Gut, dass es die Apotheke vor Ort gibt

Internet-Apotheken fehlt die Kundennähe
und sie sind weniger flexibel

Um sich über die Lage der Apotheken ein Bild zu machen, war der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer auf Einladung von Michael Brüning zum Informationsaustausch in die Globus Apotheke gekommen, die unter anderen von Brüning betrieben wird.

Die Lage, so Brüning, habe sich deutlich beruhigt und auch etwas entspannt. Am Anfang sei die Verunsicherung groß gewesen: Angst um Medikamente, viele Fragen und auch die eine oder andere erregte Debatte mit Mitarbeitern/innen. Mittlerweile habe man sich auf die Situation einigermaßen eingerichtet. Auch den Mangel bei verschiedenen Medikamenten habe man dank Sonderregelungen bestmöglich im Griff, wobei sich beide Seiten einig darin waren, dass künftig bestimmte systemrelevante Medikamente zwingend in Deutschland und Europa wieder produziert werden müssen und die Abhängigkeit gerade vom südostasiatischen Markt deutlich zu reduzieren ist.

Die Situation der Apotheken sei sehr unterschiedlich. Diejenigen, die in einer Einkaufsmall oder im Innenstadtbereich liegen würden, hätten in der Regel deutliche Umsatzrückgänge, andere wiederum würden von der Krise nicht so hart getroffen. Die notwendigen Schutzmaßnahmen würden bestmöglich ergriffen. In der Anfangsphase sei dies nicht einfach gewesen. Man habe sich teilweise mit Provisorien behelfen müssen. Mittlerweile sei dies professionell gemanagt worden. Ein Zeichen für die Flexibilität gerade auch des Mittelstandes.

Die ergriffenen Maßnahmen hätten nicht nur dazu beigetragen, Apotheken offen zu halten, sondern auch die Medikamentenlage zu sichern, denn wenn eine Apotheke unter Quarantäne stehen würde, stände damit auch das Lager entsprechend nicht zur Auslieferung bereit. Zu Beginn habe es erhebliche Defizite im Bereich der Versorgung mit Schutzausrüstungen gegeben, mit Masken, Desinfektionsmitteln und anderem mehr. Auch hier zeige sich, wie wichtig die Apotheke vor Ort sei, denn man sei als anerkannte und ausgebildete Apotheke in der Lage, entsprechende Rezepturen selbst zu mixen und entsprechende Mittel herzustellen.

Sein Appell, so Irmer, gehe deshalb an alle Bürger, künftig verstärkt die hohe fachliche Kompetenz der Apotheken vor Ort zu nutzen, die gerade zu Krisenzeiten, wie jetzt bei der Corona-Pandemie, besonders systemrelevant seien. Ärgerlich, so Brüning, sei der Preisanstieg bei den benötigten Utensilien, der ein Vielfaches dessen betrage, was noch vor wenigen Wochen gang und gäbe gewesen sei. Besonders stark zugenommen haben sowohl der Botendienst als auch das sogenannte Backoffice, also die Information über telefonische Anfragen, die sehr viel Zeit in Anspruch nehme, die man aber gerne investiere. Dafür sei das physische Kundengeschäft insgesamt gesehen etwas zurückgegangen.

Aus seiner Sicht, so Brüning abschließend, müsse man für die Zukunft einige Lehren ziehen. Das eine sei, dass der bürokratische Aufwand, den die Kassen häufig verursachten, zurückgeführt werden müsse. Positiv sei zu vermerken, dass in der Regel die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheke deutlich besser geworden sei. Ein weiterer Aspekt sei, dass jedem die Bedeutung der Bevorratung klar sei, um damit auch Abhängigkeit, gleich welcher Art, zu reduzieren. Alle medizinischen Berufe hätten in dieser Krise gezeigt, wie wichtig jeder einzelne Zweig sei. Deshalb, so Brüning und Irmer, sei es richtig, diese Arbeit auch gesellschaftspolitisch entsprechend anzuerkennen.

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Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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