„Open Doors“ schlägt Alarm

Christenverfolgung hat 2019 „dramatisch“ zugenommen

Seit 28 Jahren ermittelt und analysiert „Open Doors“ die Situation der verfolgten Christen weltweit in Form eines sogenannten Weltverfolgungsindexes. Dazu bedient man sich bestimmter Parameter und entsprechender Informationen aus den betroffenen Ländern, die hauptsächlich aus dem Untergrund kommen, da Religionsfreiheit, die für uns selbstverständlich ist, dort nicht gewährt wird. In den von „Open Doors“ 50 aufgeführten Ländern leben rund 5 Milliarden Menschen, darunter etwa 640 Millionen Christen. 260 Millionen davon sind starker bis extremer Verfolgung ausgesetzt.

Kirchenzerstörungen

Im Berichtszeitraum vom 1.1.2018 bis 31.10.2019 wurden weltweit fast 9500 Kirchen und kirchliche Einrichtungen attackiert, zerstört oder geschlossen. Eine Verfünffachung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Drei Gründe

Aus Sicht von „Open Doors“ gibt es drei entscheidende Gründe, die zu der Verschlechterung der Lage beigetragen haben.

1. die islamistische Bewegung, die sowohl die bekannten und berüchtigten gewaltbereiten Gruppen wie den IS, Boko Haram oder andere beinhaltet, aber auch nicht-gewaltbereite Islamisten. Sie alle verfolgen eine klare politische Agenda mit dem Ziel, den Einfluss des Islam auszuweiten und letztlich alle Menschen in das „Haus des Islam“ einzugliedern, koste es, was es wolle.

2. gebe es eine voranschreitende Radikalisierung in vom Islam bestimmten Regionen sowohl Afrikas als auch Asiens. Hier würden im Übrigen auch moderate Muslime immer stärker unter Druck geraten. Leider spiele hier Saudi-Arabien keine gute Rolle, so dass die in einigen Teilen dieser Welt in einer überschaubaren Anzahl von Ländern vorhandene friedliche Koexistenz von Muslimen und Christen immer schwieriger wird.

3. eine deutliche Zunahme nationalistischer Tendenzen, die in hinduistischen und buddhistischen Ländern Asiens zusätzlich religiös aufgeladen wird.

China und Nordkorea

Nordkorea steht leider seit vielen Jahren „unangefochten“ auf Platz 1 der Verfolgungsländer. Eine deutliche Zunahme sei bedauerlicherweise in China festzustellen. In dem Bemühen, alle Teile der Gesellschaft auf die kommunistische Partei sowie die chinesischen Traditionen einzuschwören, geht das Regime von Präsident Xi Jinping auf breiter Front gegen Christen vor. Erleichtert werde das Ganze durch die mittlerweile fast schon perfekte digitale Überwachung des Einzelnen.

Afrika

Keine gute Entwicklung müsse man Staaten wie Libyen, Mali und Burkina Faso attestieren. Hier haben sich die gewalttätigen islamischen Aktivisten dem Kampf gegen das Christentum verschrieben. Die Anwohner wurden mit Ultimatum aufgefordert, entweder den Islam anzunehmen oder die Häuser zu verlassen. Anderenfalls werde man getötet. Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Nigeria seien weitere leider herausragende Beispiele von zunehmender Intoleranz und Verfolgung.

Spitzenreiter

Nach dem Weltverfolgungsindex, auf dem 50 Staaten stehen, sieht die „Rangliste“ wie folgt aus:

1. Nordkorea

2. Afghanistan

3. Somalia

4. Libyen

5. Pakistan

6. Eritrea

7. Sudan

8. Jemen

9. Iran

10. Indien

11. Syrien

12. Nigeria

13. Saudi-Arabien

14. Malediven

15. Irak

Insgesamt ist festzustellen, dass sowohl in den kommunistisch/sozialistischen Diktaturen Religionsfreiheit ebenso wenig eingeräumt wird wie in den allermeisten islamischen Staaten, die es weltweit gibt. Dass damit automatisch auch andere Freiheiten wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaatlichkeit und anderes mehr nicht gewährt sind, ist als „Nebenprodukt“ der Vollständigkeit halber zu erwähnen.

Diese unzumutbaren Verhältnisse anzuprangern, und zwar ständig und öffentlich, wäre nicht nur Aufgabe der deutschen Politik, sondern auch und gerade der europäischen Politik, wäre aber auch verstärkt Aufgabe der christlichen Kirchen in Deutschland. Man kann und muss den Dialog mit Muslimen und ihren Verbänden in Deutschland führen und von ihnen verstärkt ein Eintreten für die Religionsfreiheit in ihren angestammten Ländern einfordern.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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