bis zum 31. August mit jeweils drei Veranstaltungen pro Woche vorgesehen war. Somit haben Daniels und seine Firma "five live", Benjamin Dehmer mit seinem Unternehmen CB Akustik und Felix Kinzenbach mit den "Sattmachern" zusammengenommen mehr als 60.000 Euro, die sich in der Vorbereitung für diese bereits Anfang Mai von Reinhard Strack-Schmalor als "grundsätzlich genehmigungsfähig" bezeichnete Veranstaltung angehäuft haben, in den Finsterloher Sand gesetzt.

Dank eines vorher nicht angedeuteten Schwenks "von einem halben Meter" in den Genehmigungskriterien, der alles zum Einsturz brachte. Dabei darf die eigentlich unsinnige Frage gestellt werden, ob das Corona-Virus in den benachbarten Kreisen Gießen und Marburg von anderer Beschaffenheit und Gefährlichkeit ist als jenes im Lahn-Dill-Kreis. Denn in Marburg und in Gießen liefen und laufen Autokino-Events mit einem genehmigten Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen den einzelnen Fahrzeugen.

Minister Klose weiß nichts von Zwei-Meter-Abständen

Des Weiteren ist die Antwort des Hessischen Ministers für Soziales und Integration, Kai Klose (Grüne), auf ein Auskunftsersuchen des heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Frank Steinraths (Wetzlar) nicht uninteressant. In seinen Vorbemerkungen stellt der Minister fest, dass die Regeln im Lahn-Dill-Kreis strenger gehandhabt würden (als anderswo), was vor allem für den Mindestabstand zwei Metern anstatt 1,50 Meter, betrifft. Bislang, so Klose, sei stets eine 1,5 Meter-Abstandsregelung "öffentlich verkündet" worden, ein Zwei-Meter-Regelung sei ihm nicht bekannt. Um dann abschließend das Auskunftsersuchen von Frank Steinraths ein einem Satz zu beantworten: "Seitens des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration wurde weder ein An- noch eine Verordnung, die eine '2m Abstandregelung' vorsieht, getroffen."

Vertrauen erschüttert

Dirk Daniels stellt am Ende der Entwicklung, die keine Veranstaltungen im Finsterloh gezeitigt, wohl aber einen Berg Schulden hinterlassen hat, jedem Interessierten oder auch Betroffenen anheim, ob und wie man sich auf die in Anwesenheit von Zeugen getroffenen Aus- und Zusagen von Genehmigungsbehörden des Lahn-Dill-Kreises, insbesondere jener, der Verwaltungsdirektor Reinhard Strack-Schmalor vorsteht, verlassen will und kann. Festzuhalten und eine Tatsache ist, dass in dem Dirk Daniels am 18. Mai zugegangenen Protokoll der Konzeptvorstellung im Kreistagssitzungssaal vom 15. Mai der entscheidende Satz fehlt: "Sehr geehrte Frau Ballmann, sehr geehrte Herren, nachdem wir nun alle zu klärenden Punkte besprochen haben: Sehen Sie noch irgendeinen Grund, dieses Projekt in dieser Form nicht zu genehmigen?" Dieser wichtige Satz war ebenso wenig im Protokoll enthalten wie die - ebenfalls vor den Anwesenden (Zeugen) - Antwort von Reinhard Strack-Schmalor, dass "dieser Genehmigung bei Berücksichtigung der angesprochenen Ergänzungen nichts im Wege stehe".

So also sieht die Praxis im Lahn-Dill-Kreis und der Umgang mit Antragstellern wie Dirk Daniels aus, wenn man es dabei mit einem Entscheider wie Reinhard Strack-Schmalor zu tun bekommt. Vielleicht trifft ein Facebook-Eintrag von Rainer Dietrich die Sache und die besagte Person im Kern: "Es ist nicht Wetzlar!!! Es geht überall in Hessen, nur nicht im LDK. Das ist der Lahn-Dill-Kreis - Herr Strack-Schmalor. Es ist der pure Verhinderungswille!!!"

Über den Autor

Franz Ewert

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