CDU-Fraktion kritisiert Pläne für ein „ökologisches Gewerbegebiet“ in Münchholzhausen

Die Koalition im Wetzlarer Rathaus, bestehend aus SPD, Freien Wählern und Grünen, hat den Magistrat in der letzten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung beauftragt, für das geplante Gewerbegebiet Münchholzhausen Nord ein Konzept für ein „ökologisches Gewerbegebiet“ zu erarbeiten. Dabei werden dem Magistrat bereits eine Reihe inhaltlicher Eckpunkte vorgegeben, die unter anderem die bauliche und verkehrliche Gestaltung betreffen.

Die CDU-Fraktion hat gegen diese Beschlussvorlage gestimmt, weil sich die Beschlussvorlage bereits mit dem „Wie“ eines Gewerbegebietes Münchholzhausen Nord befasst. Für die CDU-Fraktion ist allerdings das „Ob“ eines solchen Gewerbegebiets noch fraglich. So wendet sich die CDU-Fraktion gegen die behauptete Alternativlosigkeit und fordert seit Längerem ein vorgeschaltetes ergebnisoffenes Bürgerbeteiligungsverfahren, in dem insbesondere auch mögliche Alternativen zu prüfen wären. Die CDU erachtet eine weitere Zersiedlung der Landschaft für nicht mehr zeitgemäß.

Auch die topographische Lage des geplanten Gewerbegebiets, seine Dimension und den damit verbundenen Eingriff in die Natur, das Landschaftsbild und auch das Wohngefühl in Münchholzhausen und Dutenhofen sieht die CDU kritisch. Auch würden erneut landwirtschaftliche Flächen in beträchtlichem Umfang verloren gehen.

Über diese grundsätzlichen Erwägungen hinaus zeigen die Pläne für ein „ökologisches Gewerbegebiet“ aber auch inhaltliche Schwächen. Auch die CDU-Fraktion ist der Ansicht, dass Gewerbegebiete – nicht nur in Wetzlar – zukünftig anders gestaltet werden müssen als bisher. Jedoch erscheint schon sehr fraglich, ob Grünflächen, Biotope usw. innerhalb eines Gewerbegebiets vorgesehen oder sogar neu angelegt werden sollten. Denn durch solche Maßnahmen steigt letztlich der Flächenverbrauch zur Schaffung neuer Gewerbeflächen, weshalb entsprechende Konzepte auch von ausgewiesenen Naturschützern mehr als kritisch gesehen werden. Darüber hinaus geht die Beschlussvorlage auf eine Vielzahl von Selbstverständlichkeiten ein, wenn unter anderem eine Anbindung des Gewerbegebiets an den öffentlichen Personennahverkehr oder ein Rad- und Fußwegekonzept gefordert werden. Weitere Eckpunkte finden im Rahmen einer erforderlichen Bauleitplanung ohnehin Berücksichtigung.

Vor dem Hintergrund der massiven Proteste gegen das Gewerbegebiet Münchholzhausen Nord und auch eines zunehmenden Umweltbewusstseins in der Bevölkerung erscheint die Beschlussvorlage von SPD, Freien Wählern und Grünen jedoch nicht mehr als ein klassischer „Schaufensterantrag“, um formal zu dokumentieren, dass die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger scheinbar ernst genommen werden. Wichtiger wäre es jedoch, die weitere Stadtentwicklung unter Beteiligung der Bürger, der Unternehmen und der weiteren Stakeholder neu zu konzeptionieren. Stattdessen wird sich krampfhaft an ein städtebauliches Entwicklungskonzept aus dem Jahr 2004 geklammert.

Mit der Beschlussvorlage soll auch das angeschlagene Gewissen der Grünen beruhigt werden. Denn es wird immer deutlicher, wie widersprüchlich die grüne Kommunalpolitik in Wetzlar ist. Die Zersiedlung und Versiegelung der Landschaft wird von den Grünen in einem Umfang mitgetragen, der durch all die „wilden Wiesen“ und andere grüne Prestigeprojekte auch nicht annähernd kompensiert werden kann.

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J.S.

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