Bundesvorsitzender Stephan Rauhut in Wetzlar:

Hessens Unterstützung für die Heimatvertriebenen ist vorbildlich

Beeindruckt und erfreut äußerte sich Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien sowie Mitglied des Präsidiums des Bundes der Vertrieben (BdV). Rauhut hielt die Festansprache beim „Tag der Heimat 2019“, zu dem der Orts- wie der Kreisverband Wetzlar des Bundes der Vertriebenen e. V. unter dem Motto „Menschenrechte und Verständigung - Für Frieden in Europa“ in das Bürgerhaus (Siedlerklause) Büblingshausen eingeladen hatte.

Beeindruckt zeigte sich Rauhut über die Anwesenheit von nahezu 200 Besuchern bei einer lokalen Veranstaltung des BdV - und erfreut über die Präsenz von Vertretern zahlreicher Parteien. Neben der traditionsgemäß stark vertretenen CDU mit dem Bundestagsabgeordneten Hans-Jürgen Irmer und dem Landtagsabgeordneten Frank Steinraths an der Spitze, konnte der BdV-Kreisvorsitzende und stellvertretende BdV-Landesvorsitzende Manfred Hüber (Leun) Oberbürgermeister Manfred Wagner und Landrat Wolfgang Schuster begrüßen.

Eine solche parteiübergreifende Präsenz seit leider nicht überall in Deutschland eine Selbstverständlichkeit, wenn es um die Anliegen und eine Veranstaltung der Vertriebenenverbände gehe, so Rauhut, für den Hessen ohnehin „vorbildlich und beispielhaft ist, was Zuneigung, Wertschätzung und Unterstützung der Anliegen der Heimatvertriebenen“ angehe. So war Hessen vor zehn Jahren das erste und lange Zeit einzige Bundesland, das eine Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler implementiert habe. Dem Beispiel und Vorbild Hessens sind mittlerweile Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gefolgt. Die „vorbildliche Politik“ des Landes auf diesem Feld dokumentiere sich auch in der Tatsache, dass das Thema Flucht und Vertreibung ausschließlich in Hessen Teil der Abitur-Curricula sei.

Das sei auch notwendig, müsse doch in Deutschland der Verlust des Gefühls für Identität und Wurzeln und damit auch Stück weit für Freiheit verlorengegangen sei. Andererseits stelle bei seinen Reisen fest, dass „das Interesse an Schlesien riesengroß ist“. Gerade auch bei Polen und Tschechen, bei denen eine geradezu „große Begeisterung“ herrsche. „Nur leider in Deutschland nicht“, so Rauhut.

„Schlesien ist ein Europa-Thema geworden.“ Es zahle sich aus, dass die Vertriebenenverbände schon vor der Wende soziale Kontakte in die Nachbarländer Tschechien und Polen geknüpft, aufgebaut und gepflegt hätten. Denn der Austausch von Mensch zu Mensch sei Grundlage aller Verständigung - und „Freiheit und Frieden können nur auf dem festen Boden der Herkunft Bestand haben.“

„Vertreibung ächten“ war laut Rauhut in einem der vergangenen Jahre das Motto des „Tages der Heimat“. Die aktuellen Vorgänge im Norden Syriens offenbarten die fortwährende Aktualität dieses Mottos. Geostrategische und nationalistische Überlegungen seitens des türkischen Präsidenten Erdogan führten dort zu Flucht und Vertreibung, was Rauhut als „kaltschnäuziges Vorgehen zu Lasten der Menschen, die sich nicht wehren können“, verurteilte. Die „Kultur der Vertreibung“ sei aktueller denn je. Menschen verlören ihre Heimat und ihre Rechte „und der Westen schaut hilflos zu“. Angesichts all dessen bleibt, so Rauhut, „unser Auftrag, für Frieden, Freiheit und Menschenrechte einzutreten, klar“.

Hans-Jürgen Irmer versicherte den Heimatvertriebenen und ihrer Anliegen die weitere Unterstützung durch die Union zu. Er wies auf das Vertriebenengesetz und den darin formulierten Auftrag hin, das kulturelle Erbe der Geflüchteten und Vertriebenen zu erhalten und zu sichern. „Das darf nicht in Vergessenheit geraten.“ Zu diesem Zweck regte er eine „Bibliothek der Heimatvertriebenen“ für den heimischen Raum in Wetzlar an. Junge Menschen müssten für die Thematik interessiert und motiviert werden, denn: „Wenn wir die Jugend jetzt nicht informieren, wer dann sonst!“ Landrat Wolfgang Schuster nannte die Vertreibung einen Verstoß gegen die Menschenrechte.

Der Tag der Heimat hole die Ereignisse von Flucht und Vertreibung „aus dem Erinnerungsschatten“, zitierte Oberbürgermeister Wagner einen ehemaligen Bundespräsidenten. Sich erinnern, ohne angesichts der nationalistischen und populistischen Entwicklungen auch in Europa verbittert zu sein und dabei die Lehren aus der Geschichte beherzigen, ist für den Oberbürgermeister besonders wichtig.

Der „Tag der Heimat 2019“ in der Siedlerklause wurde musikalisch mitgestaltet von der Blaskapelle „Egerländer Maderln“ aus dem Lahn-Dill-Bergland, dem vereinigten Union- und Lahngruß-Chor aus Wetzlar, dem Duo „Heimatklänge“ und der Gesangsgruppe „Stimme der Hoffnung“ bestehend aus russlanddeutschen Frauen, die allesamt in Wetzlar zu Hause sind.

 

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Franz Ewert

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