Pro Polizei besuchte Institut für Forensische Psychiatrie

Auf Einladung ihres Mitgliedes Thomas Willführ, der in der Forensik arbeitet, waren jetzt knapp 20 Mitglieder von Pro Polizei Wetzlar in Gießen, um sich über die Arbeit in der Forensischen Klinik informieren zu lassen. In Gießen werden rund 180 Personen in unterschiedlicher Intensität betreut. Menschen mit krankhaften seelischen Störungen, mit Bewusstseinsstörungen, mit Schwachsinn oder auch seelischer Abartigkeit. Sie benötigen Hilfe für sich, aber auch Hilfe zum Schutz der Allgemeinheit. Dabei gibt es Abteilungen mit Sicherheitsstandards wie in der Justizvollzugsanstalt, weil die Patienten partiell unkalkulierbar sind und ein hohes Risiko darstellen. Es gibt Spezialstationen, wo man versucht, ein homogenes Publikum zu erreichen, Therapiestationen, aber auch eine Entlassungsstation, denn Ziel ist es natürlich, Menschen, die im Schnitt fünf Jahre dort verbracht haben, wieder in resozialisierter Form in die Gesellschaft einzugliedern. Bei einigen gelingt dies im Bereich des ersten Arbeitsmarktes, bei deutlich mehr im Bereich des zweiten Arbeitsmarktes.

Der Betreuungsaufwand insgesamt ist sehr hoch. Man kann mit rund 7000 Euro pro Monat rechnen, denn 75 Prozent aller derer, die dort medizinisch behandelt werden, haben schwere Delikte verübt. Erfreulich sei, dass die Rückfallquote bei insgesamt rund 5 bis 7 Prozent liege, was ein vergleichsweise niedriger Wert sei. Insgesamt gesehen müsse man allerdings feststellen, dass die Zahl der Untergebrachten bundesweit steige. Seien es 1990 noch rund 2500 sicherungsverwahrte Menschen gewesen, so seien es aktuell knapp 7000, wobei die Verweildauer von durchschnittlich 6,2 Jahren im Jahr 2008 auf mittlerweile knapp acht Jahre im Jahr 2012 gestiegen sei. In Hessen betrage die durchschnittliche Verweildauer fünf Jahre.

Pro-Polizei-Vorsitzender Hans-Jürgen Irmer dankte dem Leiter der Klinik Gießen, Dr. Hofstetter, und der Justiziarin Anne Rohner für ihre Vorträge und fachliche Begleitung sowie Pro-Polizei-Mitglied Thomas Willführ, der zum zweiten Mal diese hochinteressante Besuchsmöglichkeit ermöglicht hatte.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe04.04.