Italien hat Deutschland geholfen

Strom-Blackout vermieden

Einigen politisch Verantwortlichen kann es gar nicht schnell genug gehen mit dem Abschalten von Atomkraftwerken und dem Stilllegen von Kohlekraftwerken. Allerdings werden die Folgen nicht bedacht. Am 24. Januar, so berichtete die Zeitung „Die Welt“, stieg Deutschlands Stromverbrauch auf 83 Gigawatt. Die Windkraft an Land lieferte an diesem Tag 1 Gigawatt und die Solaranlagen konnten 3 Gigawatt hinzufügen – und der Rest?

Mehr als 90 Prozent des deutschen Strombedarfs wurden nicht nur an diesem Tag, sondern in der zweiten Januarhälfte in etwa von Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken gedeckt. Selbst das war schwer genug. Aus Italien sind Reserven angefordert und geliefert worden. Frankreich selbst, sonst auch Atomkraftstromlieferant in Deutschland, konnte wegen des Alterungs- und Überprüfungsproblems seiner Kernkraftwerke nicht entscheidend zur Sicherstellung der Stromlage beitragen.

Ein Gau
Der größte anzunehmende Unfall (GAU) ist, wenn in dem Industrieland Deutschland die Gefahr besteht, dass die Stromversorgung nicht mehr garantiert wird. Dabei geht es nicht nur um den entsprechenden Energiebedarf der deutschen Wirtschaft. Es geht genauso um den Energiebedarf eines jeden Haushaltes, der öffentlichen Infrastruktur, der Sicherheitsanlagen… In den vergangenen fünf Jahren sind insgesamt 82 konventionelle Stromerzeuger mit einer Leistung von mehr als 12 Gigawatt zur Stilllegung angemeldet worden. Und das merkt man spätestens dann, wenn die Wetterlage - gerade im Winter - keinen Strom aus Windenergieanlagen oder Solaranlagen erlaubt und gleichzeitig ein hoher Strombedarf vorhanden ist.

Deshalb warnt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft davor, weitere Reserven stillzulegen. Man brauche, so Kapferer, weiterhin flexible konventionelle Kraftwerke, um die stark schwankende Stromeinspeisung aus Wind und Photovoltaik jederzeit ausgleichen zu können.

SPD-Ministerium erwartet steigende Preise – sieht aber keinen Handlungsbedarf
Der zuständige Staatssekretär im SPD-geführten Bundeswirtschaftsministerium, Rainer Baake, geht davon aus, dass das Wegbrechen der konventionellen Kraftwerke zu steigenden Strompreisen führt. Handlungsbedarf sehe er allerdings nicht, denn bei steigenden Preisen gebe es genügend Anreize, in neue Kraftwerke zu investieren.

Eine solche Aussage ist verantwortungslos gegenüber den Menschen und dem Industriestandort Deutschland. Solange es keine Speicherkapazitäten für durch Wind und Sonne erzeugte Energie/Strom gibt, solange die Leitungen fehlen, solange wird es zwingend zur Absicherung einer stabilen Stromversorgung konventionelle Kohlekraftwerke ebenso geben wie Gaskraftwerke, die allerdings finanziell dafür unterstützt werden müssen, weil sie „Stand-by“ zur Verfügung stehen, um Schwankungen auszugleichen.

Aktuelle Ausgabe4/2024