Beim Westdeutschen Rundfunk:

„Meine Oma ist ne alte Umweltsau“
Satire oder Instrumentalisierung?

Im letzten Monat schlugen die Wellen der Empörung hoch: Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hatte aus dem Spaßlied „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ ein Schmählied gemacht unter dem Titel „Meine Oma ist ne alte Umweltsau“. Getextet vom WDR für den WDR-Kinderchor, also für 9- bis 12-Jährige, in dem die Großelterngeneration pauschal als „Umweltsäue“ bezeichnet wird, weil die Oma mit dem SUV beim Arzt vorfährt, dabei noch zwei Opis mit Rollator umfährt, sie jeden Tag ein Kotelett isst, das als Discounter-Fleisch so gut wie gar nichts kostet, mit dem Motorrad fährt und dabei 1000 Liter Super-Benzin verbraucht… Das Lied schließt mit einem politischen Statement: „We will not let you get away with this!”, ein Audiozitat von Greta.

Als die Welle der Empörung hochschwappte, beeilte sich WDR-Intendant Tom Buhrow öffentlich zu erklären, dass das Video mit dem „Oma-Lied“ ein Fehler gewesen sei. Er entschuldigte sich dafür und wies darauf hin, dass es ja eigentlich Satire gewesen sein sollte. Aber immerhin, er hat sich dafür entschuldigt, und das Video wurde aus dem Netz genommen.

Satire als Schutzbehauptung

Satire endet nicht mit einem klaren politischen Greta-Statement. Und im Übrigen hat der WDR für einen Auftritt des Kinderchores geworben, denn die Kinder würden „als Botschafter für Klimagerechtigkeit von anderen Kindern ausgebildet“. Das hat nichts mit Satire zu tun, das ist knallharte Politik. Satire bedient sich im Übrigen des Floretts und nicht des Säbels, denn der Text hier ist agitatorisch, niveaulos, generationenspaltend. Kinder dafür zu instrumentalisieren, um nicht zu sagen, zu missbrauchen, hat mit Satire nichts zu tun. Das ist klassische Agit??

SPD kritisiert Buhrow

Nachdem Buhrow sich klar positioniert hatte, blieb es der neuen SPD-Vorsitzenden Saskia Esken vorbehalten, Buhrow zu kritisieren und ihm vorzuwerfen, dass er seinen Mitarbeitern nicht genügend Rückendeckung gebe. Sie wolle daher WDR-Chorleiter Zeljo Davutovic den Rücken stärken. In die gleiche Kerbe schlug der Bundesgeschäftsführer der höchst umstrittenen Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, ebenso das Deutsche Kinderhilfswerk. Auch die dortigen Verantwortlichen kritisierten den WDR für die Löschung des „Umweltsau“-Videos. Wie nicht anders zu erwarten, kritisierten 40 tendenziell eher rot-grüne angehauchte TV-Autoren Buhrow dafür, dass er sich für das Lied entschuldigt hat. Für den Skandal machen diese Damen und Herren, in der Regel vom Steuerzahler über Gebühren finanziert, sofort die „Rechten“ aus, statt sich einmal selbstkritisch mit dem Inhalt des geschmacklosen Liedes zu befassen.

Aus „Umweltsau“ wird „Nazi-Sau“

Die Krönung allerdings WDR-Mitarbeiter Danny Hollek. Dieser twitterte, dass die Großmütter all jener, die sich jetzt aufregen würden, keine „Umweltsäue“ seien, sondern eine „Nazisau“. Dass dies im Nachhinein von ihm als sarkastische Bemerkung interpretiert wurde, ist nicht sonderlich glaubhaft, wenn man weiß, dass er sich in Dortmund in jungen Jahren extremen Gruppen angeschlossen hat, darunter der Antifa-Struktur. Dass Hollek dann für den WDR sowohl über rechte Demonstrationen als auch über sogenannte antifaschistische Aktivitäten in der Landeshauptstadt berichtete, macht einmal mehr deutlich, wo zumindest Teile des WDR politisch stehen – und so sieht denn auch die Berichterstattung aus Sicht vieler Bürger aus: linkslastig und einseitig.

Mehr Respekt vor dem Alter

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat zu Recht in einem Kommentar ausgeführt, dass Kinder Respekt vor den Großeltern lernen sollten. Dies sei nicht rechts, sondern eine zivilisatorische Errungenschaft - im Übrigen in allen Kulturen. Es gibt einige, wo dies deutlich anders läuft. Wenn „Fridays for Future“ twittert: „Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei“ oder jetzt die Großeltern als Umweltsäue ausgemacht werden, dann ist das kein Beitrag zu einem Verständnis zwischen Jung und Alt. „Fridays for Future“ hat nach Protesten diese Bemerkung dann zurückgenommen. Aber es zeigt die Denke, die eigentliche Grundeinstellung. Es ist für den gesellschaftlichen Zusammenhang nicht gut, wenn grundsätzlich Gruppen gegeneinander ausgespielt werden. Vielleicht schaut im Übrigen der WDR einmal in seine Programmgrundsätze. Dort heißt es: „Der WDR hat in seinen Sendungen die Würde des Menschen zu achten und zu schützen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Achtung, Satire!

Sind nicht die Jugendlichen die eigentlichen „Umweltsäue“?

Schaut man sich den Lebensstil unserer jungen Leute an, dann wird man feststellen, dass es doch gelegentlich Zweifel an der Klima-Tugendhaftigkeit gibt, wenn man das eigene Verhalten genauer anschaut. Junge Leute heute haben zu einem hohen Prozentsatz eigene Autos. Frühere Schülergenerationen kannten das nicht. Viele liefen 20, 30 Minuten zur Schule oder man kam – auch das gilt für einige heute natürlich – mit dem Schulbus. Mit dem eigenen Auto: Fehlanzeige. Heute bringen viele Eltern, manchmal durchaus mit SUV, ihre Kinder in die Schule und holen sie wieder ab. Die Smartphone-Nutzung, Filme herunterladen, daddeln, ständig online sein, all das verursacht ungefähr 10 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland. Gemüse und Obst zu jeder Jahreszeit, eine Selbstverständlichkeit. Fleisch und Avocados aus Südamerika, selbstverständlich. Billigklamotten aus Südostasien - wunderbar, am besten noch im Internet bestellt. 3,5 Milliarden Sendungen pro Jahr durch Internetbestellungen. Besser wäre es, beim Händler beispielsweise in der Altstadt einzukaufen. Aber das kostet möglicherweise 2,50 Euro mehr. Blumen aus Afrika, Städte-Hopping mit Billigfliegern europaweit und darüber hinaus – alles selbstverständlich. Die Fluggastzahlen steigen. In früheren Jahren war Fliegen ein Luxus.

Also, liebe Jugendliche, die ältere Generation gönnt euch von Herzen diesen Lebensstandard, der im Übrigen weltweit ziemlich einmalig ist. Dafür haben eure Eltern und Großeltern hart gearbeitet. Ihr solltet ihnen deshalb dankbar sein und sie nicht auf die Anklagebank setzen.

Wenn alle Länder weltweit Deutschlands Umweltstandards hätten, wäre es um die Umwelt besser bestellt

Schaut man sich die Entwicklung in Deutschland in den letzten 20 bis 30 Jahren an, so kann man mit Stolz auf das umweltpolitisch Erreichte zurückblicken:

Das haben wir erreicht!

- CO2-Ausstoß

Der CO2-Ausstoß ist in den letzten 30 Jahren um 36 Prozent trotz eines Wirtschaftswachstums von 50 Prozent zurückgegangen, von dem auch und gerade die jüngere Generation in Sachen Arbeitsplatzsicherheit profitiert.

- Feinstaubbelastung

Selbst das Umweltbundesamt hat konstatieren müssen, dass im Jahr 2018 die Feinstaubbelastung in allen Ballungsräumen in Deutschland unter dem Grenzwert lag. Die Feinstaubbelastung Partikelgröße PN 2,5 beträgt in Deutschland 13,3. Laut Weltgesundheitsorganisation ist ein Wert oberhalb von 55,5 ungesund. Nur zum Vergleich: Bangladesch liegt bei 97,1, Pakistan bei 74,3, Indien bei 72,5. In 99 Prozent der Städte in Südasien wird die Obergrenze genauso gerissen wie in 95 Prozent der Städte in Südostasien oder in 89 Prozent der Städte in Ostasien. Die Staubbelastung in Deutschland ist in den letzten 30 Jahren um gut 80 Prozent zurückgegangen!

- Stickstoff

Der Stickstoffeintrag ist ebenfalls in den letzten gut 30 Jahren um über 50 Prozent reduziert worden.

- Phosphoreintrag

Die gleiche positive Entwicklung beim Phosphoreintrag. Er ist um 70 Prozent gesunken.

- Wassergüte

Rund 95 Prozent der Seen in Deutschland haben mittlerweile eine Badewasserqualität. Unsere Flüsse sind so sauber wie noch nie. Im Rhein schwimmen Lachse und Aale, ein untrügliches Zeichen für die Qualität des Wassers. Wir haben die Flüsse renaturiert. Wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, kommt Trinkwasser heraus.

Wir haben Kläranlagen mit derzeit drei Reinigungsstufen. Eine vierte, um die letzten kaum messbaren 0,2 oder 0,3 Prozent Schadstoffe herauszufiltern, ist auf dem Weg, während wir weltweit Staaten haben, in denen es überhaupt keine Kläranlagen gibt, geschweige denn welche mit Reinigungsstufen 2 oder 3. Wir haben in Deutschland den Katalysator eingeführt, Hightech-Filter für Kohlekraftwerke, Motoren entwickelt, die so leise sind, dass man sie kaum noch hört, und die im Vergleich zu den 70er oder 80er Jahren dramatisch weniger Kraftstoff benötigen. Eine tolle Technik dank dem Forschungsgeist und Erfindungsreichtum unserer Ingenieure und Techniker. Diese sollten sie auch weiter in Ruhe arbeiten lassen.

Wir haben die Mülltrennung eigenführt, die Wiederverwertung von Plastik, organischen Abfällen, Papier, Glas. Wir haben unsere Häuser neu gedämmt aufgrund neuer Erkenntnisse, Asbest verboten und aus einfach verglasten Fenstern eine Zwei- oder Dreifach-Verglasung gemacht, um Energie zu sparen.

Durch die Beseitigung des Sozialismus in der „DDR“: Ostdeutschland blüht auf

Schaut man sich einmal das Erbe des Sozialismus in der ehemaligen „DDR“ an, die neue SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat sich gerade wieder für den sogenannten demokratischen Sozialismus ausgesprochen, dann wird deutlich, was allein in diesen 30 Jahren im anderen Teil Deutschlands für die Umwelt getan wurde. Vor 30 Jahren waren 54 Prozent der Waldfläche geschädigt, 50 Prozent der Flüsse biologisch tot, 70 Prozent der Flüsse durften nicht mehr zur Trinkwassergewinnung genutzt werden, die Schwefeldioxidbelastung damals betrug pro Einwohner und Jahr 313 Kilo, die Staubproduktion 132 Kilo pro Einwohner. Es war das 17-fache dessen, was im freien Teil Deutschlands anfiel.

Wer damals in die sogenannte „DDR“ fuhr, der roch schon an der Grenze die Braunkohle, die von schlechter Qualität war und für die es kaum Filter gab, so dass die Schadstoffe ungehindert in die Umgebung gestreut werden konnten. Die Städte waren damals grau und braun, trist und heruntergekommen. Heute haben wir dort blühende Landschaften.

Kurzum: Im Bereich der Umweltpolitik ist unglaublich viel Positives geleistet worden, und es ist mehr als anmaßend, wenn junge Aktivisten erklären, dass man nichts für ihre Zukunft getan habe. Wenn alle Länder weltweit unsere Umweltstandards hätten, würde es um die Umwelt insgesamt gesehen deutlich besser aussehen, und zwar losgelöst von der Frage, inwieweit der Mensch das Klima tatsächlich entscheidend oder ein klein wenig oder gar nicht beeinflussen kann.

Meine Oma…

Meine Oma fuhr zeitlebens mit dem Fahrrad,

für Auto und Motorrad fehlte ihr das Geld.

Sie hat im Krieg ihr Hab und Gut verloren,

und heut‘ noch ist sie schlecht gestellt.

Zwei Buben hat der Krieg genommen,

und ihrem Mann nahm er noch ein Bein.

Sie hat ihr Schicksal angenommen.

Es gab nur wenig Sonnenschein.

Sie hat die Ärmel hochgekrempelt

und schaffte viel mit „Manneskraft“.

Doch heute wird sie abgestempelt,

man nimmt sie in die Sippenhaft.

Als „Umweltsau“ und „Nazisau“ beschrieben

wird sie von Kindern schlecht gemacht,

die selber nicht die Worte schrieben:

Die hat ein „guter“ Mensch erdacht.

Und wenn der spöttelt, dass die Oma

ihr Fleisch nur vom Discounter mag:

Müsst‘ er von ihrer Rente leben,

dann tät er jammern jeden Tag!

Meine Oma war ihr Leben lang genügsam,

sie machte niemals einfach „blau“.

Von Kreuzfahrten konnt‘ sie nur träumen.

Meine Oma war ne wunderbare Frau!

 

Otto Kellermann, KV Erding

 

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe3/2024