Kritik an Herbert Grönemeyer

Totalitärer Ansatz mit Demokratie nicht vereinbar

Vor wenigen Wochen hat Herbert Grönemeyer bei einem Konzert „Gegen Rechts“ in Wien einen bemerkenswerten Satz gesagt, der sein Demokratieverständnis zumindest erlaubt in Zweifel zu ziehen. Abgesehen davon, dass ein Konzert „Rechts“ falsch ist. Ein Konzert gegen Rechtsextremismus wäre korrekter und richtig. Und wenn die Veranstalter gelegentlich noch zu Konzerten gegen Linksextremismus und Islamismus aufrufen würden, dann wären alle drei Problembereiche angesprochen. Aber mit Begrifflichkeiten wie „Kampf gegen rechts“ versucht man schon in Ansätzen all das zu brandmarken, was irgendwie konservativ ist.

Ich bin vor Jahren von einem Verband angeschrieben worden, mich an einer Aktion gegen rechts zu beteiligen. Ich habe geantwortet, dass ich ja dann gegen mich selbst protestieren müsste. Man könnte sicherlich nachvollziehen, dass ich das nicht möchte. Aber wenn sie meinten, ich solle mich am Kampf gegen Rechtsextremismus beteiligen, dann wäre ich selbstverständlich dabei und im Übrigen auch im Kampf gegen Linksextremismus und Islamismus. Eine Antwort gab es erwartungsgemäß nicht.

Argumente kommen aus dem Kopf – nicht aus dem Kehlkopf

Grönemeyer hat beim einschlägigen Publikum in brüllendem Tonfall erklärt: „Wenn Politiker schwächeln, das ist glaube ich in Österreich nicht anders als in Deutschland, dann liegt es an uns, zu diktieren, wie ne Gesellschaft auszusehen hat.“ Das ist schon bemerkenswert totalitär. Wer ist „uns“? Und wer etwas diktieren will, hat die demokratischen Grundprinzipien dieses Staates auch nicht ansatzweise begriffen. Es mag politisch unbequem sein, sich mit Konservativen oder „Rechten“ beschäftigen zu müssen. So wie früher die CDU rechts war, die SPD links. Aber man kann nur sagen: Wehret den Anfängen.

Ich möchte nicht von irgendjemandem diktiert bekommen, was ich zu sagen, was ich zu denken habe, wie ich mich politisch zu verhalten habe. Niemand muss meine Meinung teilen. Das ist das Schöne in der Demokratie, dass man sehr unterschiedlicher Auffassung sein kann und sein darf und das auch zum Ausdruck bringen kann. In dem Moment, wo etwas, von wem auch immer, „diktiert“ wird, gibt es ein Problem. Siehe beispielsweise Herrn Erdogan in der Türkei, der diktiert auch, was aus seiner Sicht richtig ist. Oder Herr Putin, der auch diktiert, was gut für seine Landsleute ist. Oder der nordkoreanische Machthaber, die Sozialisten in Kuba, die chinesische Staatsführung. Sie alle diktieren. Solche Diktate haben mit der Demokratie nichts gemeinsam.

Herbert Grönemeyer sollte sich einmal erklären, wie er das gemeint hat. Und vielleicht denkt auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) über sein Grönemeyer unterstützendes Zitat nach, in dem es heißt: „Es liegt an uns, für eine freie Gesellschaft einzutreten und die Demokratie gemeinsam zu verteidigen. Danke an Herbert Grönemeyer…“.

Über den Autor

Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier
Aktuelle Ausgabe4/2024